02.09.2024,
H11i:
Mit dem haute cuisine-Abendessen von gestern Abend in bester Erinnerung, setzen wir uns an den reich gedeckten Frühstückstisch. Ausgeschlafene Gesichter und ausgelassene Stimmung. Nur der arme Kerl vom Service huscht hoch frequentiert von der Küche in den Frühstücksraum und zurück. Kaffee und Tee servieren, Milch auffüllen, Brot nachlegen. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei.
Die zweite Etappe – zumindest die B-Variante – verspricht etwas mehr und etwas härtere Höhenmeter als gestern. Am ersten Berg, den Col d’Arthaburu führt kein Weg vorbei. Anders sieht es dann ab nach der Mittagsverpflegung, nach 57km aus.
Ab Saint-Jean-Pied-de-Port fahren wir – zu Beginn eingereiht in den morgendlichen Berufsverkehr – 11km leicht ansteigend nach Estérençuby. In grosser Ehrfurcht vor dem, was uns erwartet, wird bis dahin nicht allzu viel gequatscht. Dann stehen wir in der Rampe. Ja, es darf gesagt werden, dass es von unten bis oben nur eine ist: 7,3km mit 809 Hm. 10 Prozent-Abschnitte, um sich zu erholen. Doch die Anstrengung lohnt sich allemal. Während des Aufstiegs eröffnet sich uns ein Ausblick, der in keinem Bilderbuch festgehalten werden kann. Denn zu dem Bild gehört das Gesamterlebnis: auf dem Rad sitzen, Schweiss in den Augen, hämmernder Puls, brennende Beine, wunderbarer Sonnenschein, ungestörte Ruhe. Was wir bis zur Passhöhe gesehen haben, war erst die Spitze des Eisberges. Entlang der Höhenstrasse rollen wir im Touri-Modus über den Col de Sourzay weiter zum Col de Bagargui. Zum Teil tummelten sich Schafherden links und rechts auf den Wiesen. Ab und zu auch auf der Strasse. An einigen Stellen war es sogar unmöglich, dem Schafsmist auszuweichen. Die gesichteten Gänsegeier entlockten uns ein «wow». Bleibt zu hoffen, dass die Vögel nicht darauf warten, bis wir vom Rad fallen, sondern sich lieber an ein Schaf ranmachen.
So steil wie die Auffahrt zum Col d’Arthaburu war, so steil und auch ruppig ist die Abfahrt nach Larrau. So schüttelts über die nächsten 4km den Schafsmist vom Rad. Nach rund 3h Fahrzeit kommen wir bei der Mittagsverpflegung an, heute ergänzt mit Geburtstagskuchen.
Die Extrakalorien können bis zum Col de Soudet gut gebraucht werden. Es folgen 21km mit ca. 1300 Hm. Die erste Hälfte lieblich leicht ansteigend. Ideal, um das Gegessene in der Muskulatur ankommen zu lassen. Dann zwei Rampen mit ordentlich Steigungsprozenten, dazwischen eine kurze flachere Erholungspassage. Ideal, um die Muskulatur das Gegessene zu «verbrennen». Bei manchen brennts zu wenig lang, sodass das Rad zeitweise geschoben werden musste. Der Berg fordert seinen Tribut. Gut Ding will Weile haben, alle kommen schliesslich oben an. Was die Aussicht von der Ersten im Wesentlichen unterscheidet: white out, Kurzblick statt Weitblick. Und so entscheidet sich Gruppe 1 gegen die optionalen 220 EHm (Extrahöhenmeter) zum Col de la Pierre Saint Martin, einem französisch-spanischen Grenzpass.
Unbeeindruckt vom dicken Nebel, gar sich wohl fühlend darin wirkend, zeigen sich die Schafe. Unbekümmert liegen sie auf der Strasse und mahlen mit ihren Kiefern. Je länger die Abfahrt, desto weniger Schafe, desto besser die Sicht, desto wärmer die Umgebungsluft, desto flowiger die Strasse. Gruppe 1 will im vor der Abfahrt vereinbarten Ort Aramits noch einen Kaffeestopp einlegen. Doch für den ersten abfahrenden Teil der Gruppe wird aus Aramits Arret (der Ort vorher) und der zweite Teil der Gruppe sucht vergeblich in Aramits nach seinen Artgenossen. Schlusszeitfahren nach Oloron, Kaffee wird im Zielhotel nachgeholt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auch heute folgt wieder Pass auf Pass, auch heute sind die baskischen Namen wieder schwer auszusprechen. Die Besonderheiten des Baskenlandes: steile Rampen, kaum befahrene schmale Straßen und einsame Hochplateaus, auf denen Pferde und Schafe grasen. Es beginnt mit dem steilen Col d'Arthaburu. Dann sind wir auf dem Kamm angekommen und fahren parallel zur nahen Grenze zu Spanien. Col de Zurzai und Col de Bagargui bescheren uns nicht mehr so viele Höhenmeter. Aufpassen müssen wir in der steilen Abfahrt nach Larrau. Die zweite Etappenhälfte nach Oloron ist dann weniger anspruchsvoll.