22.09.2024,
Jan:
Nach einem üppigen Mahl und einer überraschend angenehmen Nacht in der Wanderherberge Castel de Vergio kurz unterhalb der Passhöhe des
Col de Vergio ist schon der letzte Tag unserer Korsika-Rundreise angebrochen. Ein Tag, der hauptsächlich aus einer langen Abfahrt vom höchsten Pass der Insel zurück an die Küste nach Bastia besteht, unterbrochen nur von einem langen Anstieg in das Schiefergebirge im Osten der Insel, um die stark befahrene T20 zu vermeiden. Die Nordostseite des Vergio entpuppt sich in der morgentlichen, frischen, aber nicht kalten Abfahrt als ebenso spektakulär wie die gestern durchfahrene Spelunca-Schlucht, wenn nicht noch spektakulärer. Trotz der vielen Fotostopps können wir den Schnitt in der 50 km langen Abfahrt lang über 40 halten. An der T20 kurz oberhalb von Ponte Leccia schließt sich dann ein erster Kreis, denn hier kämpften wir uns schon am Montag in der Gegenrichtung zum Etappenziel nach Corte. Heute aber ist der Abschnitt nur kurz. Zwar könnten wir geradeaus weiterhin flach abfallend auf der T20 bis Bastia fahren, aber wir möchten noch in die Kastaniewälder südlich der Schnellstraße, und nehmen daher den 800 Höhenmeter umfassenden Anstieg zum
Col de Pratu in Angriff. Dieser gestaltet sich äußerst gleichmäßig bei angenehmen 5 Prozent Steigung, und wir fahren ein Großteil der Strecke im kompletten Peloton, bis das Attackenduo Anne und Lena das Tempo verschärfen.
Wir durchfahren den Geburtsort des korsischen Nationalhelden Pasquale Paoli. Der Wunsch des Spitzenduos nach einer Kaffeepause in der Sonne wird vom nacheilenden Duo abgeschmettert. An der Passhöhe erreichen wir eine kilometerlange Höhenstraße, auf der wir noch zwei Passhöhen überfahren und tolle Ausblicke genießen (weder
Col de St. Antoine noch der
Col de Saint Agostino sind demnach für uns jagbar, @
kmety).
Die Abfahrt führt uns über verwinkelte, vom Unwetter verdreckte Schweinewege nach Loreto di Casinca, wo das Roadbook eine effiziente Verpflegung am Foodtruck vorsieht. Der Foodtruck allerdings sieht aus wie das Nördlinger Ries unmittelbar nach dem Meteoriteneinschlag, so dass sich ein Gruppenteil für die Verpflegung im angrenzenden Restaurant Indè Titinu entscheidt. Marco erkennt mit geschultem Gourmetblick sogleich das lokalste der Gerichte auf der Schiefertafel: die Strozzapretti, die nichts mit dem gleichlautenden italienischen Gericht zu tun haben, sondern sich als Brucciu-Mangold-Bällchen in Tomaten-Olivensauce herausstellen, im Ofen überbacken. Köstlich! Auch kommen sowohl Strozzapretti also auch Pizza ebensoschnell wie die Box aus dem verschnarchten Foodtruck, so dass wir den Downhill nach Bastia ohne große Verzögerung fortsetzen können.
Herrlich liegt die Ostküste unter uns. Rasant stürzen wir uns in Richtung Lagune, deren Damm wir hinter Marco, der Maschine folgen. High Five in Bastia!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Sie ist lang, die Schlussetappe - aber die Höhenbilanz ist negativ, denn es geht vom höchsten Pass Korsikas zurück nach Bastia, also auf Meereshöhe. Wir können also auch die einsamen Straßen durch die Wälder des Nordostens noch einmal in vollen Zügen genießen. Wir beginnen mit der sanften Abfahrt, hinaus aus dem Gebirge, durch eine schöne Schluchtlandschaft. Ist einmal die Hauptstraße T20 erreicht, könnten wir auch einfach weiter bergab rollen bis Bastia, doch ein Highlight haben wir uns auch noch für den letzten Tag aufgehoben. Der Col de Prato bringt uns in ein ziemlich verlassenes, von Kastanienwäldern geprägtes Gebiet, schmale Straßen führen hier entlang von Felswänden und bieten Weitblicke hinab bis zum Meer. Die letzten Kilometer nach Bastia sind wieder flach, und nach einer Woche schließt sich der Kreis.