18.03.2023,
hagen306:
Das hehre Ziel, den 6. Tag des Bergtrainings an dieser Stelle Revue passieren zu lassen, haben wir nicht erreicht. Zu voll war der Tag mit Radfahren. Früh bis abends, über alle Pässe, die uns der Tourenplan unverblümt ins Pflichtenheft schrieb. Und diese Berge waren durchaus Erstbefahrungen: Der erste im Bunde, jahrelang mangels besseren Wissens als "Los Guájares" beschrieben - ist eigentlich die Venta de la Cebada. Der zweite - die "Nordanfahrt" zur Haza del Lino hatte bislang gar keinen Namen, entpuppte sich aber als Puerto de Camacho. Beides absolute Hidden Champions. Da konnten wir also nur kurbeln, schweigen, schwelgen und genießen. Zu geeigneter Stunde werden wir das Pässelexikon entsprechend anpassen.
Wohl aber wollen wir noch einmal auf den gestrigen finalen 7. Tag schauen: 130 oder 187 (?!) km, gleißender Sonnenschein, Küstenstraßenromantik und Hinterlandfeeling. Lasst uns noch einmal alles aus diesem Tag rausholen - so unsere Gedanken- und Tatenwelt.
Die Abfahrtszeit für Gruppe 1 könnten wir boshafterweise als "#pausengotts Rache" betiteln - denn 8:30 schickt er sie auf die Reise, um vom Hotelbalkon noch die Frage aufzuwerfen, ob sie zu den Ü70 Golfern mit in den Bus steigen. Er selbst und Guidekollege Kubetzek rollen erst etwas später los - die Strecke ist ja "nur 130km" lang und wir haben uns auch mit Andi bei den Einsern darauf verständigt, heute pannenfrei durchzukommen. (Wir sagen jetzt einfach mal, das hat geklappt ;-)).
Während also unsere Heißdüsen erstmal 60km die Küste entlangdonnern, gabeln wir anderen einen Bikepacker auf. Ihr seid doch diese Radler von quäldich, oder? Wie sich rausstellt, ein Bekannter von Julia (Heißdüse), der von Cádiz nach Barcelona fährt. "Und dann seid Ihr von Euren drei Gruppen die Einsteigergruppe"? (Unverschämtheit...) - "Nee, die entspannte" - genau deswegen wird schon das Einrollen zur Ehrenrunde: Arm in Arm gleiten wir über die Champs d´Elys.... nein nicht ganz.
In Albunol bei einem kurzen Kaffee knallt es auf einmal heftig: Hier sind gerade Kabeljau-Tage - wird da etwa der Stockfisch geschossen oder war es doch ein Reifen oder ein Powergel? - Es waren die üblichen Fiesta-Böller.
im Folgenden nutzen wir die segensreiche Technik: "google, show me where the radler is" - Dank Live-Standort ist die Meute gut informiert, wo diejenigen sind, die heute ein wenig abkürzen auf dem Weg zur Haza (Gerüchtehalber setzt Bertrand (Heißdüse) zeitgleich viel weiter östlich an der Venta del Chaleco gerade wieder eine seiner gefürchteten 8000-Watt-Attacken. Er hat das mit "quaeldich" wirklich verinnerlicht, guter Mann!)
Doch auch Kollege Kubetzek und #pausengott müssen heute leiden - der gestrige krawallig-intervallige Unfug am Berg ist noch deutlich zu spüren - sie sehnen das Erreichen der Contraviesa-Höhenstraße förmlich herbei. Nur um beim Reiten über deren Hügel sich im Windschatten anderer Kraftwerke noch weiter zu schleppen.
Pause ist heute mal wieder an der Haza del Lino. Francisco tischt auf: Picadillo-Suppe, Nudeln, Schokotorte ("die muss jeder essen, die gibt Kraft!" - aber selbst die Vielesser kämpfen) - gut, dass wir fast nur noch bergab müssen. - Und das ist eine Wonne: Synchron und sicher legen wir uns in die Kurven, man muss hier wirklich um keinen bangen. Noch schnell ein letzter Bergsprint am finalen Hügel - erfolgreich haben wir uns alle kaputtgespielt - jetzt aber Tour d´honneur hinab zum hoyo 19 - unserer Strandbar!
Dort ist heute Gruppe 2 dran, die Plätze für die restliche Meute freizuhalten. Wo gibt´s hier Radler? - Natürlich an der Theke, die Getränke werden aber auch durchaus an den Tisch gebracht. - Die Sonne senkt sich, wir kullern zurück ins Hotel, essen ein wenig, reizen die Öffnungszeiten der Hotelbar aus und bieten dem Schankwirt noch kollegial an, dass wir uns nun selbst versorgen ("show us where the Radlder is"), was er aber wohl nicht möchte - und auf einmal ist das Bergtraining Andalusien 2023 Geschichte. Hasta la próxima!
So wollten wir das:
Die Schlussetappe hat durchaus den Charakter einer Tour d´honneur: Erst das lange und meist mit Rückenwind versorgte Küstenstück bis La Rábita, dann der sehr gleichmäßige und flüssige Anstieg über Albondón hinauf auf die Contraviesa. Panoramen satt: nach Süden auf das Mittelmeer, nach Norden auf die gewaltig wirkende und ab 2000m noch schneeweiße Sierra Nevada. Oben auf 1200m heißt es nun: Kette rechts und ungezügelt über die Wellen bis zur Haza. Zwar lockt noch einmal die Sierra de Lújar, doch wir belassen es für heute bei 2500 Höhenmetern und stürzen uns hinunter ins Tal des Guadalfeo. Hinter Vélez nehmen wir noch ein letzes Mal den Stieg hinauf zum Gorgoracha-Tunnel (Letzche Chance für den Angriff auf das gepunktete Trikot :-)) und rollen nun einfach nur noch bergab bis ins Ziel: Y ya está!!
Trainingstipp: Heute hast Du die Wahl: entweder in den langen Anstiegen schön an der Schwelle kurbeln oder aber kurz-intervallig-attackig mit viel Schmackes über all die kleinen Wellen oben an der Contraciesa und danach. Beides zugleich empfehlen wir ausdrücklich nicht. Natürlich kannst Du diesen Tag auch einfach nur genießen - das ist sowieso die erste Option für useren Pausengott ;-)!