28.05.2022,
hagen306:
Die Heldenkurve steigt: Jeden Tag Klassikeralarm von Jaizkibel bis Igeldo, von allen bezwungen. Wozu haben wir eigentlich Kurzvarianten vorbereitet? Eine entspannte Gruppe 3, welche die 2 und 1 konsequent auffährt, das geht eigentlich gar nicht. Bei uns schon. 7 Tage Sonnenschein bei den Basken? - Geht nun wirklich nicht, wollen wir auch nicht, kriegen wir auch nicht. Wenngleich das Schild heute an der Apotheke in den Bergen mit der Anzeige "23°C" doch eine gewisse wärmende Wirkung hat.
Unsere "Itzulia" (auf schlau für "Baskenland-Rundfahrt") ist ein Füllhorn an täglichen Legenden, Verfehlungen und Vorkommnissen. Und viele davon gehen so gar nicht: Die "üblen Verdächtigen" fallen nach eintägiger Abstinenz heute natürlich in Donostia (schon wieder so ein schlaues Wort) wieder in die Lokale ein. OK, das geht schon. Wird sich auch Marco denken, denn erfahrungsgemäß wird dann am Morgen danach etwas ruhiger, ohne Überkommunikation reingelatscht in die Pedale. Aber was geht denn nun gar nicht: Nun...eine Bar ohne Bier. Egal ob am Strand oder die Minibar im Hotel nur mit Wasser gefüllt. Die belgische Guidefraktion ist verzweifelt!
Aufgerissene Nähte an der Radhose (ok, sie wurden von den Muskelkraftwerken gesprengt). Zwar ein Rücklicht dabei haben, es im stockdunklen Gipfeltunnel am Archilegui aber aus machen. Richtig: geht nicht! Ein händisches Roadbook (ok, das muss noch immer gehen!), das die falsche km-Zahl für den Gipfel eben jenes Jaizkibel vermerkt und folglich zum explosionsartigen Lichterlöschen seines begsprintenden Verfassers führt - nee, geht überhaupt nicht. Instamäuschen auf dem Jaizkibel, lasziv auf der Motorhaube räkelnd (puh...zum Gluck hat das keinen Auffahrunfall in der Truppe verursacht) - das geht ebensowenig.
Blasphemie wiederum am Jaizkibel (nein, nicht das sich gen Himmel räkelnde Instamäuschen): hat doch irgendwer das Passchild schlichtweg zerstört mit seinen Graffitis - geht gar nicht! Sich an der Schlange bei der Fährüberfahrt von Pasaia nach Donostia vorbeidrängen mit den Worten "There are my friends" - geht gleich mal gar nicht. Cola sidraesk in hohem Bogen an der Trinkflasche vorbei einschenken, nein, geht auch nicht. Kuchen an der Verpflegung auslassen, ebensowenig. Sidra, der aus weniger als 1m Höhe ins Glas fließt - no way!. Der Reiseleiter, der am Abend Feierabend macht - vaya!. Zu Fuß nach pintxo-Sättigung heute abend die gesamte Strandpromenade der Contxa zum Hotel ablaufen - nein, das geht nicht für den Reiseleiter - der hat ja Feierabend. Und morgen die Bestie der Tour, den Monte Oiz nicht zu erlegen, das geht gleich gar nicht. - Insofern - da geht noch was auf der morgigen letzten Etappe zurück nach Bilbao!
...das war der meisterhafte Plan:
Erneut sorgen wir heute für Klassikerfeeling. Gleich über 6 Hügel, Pässe, Rampen oder wie auch immer wir sie nennen mögen geht es nach San Sebastián an die berühmte Contxa, den Stadtstrand. Wir starten mit dem Uitzi: Klein und fein legt er sich sofort nach Start in die Quere. Wir gönnen uns nur kurz Erholung und nehmen sogleich den Usateguieta in Angriff, eigentlich eher eine Asphaltblase. Und jetzt kommt das Rollerstück: Von km 22 bis 58 geht es sanft bergab, das heißt: Wer tritt, ist schneller! Vor Lesaka folgt die Zeit des fröhlichen Wellenreitens. Bis hinunter nach Irún (Achtung: nach all der Einsamkeit nun mehr Verkehr!) haben wir vier davon mit Liebe für Euch ausgesucht. Gerüchte sagen, dass im Anschluss in des pintxo-Königs Gruppe 2019 schon probehalber dem sidra (cidre) gefröhnt wurde... Somit waren dann aber auch alle auch in der richtigen Stimmung, um sich zum Abschluss der nächsten Legende zu stellen: dem Jaizkibel. Ungezählte Male bei Baskenland-Rundfahrt und Clásica San Sebastián war er der Scharfrichter kurz vor dem Ziel. Zwar hat er nur 455hm, aber wie schon den ganzen Tag macht die Dosis, also das Tempo, das Gift. Also spart Euch ein paar Körner für das Finale! Und freut Euch auf unseren abendlichen Ausflug in die pintxo-Bars in San Sebastían. Wer heute auf dem Bauch schlafen kann, hat schlicht zu wenig der leckeren Happen in den Bars probiert...