01.06.2018,
Jan:
Es regnet heut morgen beim Aufwachen in Namur, der Hauptstadt Walloniens. Es regnet auch noch um 9, als wir losfahren wollen, aber um 7 Uhr scheint es um 10 trocken zu werden. Leider verschiebt sich die trockene Phase auf später, und so regnet es, als wir um 10 wie geplant losrollen. Es regnet auch noch in Mellery, wo das angekündigte, gefürchtete Kopfsteinpflasterstück beginnt. Wir eiern ziemlich runter, aber wir überleben es. Unten passieren wir die Ruinen der Abbaye de Villers, für die wir aber kein Auge haben. Ohnehin haben wir kein Auge für irgendwas außer der nassen Straße, den schmalen Reifen und Hintern vor uns. Schade, denn Flandern wäre bei Sonne sicher schön.
Es regnet auch noch am Canal de Ittre, wo Sille uns rapide versorgt, damit wir nicht zu sehr auskühlen. Die Wechselkleidung aus dem Tagesrucksack verschafft kurzzeitig Trocknung. Und dann regnet es auf der Passage nach Geraardsbergen, in Geraardsbergen, und auf der Muur de Gerhaardsbergen. Keiner kommt hoch, aber zwei zu Fall. Epischer Anstieg, toller Ortskern, Kamera abgesoffen. Also weiter auf hakeligen Pfaden zum Valkenberg, die Hauptstraßen meidend. Lektion in Demut für mich von Andreas. Revanche am Eikenberg, wieder auf Pflaster. Keiner kommt zu Fall. Und dann regnets bei der Einfahrt nach Oudenaarde, dem Zielort der Flandernrundfahrt. Epischer Tag. Unvergesslich.
Hat also nur einmal geregnet heute in Flandern.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Das dritte Teilstück ist – auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht so scheinen mag – nicht nur eine Übergangsetappe. Nein, nach all den bekannten Namen aus den Profirennen, die wir die vergangenen zwei Tage abgeklappert haben, tut es vielleicht auch mal ganz gut, in das unbekannte Belgien einzutauchen, das Niemandsland zwischen den Ardennen und dem flämischen Hügelland. Eine authentisch belgische Etappe, keine Frage.
Wir verlassen Namur entlang der Sambre und haben so auf den ersten Kilometern noch ein wenig dichteren Verkehr, doch damit ist schon bald Schluss. Über einsame Landstraßen hangeln wir uns von verschlafenem Dorf zu verschlafenem Dorf, das Terrain ist wellig bis hügelig, abwechslungsreich, es macht einfach Spaß hier Rad zu fahren und zu beobachten, wie die Landschaft sich verändert. Ein besonderes Bonbon wartet nach Mellery auf uns: ein erstes Kopfsteinpflaster-Stück als Einstimmung auf die kommenden Tage. Hinter Ittre dann nochmal ein kurzer Anstieg, und bald darauf haben wir bei Enghien die Grenze nach Flandern überquert. Dann ist es auch nicht mehr weit bis zum Höhepunkt des Tages: der sagenumwobenen Mauer von Geraardsbergen, natürlich auf Kopfsteinpflaster, was sonst. Bevor wir durch hügeliger werdendes Gelände zum Tagesziel Oudenaarde, Zielort der Flandern-Rundfahrt, vordringen, ist mit dem Eikenberg noch ein weiterer gepflasterter Anstieg zu überwinden. In Oudenaarde passieren wir noch das Ronde-van-Vlaanderen-Museum – wer möchte, kann ihm ja noch einen kurzen Besuch abstatten.