22.05.2023,
hagen306:
Ulaub dient der Erholung. Dafür gibt es ja sogar eigens das Bundesurlaubsgesetz. Ein Schelm, wer dabei an die täglichen Etappen unserer Reisen dankt - nennen wir die täglichen 120km, diversen Pässen und Windkantenpassagen also "aktive Erholung".
Nicht anders ist es im Baskenland - wie erholen uns sehr aktiv. Zwar rollen wir auf unserer heutigen Etappe noch gemütlich die Uferpromenade des Nervión hinaus aus Bilbao, doch sind wir alsbald mittendrin in den baskischen Hügeln. Derer viele sind mit Blick auf den nahenden Grand Depart der Tour de France schon hübsch geschmückt mit neuen Schildern nur fürs Rennrad: Verbleibende Strecke bis oben, durchschnittliche Steigung usw. Und natürlich werden die motoriserten Teile der Weltöffentlichkeit fortlaufend daran erinnert, 1,5m Abstand zu halten. (Wie einfach das doch ist - stellen wir mal wieder fest!).
Eine weitere neue Erfahrung: Auch hier gibt es mittlerweile einige freilaufende Hunde; natürlich erfolgt der Überfall ausschließlich, wenn wir bergauf fahren. - Einer muss sich opfern: Michi ruft die 6 Kläffer mit einem gehörigen Brunstschrei zu sich hin, sie wollen ihn zwacken, kommen dabei der Socke gefährlich nah und lassen ab...
Von hinten nähert sich derweil eine weitere Jägerin: Anna trainiert gerade für irgendwelche Ultra-Rennen wie transiberica und Co. und hatte Hals über Kopf ihren Kaffestop beendet, als wir vorbeifuhren. Denn der mit der Guidetasche unterm Sattel könnte ja auch ein Ultracyclist sein. Der Anstieg vergeht somit recht schnell.
Zuverlässig hat am Sonntag hier in der Kantabrischen Kordillere wirklich jede Bar offen: Heute kehren wir wieder mal bei Rosi ein. In Lanestosa hat sie sich aus unerklärlichen Gründen direkt gegenüber der Kirche angesiedelt und ein Teil der Stühle steht sogar unter dem Vordach des Gotteshauses. Trinkt der Pfarrer etwa mit?
Weiter geht´s, die Triebwerke laufen heiß, nur der Alto de los Tornos als direkter Übergang über die Kantabrische Kordillere will noch bezwungen werden. Oben steht bereits das hier zu sehende Ehrenschild für uns: "máquinas trabajando" (Maschinen bei der Arbeit). Wie war das doch gleich mit dem Urlaubsgesetz?
Doch halt, die schnelle Garde hat doch tatsächlich den Zusatzbuckel ausgelassen - was ist los? Nun: Wir haben einen Borussia-Dortmund-Fan unter uns. Bereits gestern ertönte ein unüberhörbarer Jubelschrei in Bilbaos Gassen, als das Ergebnis des Bayern-Spiels bekannt ward. Und heute: Muss er pünktlich im 17:30 zum Anpfiff im Palast, ähem Hotel sein. Die Karenzzeit rückt gefährlich nahe - da kann ein Berg schon mal warten. Aufgrund des allbekannten Ergebnisses gibt es dann auch eine gehörige Saalrunde für alle. Wollen wir also mehr Fußball als "schönste Nebensache der Welt"? Nö, wir wollen noch mehr Berge morgen in der Kantabrischen Kordillere!
Der Plan war dieser:
Gegenüber der Normalvariante hängt die Langvariante noch fast den gesamten Anstieg zum Alto de los Tornos in der Kantabrischen Kordillere hintendran, bevor wir auf feinster Straße nach Ramales hinuntercruisen. Warum? Weil es so schöne Aussichten gibt! Nicht zu steil, Kaum Verkehr. Sehr empfehlenswert.