26.05.2023,
hagen306:
Radsport ist ja Teamsport. Man fährt für- und miteinander, gönnt den anderen im Team die Bergwertung. Natürlich handhaben wir das ganz genauso auf unserer Fahrt von Zudaire oben in der Sierra de Urbasa nach Lekunberry. Und vor allem hinauf zum San Miguel de Aralar, dem heiligen Berg der Basken. Nach der gestrigen Arrate-Etappe lautet der unausgesprochene Beschluss, weniger die Beine, sondern auch den Kopf zu fordern. Hier also eine lose Auflistung der wichtigsten Weisheiten nach mittlerweile 5 Tagen Baskenland:
1. Fährt der Guide gut vorne weg, schert Dich der Gegenwind nen Dreck. (Eigentlich verbotenes Verhalten, jedoch wird sich der Betroffene am nächsten Anstieg revanchieren und einschenken.)
2. Fährt Maresa wieder vorn, zieht der Philipp schwer am Horn. (Wir hörten von Schwielen an den Händen ob des aufreibendem Kontakts mit dem Lenkerband.)
3. Hat der Wirt am Passe keine Eier, fressen ihn wohl bald die Geier. (Wir dürfen am Lizarraga-Pass ein wirklichn unglaubliches Schauspiel erleben: Hunderte Geier im regen Flugverkehr über der Straße und ein riesiges Getümmel um und auf ein verendetes Pferd. Allein das ist schon unser Erlebnis des Tages, obwohl es noch zum San Miguel hinaufgeht.)
4. Wird der Glinder (Codewort für unseren besten, laut Bayer aber noch zu formenden Bergfahrer, der ihn gestern fast abkochte) violett, wird´s für den Bayern richtig nett. (und er legt noch eine Schippe drauf, wenngleich ab 10% die Leistungsgewichts-Ratio kritisch wird).
5. Biste bei Rodrigo satt, fährt Dich nicht der Bayer platt.
Und so ginge das weiter. Natürlich fahren wir noch hinauf zum Dach der dieser Tour - den Antennenmasten hoch über der Wallfahrtskirche von San Miguel. Und fühlen uns wie der Büßer, der dann mit Hilfe des Erzengels Michael die Ketten sprengte (sie hängen im 1000jährigen Gemäuer) auf unserer Fahrt durch mal wieder einen Märchenwald. Und natürlich erwischt uns dann dabei doch noch ein kleines Schauerchen. Who cares?
Und da wir bereits unglaublich in spanische Gepflogenheiten involviert sind, stört es uns auch überhaupt nicht, dass es Abendessen erst 20:30 gibt - wir überbrücken die Zeit im "Club de Jubilados" (also im Lokal des Altenheims), denn auch hier gibt es San Miguel oder Estrella oder ewas auch immer. Denn vermutlich erst nach mehreren Amphoren kann man so manchen Passnamen aussprechen...
Der Plan:
Richtig geraten: wenn wir heute nach Norden fahren, geht es wieder hinauf auf die Sierra de Urbasa. Je nach Tagesform nehmen wir noch das Kloster von Ignanzu mit, bevor wir über die Andía zum Puerto de Lizarrate gelangen. Das Passhäuschen hat 365 Tage auf, genau so soll es sein. Durch den kurzen Gipfeltunnel hindurch geht es fix bergab bis Etxarri. Nach kurzem Flachstück folgen wir der kleinen, lieblichen Straße über Oderitz nach Lekunberry. Tagesziel erreicht? Nicht ganz, denn der Höhepunkt des Tages steht noch an: hinauf zum Santuario de San Miguel de Aralar, einem der heiligsten Berge der Basken. Wir fahren natürlich ganz hinauf bis zu den Sendemasten, denn nur so liegt uns wirklich die gesamte Umgebung zu unseren Füßen. Rasante Abfahrt hinunter nach Lekunberry und dann aber Einkehrschwung ins Hotel!