Urlaubsidylle bei und Polizeieinsatz gegen Quäldich
Der heutige Tag beginnt friedlich. Das gilt zumindest für Gruppe 3. Denn diese hat sich als einzige entschlossen, die Villacher Alpenstrasse, eine knapp 20 km lange Stichstrasse mit rund 1200 Höhenmetern direkt zu Beginn der heutigen Tour, auszulassen.
Um Beate trotzdem genügend Zeit zur Vorbereitung ihres 5-Sterne-Buffets im nur 24 km entfernten Kranjska Gora zu lassen, startet Gruppe 3 erst eine halbe Stunde nach den Gruppen 1 und 2. Was sich besonders lohnt, da das ansonsten recht gesichtslose Bahnhofshotel in Villach (gesprochen mit Fummel-V, wie wir am Montag im Stille-Post-Verfahren lernen durften) mit einem sensationellen Frühstücksbuffet mit hausgemachtem Nutella, Mehlspeisen, Pesto, Zwetschgenkompott etc. aufwartet.
Die frisch getankte Energie können wir gut gebrauchen, geht es doch nach gut 10 km direkt in den Anstieg auf den Wurzenpass. Dieser hat mit seinem dunkelroten Profil schon vorab Angst und Schrecken verbreitet, kann uns aber bestenfalls für wenige 100 geschobene Meter in die Knie zwingen. Glücklich oben angekommen steigern sich die Gebote für die gemäss dem eigenen Garmin gemessenen steilsten Stelle von 23% auf bis zu 28%. Die Euphorie lässt etwas nach, als ein junger österreichischer Fahrer, der uns in der Steigung in Lichtgeschwindigkeit überholt hat, darauf hinweist, dass, wer am Wurzenpass zu kämpfen hat, den Zoncolan vergessen kann. Ja nun, das wird sich am Donnerstag zeigen.
Für den Moment haben wir uns wenigstens genug verausgabt, um uns kurz nach dem Frühstück bereits auf die erste Pause bei Beate in Slowenien zu freuen. Die erwartet uns zusammen mit einer Hundertschaft um das Buffet schwirrender Wespen. Wir lassen uns davon kaum stören und nehmen uns Zeit, ehe wir den zweiten Anstieg des Tages, den Vršič-Pass, in Angriff nehmen. Dieser entpuppt sich als bisher schönster Pass der Tour. Nur ein paar rücksichtslose Autofahrer und das Kopfsteinpflaster in den steilen Kehren mindern den Genuss ein wenig. Jürgen gibt trotzdem alles und zieht so heftig an den Pedalen, dass ihm kurz unterhalb des Passes die Sohle vom Schuh abreisst. Wie immer weiss Claudia Rat und schickt Jürgen zum Fahrer eines der oben parkenden Touristen-Busse. Und tatsächlich, dieser hat Spezial-Klebeband dabei, mit welchem unser Multi-Talent-stets-zu-Hilfe- Guide Karsten dem Schuh ruck-zuck zu nie gekannter neuer Stabilität verhilft.
Auf diese Heldentaten benötigen einige von uns erst einmal ein Schläfchen in der auf dem Pass angenehm scheinenden Sonne. Andere ziehen es vor, sich die Zeit zusammen mit den Schafen auf allen Vieren über das Gras krabbelnd zu vertreiben. Mit der Quiz-Frage "Finde den Radfahrer" stellt Daniel anschliessend ein Foto dieser Szene in den Gruppenchat. (Auflösung: Es ist das Schaf mit dem orangefarbenem Helm, aka Frank Z..)
Leider wird dieses Urlaubsidyll jäh gestört durch die Meldung über einen Polizeieinsatz in Kranjska Gora. Ein pflichtbewusster Passant hat mit einem Foto von Beates Buffet die Polizei alarmiert, die prompt ihres Amtes waltet. Entweder Beate räumt sofort ihren Platz oder es wird eine Busse von € 250 fällig. Die Ehre der Bewohner Kranjska Goras wird gerettet durch einen Nachbarn, der das ganze mitbekommen hat. Er bietet Beate nicht nur einen Stellplatz auf seinem Grundstück an, sondern stellt auch noch Kaffee und Liegestühle bereit!
Unterdessen ist die Gruppe 3 schon in täglich besser funktionierender Zweierformation ins Tal abgefahren. Nach einem willkommenen Badestopp im wunderschönen aber eiskalten Soča ist es höchste Zeit für die nächste Pause. Dafür kommt die beschattete Terrasse eines netten Restaurants an der Strasse wie gerufen. Als Vorhut der Gruppe 1 stösst kurz darauf auch Luc dazu, eilt aber alsbald weiter ins nahe Hotel, wo ihn seine heute den ganzen Tag alleine vorausfahrende Heike schon erwartet.
Später stürzen sich in Bovec einige Teilnehmende nach dem Abendessen noch ins beachtliche örtliche Partyleben. Und so findet ein toller Urlaubstag sein standesgemässes Ende!
Gleich zu Beginn der Etappe kann man noch die Villacher Alpenstraße fahren und einen schönen Ausblick über die Gailtaler Alpen, bis nach Italien und Slowenien, und zu den Gletschern der Hohen Tauern genießen.