Heute ist nicht viel von dem eingetroffen, was der Reiseprospekt versprochen hatte: angenehme, sommerliche Temperaturen auf Korsika und die Befahrung der Restonica-Schlucht, einem der absoluten Highlights der Insel standen auf dem Programm, dann der Transfer an die Südostküste über zwei Pässe, von denen der zweite als das Stilfser Joch Korsikas gerühmt wird.
Nun ja, die Straße in die Restonica-Schlucht ist leider einem Unwetter im November 2023 zum Opfer gefallen, und der Wetterbericht zeigt heute Morgen in Corte trübe 15 Grad und Regenschauer. Macht aber nichts, alle sind wohlgemut um 9 Uhr am Begleitfahrzeug, es regnet nicht, das Begleitfahrzeug hat keinen Platten, und wir kommen pünktlich los. Der
Col de Bellagranajo ist auf der mäßig befahrenen Hauptstraße T20 schnell weggedrückt, und nach einer rasanten Abfahrt geht es nahtlos in den zweiten Anstieg, den
Col de Sorba über, der als Stilfser Joch Korsikas berühmt ist. Schon auf der Hauptstraße sieht man die obere Serpentinengruppe verheißungsvoll links am Hang kleben. Heute ist alles etwas grau in grau, aber auch hier ist die Umgebung schroff felsig und bei blauem Himmel sicher überwältigend. Bei grauem Himmel ist es immer noch sehr nett. Eine internationale Kolonne von Sportwagen der unsympathischen Art brettert im Serpentinenhang an uns vorbei. Schade. Dennoch schön hier.
An der Passhöhe ist es äußerst zugig und wir ziehen uns für die Abfahrt an was geht. Unglaublich kalt ist es trotz noch 15 Grad am Ende der Abfahrt. Verstehen können wir das nicht ganz, es muss mit der Luftfeuchtigkeit zu tun haben, denn viel Wind geht nicht. Sechs Kilometer vor der Mittagsverpflegung beginnt schon der Umweg auf den
Monte Renoso, den wir heute als Kompensation für die fehlende Restonica gewählt haben. Angesichts der Temperaturen ist die Versuchung groß, ihr abzubiegen, aber die Moral ist ungebrochen, und wir wollen endlich mal wieder zu Sisa, und wir wollen Mittagessen. Bei Sisa angekommen ist es windstill und auch nicht wärmer, aber doch recht angenehm, und so genießen wir das wunderbare Buffet, das Sisa uns wieder bereitet hat.
Kurz vor Aufbruch bröckelt dann doch die Moral in einzelnen Gruppenteilen, so dass wir den Monte Renoso in Gruppe 2 nur noch zu elft angehen. Ohne viel Sicht schlängelt sich ein Asphaltband besten Belags kehrenreich durch den Kiefernwald. Nur hin und wieder können wir durch die Bäume hindurch die Felsformationen bewundern, nur ganz oben schimmert im Südosten sogar das Meer hindurch, unter tief hängenden Wolken natürlich, die auf den letzten 150 Höhenmetern auch dicke Tropfen auf uns nieder gehen lassen.
Glücklicherweise konnten wir uns am Auto mit Kleidungsstücken eindecken, die wir nun an der (geschlossenen) Gipfelgastronomie überwerfen. Der Blick vom Hochpunkt wäre fantastisch. Die Felswände, der Taleinschnitt mit Blick bis zum Meer ist bestimmt sensationell schön. Heute ist er sensationell wenig umwerfend, und nach einem Gruppenbild à la müder Regenhaufen begeben wir uns in die Abfahrt. Auf magische Weise ist die Gruppe auf 10 geschrumpft, denn der vorausgeeilte
Marcus, unser stärkster Mann, ist nirgends zu sehen. Die Kontaktaufnahme bleibt erfolglos, also schnell wieder runter. Es wird eine sehr kalte Abfahrt, und unten sind wir heilfroh, dass Sisa noch am Pausenpunkt ist (Gruppe 3 ist gerade abgerauscht) und uns weitere warme Kleidung aus dem Bus holen lässt.
Nun sind es noch 50 leicht abfallende Kilometer bis in unser Tagesziel Solenzara, anfangs durch die tolle Schlucht Défilé de l'Inzecca. Die abschließende Straße ist stark befahren, aber in Einerreihe kommen wir mit passendem Zug auf der Kette gut ans Tagesziel.
Morgen warten die korsischen Dolomiten, morgen wartet der
Bavella. Drückt uns die Daumen für Wetterbesserung!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute jagt ein Highlight das nächste. Die vielleicht härteste Auffahrt Korsikas ist gleichzeitig eine der schönsten. Direkt von Corte aus führt eine Sackgasse das Restonica-Tal hinauf bis auf 1377 m Höhe. Idyllische Waldlandschaft wechselt sich hier mit wildromantischer Schlucht ab, und ganz oben sind wir im Hochgebirge, direkt unterhalb des 2625 m hohen Monte Rotondo. Doch auch die zweite Etappenhälfte kann sich sehen lassen, denn der Serpentinenhang hinauf zum Col de Sorba gilt als das „Stilfser Joch Korsikas“. Und auf der Abfahrt hinab zur Ostküste wartet noch die schöne Schlucht Défilé de l'Inzecca. Am Abend können wir dann den gemütlichen Badeort Solenzara genießen.