15.06.2021,
Jan:
St. Etienne liegt schon mitten im Zentralmassiv, schreibt Tom in seinem Etappenbriefing. Hier sind wir jetzt nach drei Etappen! Heute morgen sagt Tom noch zu mir, die heutige sei wohl diejenige, die von allen vielleicht etwas schwach auf der Brust wäre. Das kann ich nicht bestätigen.
Die Etappe war vielmehr wunderschön, und das sehen auch die Teilnehmer von Gruppe vier so, aus der ich heute berichte. Schon die 60 ersten ungewöhnlich flachen Kilometer durch die Bresse wissen zu überzeugen, es rollt gut, die Gruppe harmoniert, und weil wir als erstes gestartet und schnell sind, halten wir uns die anderen Gruppen erfolgreich vom Leib. Drei Mal das Knie gerade gemacht, vier Mal rechts-links abgebogen, fünfmal per Speeddating durchgewechselt, und schon stehen wir in Ars-sur-Formans bei He, denn ja: die Flaschen sind leer, es ist schon wieder heiß! Heute nehme ich gute Zero-Calory-Dextro-Elektrolyt-Tabletten ins Wasser – viel besser als gestern ohne! Und schon rollen wir über die Saone und befinden uns im Beaujolais. Weinreben, Steinmauern, Weingüter so weit das Auge reicht, und ein immer besser werdender Ausblick auf Lyon ergeben sich im ersten qualifizierten Anstieg nach
Marcy.
Oben treffen wir zwei knorrige Franzosen auf Rennrädern, und sie freuen sich, dass wir durch ihr gesamtes Heimatland nach Barcelona fahren. Mein einziges bekanntes französisches Wortspiel mit den Deutschen und den anderen Hunden sorgt immerhin für Belustigung auf die Frage nach unseren Nationalitäten. Otto trägt es mit Fassung.
Jubel bricht aus auf der anschließenden Abfahrt mit weiten Blicken zur Rechten über die Weinberge und das Hügelland des Beaujolais. Dann kommt schließlich Gruppe 1 vorbei. Michaels neu gebrandetes Sattelrohr erfreut die Reiseleitung. In Pollionay optimiert Volker kurzerhand die Mittagsverpflegungsposition in den Schatten mit Lyonblick. Fantastisch! Der
Col de la Luère liegt wie angekündigt meistens im Wald, bombastisch ist aber die über ihn erschlossene Route-des-Crêtes, mit Blicken zur Rechten in die Monts de Lyonnais und zur Linken auf die in der Ferne winkende Großstadt.
Wie findet Tom nur diese Strecken? Fragt mich
Alexander bei der zweiten Getränkeverpflegung, nachdem wir von Saint-Martin-en-Haute auf der alten Bahntrasse hinunter nach Nézel gesegelt sind. Ich fahre kein Snowboard, aber ungefähr so stelle ich mir das vor!
Er ist einfach gut, antworte ich ihm, denn in diesem Fall hatten wir denke ich niemanden aus dem quäldich-Netzwerk, der ihm diesen Abschnitt empfohlen hatte. oder,
majortom?
Nun steht nur noch der letzte Anstieg des Tages über
L'Aubépin auf dem Programm, Gruppe 2 ist schon am Luère vorbei, jetzt kommt auch Gruppe 3 von hinten, aber nur in Ausschnitten. Nach einer letzten tollen Abfahrt nach St. Etienne retten wir einen knappen Vorsprung vor Gruppe 3 ins Ziel. Nicht, weil wir schneller fuhren, sondern weil René
blindr in den letzten Tagen Gruppe 4 auf mechanisches Topniveau gehoben hat, und wir daher natürlich pannenfrei durchkamen. Vielen Dank an René, Klaus, Malte, Otto, Oliver, Jan und Ulrich – es war ein sehr, sehr schöner Tag bei euch!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die dritte Etappe beginnt flach. Es geht durch die sumpfige Ebene zwischen dem Jura und dem Zentralmassiv, bis wir bei Kilometer 60 die Saône überqueren und in den Weinbergen des Beaujolais mit dem ersten Anstieg nach Marcy konfrontiert werden. Ab hier wird es hügeliger, auch wenn wir heute nicht höher hinaus als etwa 820 m kommen. Auf den Höhenstraßen der Monts du Lyonnais genießen wir vor allem schöne Ausblicke, auf die Großstadt Lyon, die wir weiträumig umfahren, aber auch im Westen weit in das Zentralmassiv hinein. Der Col de la Luère ist der längste Anstieg des Tages. Die letzten 15 km vom Col de la Gachet sind dann Abfahrt nach Saint-Etienne.