23.05.2022,
hagen306:
Zeit, Deine Legende zu schreiben. - Das ist unsere Baskenland-Rundfahrt. Endlich - seit 2019 sind wir wieder unterwegs in Nordspaniens prozenteschwangerer Bergwelt. Und bereits nach zwei Tagen dürfen wir den Radsport-Olymp erfahren: Königsetappe - und ganz standesgemäß für eine große Rundfahrt inkl. Ausflug nach Kantabrien. Schließlich soll es auch hier Regen geben und das bei 3000 Höhenmetern. Ist das Urlaub? Nein, es ist unsere Mission!
Beteten wir gestern inständig zu San Miguel, dem Gott der Radfahrer (oder wahlweise auch der Bier-Frohnaturen), dass er doch die Himmelsschleusen heute nicht so öffnen würde wie zum Abendessen in unserem Adelspalast (wo es auch Wellness fürs Bike gab, siehe Fotos), so wurden wir erhört! Erst im letzten von 5 (eigentlich 6) Pässen, greifen wir etwas tiefer in die Wolken und erfreuen uns an kühlender Nässe auf der Zielabfahrt. Zuvor jedoch ergötzen wir uns an San Miguels (oder auch der Straßenbauer) Meisterwerk: Welche all dieser Kurven im Nichts ist die schönste, welche die prestigeträchtigste, welche die göttlichste? Ist es die Auftakt-Serperntine am Asón-Wasserfall (diesmal nur ein Rinnsal)? Ist es die am Covalrujo in der Abfahrt vom Portillo de Lunada? Ist es die weite Kehre, in der ich Lucs Superflow-Gruppe von 2km weiter oben beobachte? Die Liste ist lang und wir arbeiten sie wirklich komplett ab.
Die Wette, wieviel Fahrzeuge in Bewegung wir im 20km-Stieg zum Sía wir treffen, gewinne ich gern: genau 7, davon 6 Motorräder. Irreal, über den Dingen, und vor allem mit Aussicht in diese grün-schroffe mächtige Bergwelt. Das Meer am Horizont...who cares?
Diese Tour lebt ihr Pradikat: Pure Passion. Fahren, bis der Arzt kommt. Oder eben mal wieder Pause bei Stefan ansteht. Ebenfalls göttlich - dachte sich auch so mancher Hund. Zum Glück nicht der von unterwegs, der wohl Stierhoden (was für KL***TEN) im Maul hatte.
Die Stimmung kocht hoch - manch einer funktioniert seine Beinlinge - oder die sich selbst - zu sexy Strapsen um. Manch eine tritt zur Modenschau schon vor dem Estacas de Trueba als letztem Gottesknaller gleich mal aufs Siegerpodest. Das Schmutzbier dreht, das Abendessen ist mächtig echt. Die Geschichten des Tages brennen sich in unsere Herzen (und das herzförmige Rücklicht manch einer Heldin des Tage flackert freudig.) Dieser Tag ist ein Geschenk - ein wahrhaft göttliches!
...und so hatten wir uns das offiziell vorgestellt:
Wie jede große Rundfahrt macht auch die Baskenland-Rundfahrt Abstecher in die benachbarten Regionen: Heute durchkreuzen wir die wild-entrückte Kantabrische Kordillere. Und diese Etappe hat das Prädikat ,,königlich" wirklich verdient: Wir starten schon spektakulär zum Puerto de Asón, um oben festzustellen, dass es noch weiter zum Puerto de la Sía auf 1240m geht. Jetzt haben wir die sattgrüne Zone verlassen, die Landschaft wird karstig-karg. Es folgt der nächste Paukenschlag mit dem Portillo de la Lunada. Hier oben wartet eines der spektakulärsten Panoramen der ganzen Tour auf uns: Wild-entrückt, schroff, alpin! - Die Abfahrt ist eng, der Asphalt zunächst noch alt, doch das ändert sich bald, der folgende ,,Schneckenpass" ist fix weggekurbelt. Wir widerstehen den Sidrerías in Selaya, denn jetzt warten noch der Braguia und Estacas de Trueba - auf nagelneuem Asphalt.
5 Pässe, spektakuläre Szenerie und doch so herrlich untouristisch hier! - Deswegen nächtigen wir im Zielort auch in drei kleinen Posadas, die gleich beieinander liegen - somit bliebt genug gemeinsame Zeit, die Heldentaten des Tages auszuwerten.