24.05.2017,
Jan:
Leiwand wars. Urleiwand. Das war morgens in Wien noch nicht absehbar, blies doch der Wind mit ungeahnter Stärke aus Nordwest, der Richtung unseres Zielortes Litschau, 173 km entfernt. An der Donau entlang hielt sich der Wind-Widerstand noch in Grenzen, so dass die ersten 25 km schnell absolviert sind. Hier wenden wir uns nach Norden Richtung Stockerau, wo wir leider nicht beim Heiner (est. 1840) stehen geblieben sind, der K&K-Konditorei unseres Herzens.
Stattdessen ärgern wir uns mit dem Stadtverkehr herum, freuen uns aber über den Windschatten, den die Bebauung bietet. Scheiß-Wind, meint Kerstin. "Wann ist der Ort rum?", fragt Jörg. Jetzt, da wir uns weiter nach Norden wenden, zur ersten Getränkeverpflegung, die nach 48 km und vor dem ersten Schluck aus der Trinkflasche unserer harrt. Keine 36 km später, nun auf schmalen Wegen durch das jetzt auch mit Weinreben umrankte Weinviertel später reiten wir nach Retz ein, wo wir die vermutlich opulent-dekanteste Mittagsverpflegung der quaeldich-Historie im Althof Retz genießen. In Erinnungen bleibt des Mohn-Panna-Cotta mit Himbeergelee unter Zitronenmelisse! Phänomenal und vielen Dank an das Althof-Team für die herzliche Bewirtung! Auch der Caffè war geil, meint Roberto!
Bisher folgten wir dem Weg des geringsten Widerstandes, und auch auf dem weiteren Weg nach Litschau, der nunmehr durch das Waldviertel führt, folgen wir eng dem kürzesten Weg. Sensationell die Abfahrt ins Thayatal bei Hardegg mit grandiosem Blick auf die über dem Tal throndende Burg. Jubelschreie verschluckt der auf Orkanstärke angestiegene Wind!
Der Scharfrichter des Tages folgt auf dem Fueße, über den wir bei Steigungsprozenten jenseits der 10 % das Thayatal wieder verlassen.
Immer in Sichtweite der tschechischen Grenze nähern wir uns dem Tagesziel, stets in dem Bewusstsein des Hochverrats, dem uns das Waldviertel in Anbetracht nicht vorhandenen Waldes aussetzt.
In Weikertschlag warten nochmals Sergej und Daniel mit der zweiten Getränkeverpflegung auf uns, beide im Windschatten des Raiffeisengebäudes in Liegestühlen relaxend. Arbeitsverweigerung! Aber saure Gurken tragen zur Stimmungsaufhellung bei. Nun nur noch 37 km unter Windschmerzen und größter Gruppendisziplin in Zweierreihe. Wir sind in Litschau! Yeah! Zweites kulinarisches Highlight des Tages. Jetzt enorme Bettschwere allerorten. Morgen geht es nach Prag! Doppelyeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Mit nur einer Ampel verlassen wir die Großstadt Wien über die Donauinsel und folgen der Donau bis Stockerau, wo wir nach Norden ins Weinviertel einbiegen. Auf wenig befahrenen, schmalen Straßen fahren wir nach Retz, wo die Mittagsverpflegung feudal im Althof stattfindet. Ab jetzt wird es anspruchsvoller, wir fahren ins Waldviertel ein, es wird immer einsamer, immer abgeschiedener. Zweimal passieren wir dabei die tschechische Grenze, der wir kilometerlang folgen. Ein anspruchsvoller Auftakt unserer Grand Tour.
Danke an Horst und Michl von
In Velo Veritas für ihre maßgebliche Hilfe bei der Planung der Etappe.