02.06.2019,
hagen306:
Eine Woche Baskenland-Rundfahrt liegt hinter uns - was wir gestern abend erst einmal gehörig begossen haben. Natürlich nur, um unser Wasserdefizit nach dem letzten Hammertag mit noch einmal 3000 Höhenmetern auszugleichen. Zumindest bei mir schien es doch recht groß zu sein. Obendrein war den Kellnern in der Bar zu später Stunde scheinbar wichtig, die Kasse nicht noch explodieren zu lassen, so dass wir eine 1:3-Quote hatten (auf ein Getränk kamen 3 Gratisgetränke). Aber es gab ja auch noch einen herrlich-bestialischen Tourabschluss von Bilbao San Sebastián hatten. Dieser Tag hätte eigentlich auch "Britta und der Oiz" heißen können.
Ich hab ja schon die ganze Woche drauf gewartet, doch am letzten Tag schwingt sie sich aus der entspannten in die mittlere Gruppe, denn für diese ruft...der Oiz - dieser in Beton und Asphalt gegossene Blödsinn bis auf 1019m hinauf. Aber da wir hier im "Club der Bekloppten" unterwegs sind, wollen wir da natürlich rauf.
Wir stimmen uns mit dem Igeldo gleich nach Start in San Sebastian ein, herrlich zum Warmwerden (später werden wr die Hitze noch verfluchen) und rollen später entlang der Küste von Strand zu Strand. Hunderte baskische Rennradfaher sind auf den Rädern, zwischendurch stoppen wir noch für ein Radrennen der Junioren - die "jovenes jinetes" (junge Reiter) geben alles, wir auch. Leider zunächst nicht auf dem Rad, sondern mit Google Maps und Co, da wir einer Tunnelsperrung ausweichen müssen und die Alternativrouten rar sind. Aber genau dies schraubt letztlich die 3000 Höhenmeter des Tages zusammen. - Haben wir das etwa mit Absicht gemacht ;-)??
Gegen Mittag sind wir nun bei etwa 30 Grad angekommen - schon seit geraumer Zeit trinken wir die Dorfbrunnen leer. Und dann stehen wir an diesem unscheinbaren Abzweig vom Balkon de Bizkaya: Lieblich schmiegt sich das Betonband an die Bergflanke. Wir sind am Fuße des Oiz! - Nicht ganz so lieblich werden gleich die Prozente sein, in den Spitzen mit mehr als 20%. Darauf haben wir die ganze Woche gewartet - oder?
Kette links, raus aus dem Sattel, treten und beten, dass die Kurbel noch einmal rum geht. Geht sie, und dann sind wir oben: 360°-Panorama. Sonne satt. Noch ein wenig Zeit, um die beste Fotoposition zu suchen - denn wir wollen Britta gehörig feiern - die sich mit dieser infernalischen Rampe einen kleinen Traum erfüllen konnte, ihre Legende schreibt! Chapeau, Britta!!- Hach, mir geht das Herz auf, wenn ich die Siegerfäuste im Lachen am Gipfel sehe! Diese Augenblicke sind es, für die ich meinen Job für den "Klub der Bekloppten" so liebe. Und nach diesen Momenten werde ich auch immer weiter suchen: Nächstes Jahr wieder im Baskenland!
Originaltext
Was der Jaizkibel im Osten, ist der Igeldo im Westen von San Sebastián. Wir knüpfen nahtlos an den gestrigen Tag an und klettern sofort nach Start auf den gemeinen Buckel. Anschließend geht es mal direkt und wunderschön an der grünen Küste ab Ondarroa, mal etwas weiter landeinwärts nach Lekeitio zum Pausenstopp. Fragt den Pintxo-König nach der Bar mit dem besten Kaffee der Hafenstadt.
Nun setzen wir zum Finale an: Über Muntibar geht es rauf auf den Balkon de Bizkaya (richtig: Panorama satt). Für die Nimmermüden - und nur bei gutem Wetter - haben wir von hier aus je nach Wetter noch die Option, über die Nordrampe zum Monte Oiz, der in 2018 vuelta-erprobten Gemeinheit (1028m), zu fahren. 8 teils bestialisch steile Kilometer mit Spitzen weit jenseits der 20%. Der Anglirú der Basken!! Runter geht´s auf gleicher Strecke
Alle anderen kurbeln durch die nicht enden wollenden Hügel bis nach Bilbao. Nach den letzten Hügeln stürzen wir förmlich hinab direkt ins Zentrum. Epische 140km berechtigen uns zu sofortigem Schmutzbier und pintxo-Orgie in der Altstadt, am Ziel unserer Klassikerwoche. Salud!