01.09.2024,
H11i:
Eigentlich begann unsere Tour bereits vorgestern, am 30. August um 23.00 Uhr am Bahnhof in Freiburg im Breisgau. Start der Etappe E0 um 23.48 Uhr, ca.1100 km mit 6580 Hm, im Reisebus. Obwohl die beiden Fahrer einen super Job machen, wird die Reise für uns doch irgendwie anstrengend. Nach rund 14h Fahrt erreichen wir das Hotel in Saint-Jean-de-Luz, alle gerädert und trotzdem heiss auf den Prolog. Eine lockere Runde, Beine etwas bewegen, baden im Atlantik, etwas trinken und Eis essen an der Strandbar, toll! Nach dem Abendessen löst sich die Runde rasch auf, etwas Schlaf nachholen.
Heute, am 01.09. beginnt die Pyrenäen Atlantik-Mittelmeer II – Tour (kurz: PyAtMi II) mit der ersten Etappe. Sie verspricht einen sanften Einstieg in die Woche. Mit sanft sind 90km und 1900 Hm gemeint. Der Tag verläuft nach dem gewohnten Quäldich-Protokoll: 07.00 Uhr Frühstück, 08.15 bis 08.45 Uhr Gepäck laden, 09.00 Uhr Etappenstart. Läuft wie am Schnürchen. Die sportive Gruppe muss der ausdauernden Gruppe noch ein paar Leute abwerben, da sonst die Grössenverhältnisse unverhältnismässig sind. Ohne grosse Überredungskünste lassen sich sieben Neuzuzüger für die eins finden, jetzt passts.
Wir rollen im Touri-Freizeit-Modus ins Ortzentrum zum Strand und feiern hier unseren «départ réel». Los geht’s!
Bis auf Gruppe 1 fahren alle dem geplanten Track aus Saint-Jean-de-Luz raus. Nach dem Zusatzkilometer ist auch mein Garmin wieder zufrieden mit meiner Position. Die Strecke führt uns von Frankreich nach Spanien. Von Spanien nach Frankreich. Von Frankreich nach Spanien. Und noch einmal von Spanien nach Frankreich, Grenzhopping im Baskenland mit mehreren Bergwertungen der Kategorie 3.
Die erste kommt am Col d’Ibardin. Trotz des grundsätzlich geringen Verkehrsaufkommens entsteht temporär eine Kfz.-Ballung: schmale Strasse, viele Radfahrer. Doch die Automobilisten zeigen sich geduldig und schlängeln sich mit uns den Anstieg hoch. «Sieh mal, Marco schwitzt ja», die nüchterne Bemerkung meiner Gruppe oben. Ein Umstand, der sich durch die Woche halten wird. Übrigens: das Wetter passt. Leicht bedeckt, warm, hohe Luftfeuchtigkeit.
Nach dem Hoch kommt ein Runter, dann wieder ein Hoch, zum Col de Lizuniaga, mit weit weniger Begleitfahrzeugen als vorhin. Frankreich, Runter. In Sare rüsten wir uns für den letzten Anstieg vor der Mittagsverpflegung, Flaschen auffüllen.
Die nächste Grenzüberschreitung passiert diesmal vor der Passhöhe, in Dantxarinea. Ab da wieder ein «Hoch», liebliche 470 Hm auf 9,8km zum Puerto de Otxondo, wo uns Andreas mit dem Buffet in Empfang nimmt. Allerlei Leckereien präsentieren sich uns auf den Campingtischen: Brot, Käse, Aufschnitt, Kekse, Nüsse, Bananen, Gummibärchen, Nutella, Orangina und Cola. Fliegender Wechsel, als die ausdauernde Gruppe sich einfindet.
Wir bleiben noch etwas in Spanien. Runter und ein letztes Mal hoch zum Col d’Ispeguy, zum letzten Grenzübergang der heutigen Etappe. Da wir sehr früh in der Zeit sind – und uns im Übrigen im Urlaub befinden – genehmigen wir uns vor dem Runter einen Kaffeestopp auf der Passhöhe. Andere Länder, andere Sitten: Cappuccino wird hier mit ordentlich gesüsster Schlagsahne dekoriert. Es soll auf Quäldich-Reisen auch die Kulinarik der Länder entdeckt werden.
Die Abfahrt nach Irroléquy bietet ein fantastisches Panorama. So schön, dass es manch einem die Sattelstütze einzieht. Dann ein kleiner Nupsi nach Sain-Jean-Pied-de-Port. Kann so weiter gehen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Wir starten am Atlantik und fahren zunächst zur Strandpromenade im Badeort Saint-Jean-de-Luz. Die Spannung steigt, denn acht ereignisreiche Etappen liegen vor uns, bis wir in Argelès-Plage das Mittelmeer erreichen. Dazwischen: Pässe, Pässe, Pässe an der Perlenschnur von West nach Ost. Heute auf dem Programm: Einrollen im Baskenland.
Dass "Einrollen" an dieser Stelle ein Euphemismus ist, wird spätestens nach acht Kilometern klar, wenn mit dem Col d'Ibardin die erste Bergwertung auf dem Programm steht - auch wenn sie mit 317 m Höhe wahrlich kein Riese ist. Mehrmals queren wir von der französischen auf die spanische Seite des Baskenlandes und zurück, bis wir mit dem Puerto de Otxondo und dem Col d'Ispeguy ein schönes Pässedouble fahren. Dann geht es nur noch das Nive-Tal hanauf nach Saint-Jean-Pied-de-Port - übrigens Ausgangspunkt des bekannten Jakobsweges
Camino Francés.