25.08.2024,
kristin:
Renommee-Sucht versus Optimierungswahn
ZON-CO-LAN - drei Silben, die die meisten von uns heute ziemlich nervös in den Tag starten lassen. Das zeigt sich unter anderem an den drei (!) Bio-Breaks, die die Gruppe 3 alleine auf den ersten 25 km bis Ovaro einlegt.
Entspannter ist ein Grossteil der Gruppe 2, die sich mit etwas Zuwachs auf die "Zoncolan-Verweigerer"-Variante begibt. Schlagendes Argument von Frank G. für diese Variante ist das mit 125 km und 2595 Höhenmetern deutlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis.
Derartiges wirtschaftliches Optimierungsbestreben ist der Mehrheit der Teilnehmenden allerdings fremd. Vielmehr ist diese offensichtlich eher auf ihr Renommee bedacht. Entsprechend gilt es, die Zoncolan-Westauffahrt, die gemäss Wikipedia mit 1210 Höhenmetern auf 10,5 km als einer der schwersten Anstiege des Radsports gilt, um jeden Preis zu bezwingen. (Was umso erstaunlicher ist, als zumindest in der Gruppe 3 bis zur Buchung dieser Reise niemand jemals von diesem Berg gehört hat.)
Direkt hinter dem Ortsausgang von Ovaro wird es ernst: Es geht direkt mit rund 20% Steigung los. Und wesentlich flacher wird es auf den nächsten 6 Kilometern nicht, dafür aber stellenweise noch steiler.
Machen wir es kurz: Nachdem wir auf dem ersten Kilometer wohl alle intensiv ans Aufgeben denken, schafft es am Ende jeder mit seiner eigenen Taktik (einfach nie aus dem Pedal gehen / regelmässige Trink- und Gel-Stopps / sich auf's Teilen des eigenen Fotos vor dem Passschild freuen / ...) komplett durchgeschwitzt aber ohne Schieben nach oben.
Dort folgen ausgiebiges sich gegenseitig Feiern, Foto-Sessions und Plünderung des kleinen Souvenir-Shops. Nach der Ostabfahrt schaffen wir es anschliessend, uns in Priola mehrfach zu verfahren. So kommen wir auch noch zu der Ehre, fünfmal vom dort umherfahrenden Google Streetview-Auto aufgenommen zu werden. Ab dem dritten Aufeinandertreffen winkt uns dessen Fahrer jeweils freundlich zu. Wir werden Priola auf Google Maps im Auge behalten!
Hocherfreut treffen wir schliesslich doch noch auf Beate. Von der Plünderung des heute offiziell gar nicht vorgesehenen Mittagsbuffet lassen wir uns auch durch Daniels blutspritzende Erzählungen nicht abhalten.
Danach geht's für eine Hälfte direkt zurück ins Hotel. Die andere Hälfte gönnt sich noch den Umweg über den auch nicht eben flachen Forcella di Lius. Umso besser tut das anschliessende Bad im Fluss direkt beim Hotel.
Gegen 17:30 kommen ebenso zufrieden auch die Zoncolan-Verweigerer zum Hotel zurück. Womit heute wieder einmal alle alles richtig gemacht haben!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der Monte Zoncolan ist ein Mythos - keine Frage. Am Morgen in Arta Terme wird gehöriger Respekt vor dessen gefürchteter Westauffahrt herrschen, die fast durchgängig steil ist und so in derselben Liga spielt wie beispielsweise der nicht weniger berüchtigte Passo di Mortirolo in der Lombardei. Aber auch der Zoncolan kocht nur mit Wasser, und wie sollte man sich besser davon überzeugen als auf einer kurzen, insgesamt eigentlich gar nicht so furchteinflößenden Rundtour? Wir umfahren also das Massiv des Zoncolan und gelangen so nach Ovaro, wo die Westauffahrt beginnt. Dann braucht man eigentlich nur noch gute Beine und eine bergtaugliche Übersetzung. Hat man beides, kann man vielleicht auch die wilde Schönheit des gefürchteten Berges würdigen und genießen. Und steht man einmal oben, geht es bis ins Ziel fast nur noch bergab.