02.10.2022,
hagen306:
Endlich sind wir wieder daheim: Kuschelige 28°C, albóndigas (Fleischklösschen), adäquate Startzeiten um 10:00... - Richtig: Der Herbstknaller in Spaniens Süden steht an: Die Sierra Nevada Umrundung hat uns wieder. Ein ganzes Jahr mussten wir warten - jetzt sind wir wieder hier. Die Vorkommnisse des Tages:
Radsport = Teamsport: Das Peloton besteht gleich heute seine erste Feuerprobe: Ein Koffer ist beim Hinflug irgendwie über Tahiti fehlgeleitet worden, doch führt das nicht zum notgedrungenen Pausentag: Kathrin erstrahlt heute pünktlich zur Abfahrt in einem feshcen Cross Over Kostüm - Radtrikots, Hosen und auch Radschuhe sind in mehrfacher Ausfertigung an Bord. Und da Sidi-Schlappen schön schmal sind, passt dem Fuß in Gr. 39 auch ein 42er Schuh. Aber wir müssen ja auch nicht gehen, sondern nur treten. Aber irgendwann wird der Koffer wohl noch seinen Weg hianuf in unser Bergdorf Alcaucín finden.
Diesen Startort lieben wir ja aus den verschiedensten Gründen: Morgens startet der Tag mit einer Abfahrt - so herrlich erfrischend. Oben im Dorf können wir alle aus dem "Dirnenbrunnen" Wasser schöpfen - es heißt, wer dies tut, ehelicht binnen Jahresfrist eine holde Maid (gegendert auch: einen feschen Kerl) aus dem Dorfe. Es gibt so einige Lokale, in denen sich verweilen lässt, sofern man denn nicht im Sattel keult. Und ja, am Ende des tages lauert die Bergankunft. Dazu gleich noch.
Nun die Stil- und Regelkunde (selbstverständlich anonymisiert, fiktive Beispiele): Regel Nr 1: Denke nie, dass Deine Schaltung nicht funktioniert, sondern gib Dich dem Hebelspiel der mechanischen Ultegra hin statt Di2-Knöpfe zu drücken. Regel Nr 2: Soll das Kettentattoo richtig kräftig werden, lehn Dich energisch zur Seite und klicke nicht aus. Regel Nr 3.: Finde einen dirnen- ähem dornenfreien und windsicheren Abstellplatz am Pass für Dein Rad.
Letzteres war ja auch kein Problem: der Pass des Tages heute heißt ja "Puerto del Sol" - und der "Puerte del Viento" ist ein ganzes Stück weiter westlich bei Ronda. Oben am Passe bekommen wir übrigens eine Live Show, was man mit seinem Lieferwagen lieber nicht macht: Kastenwagen mit zug Steinplatten völlig überladen, dann (leicht alkohilisiert?) im Schrittempo von der Straße abkommen und sich in den einzigen Graben weit und breit am Straßenrand überschlagen. Nun ja, dem guten Mann ist nichts passiert. Aber in die Bar in Alfarnate kommt er heute wohl nicht mehr.
Nun denn, das Peloton zieht weiter und cruist die lange Abfahrt zum Vinuela-Stausee hinab. Unten gibt es einen Bäcker. Dort kann man wunderbares Brot holen, es sich in eine Tüte packen, damit dann einhändig den Zielanstieg nach Alcaucín hinauf fahren und nebenbei als erster der Gruppe anfahren - Chapeau! Leider konnten wir dieses finale Ereignis nicht fotografisch festhalten - wir waren zu langsam..- aber dafür stand die Fotofalle natürlich in der Applauskurve im Anstieg des Tages, denn was gibt es wohl Schöneres als völlig entspannt über diese Ikone der Vuelta-Straßenmalerei hinwegzurollen, die da schreibt: "No hay dolor" (Es gibt keinen Sc. hmerz) - Nun, das sehen wir tatsächlich ganz genauso und starten morgen auf die erste echte Rundfahrtetappe hinab (wie jetzt?!?) ans Mittelmeer. Selbstverständlich garniert mit kleinen Stichen, ehrlichen Anstiegen, miesen Rampen, Rollerbergen - irgendwie müssen wir uns ja mental dem Pico del Veleta (3396m) am kommenden Samstag annähern. Sierra - wir kommen!
Das war der offizielle Plan für heute:
Warm up: Von Alcaucin aus stürzen wir uns zunächst hinunter in Richtung Vinuela, um dann allmählich ansteigend auf der A356 dem Südwestufer des Viñuela-Stausees zu folgen. Unmittelbar vor Ríogordo ("der dicke Fluss") zweigen wir dann auf die A7204 nach Norden ab. Die Landschaft wechselt ganz allmählich von grün auf karg .
Hinter Mondrón haben wie dann die erste Serpentinenorgie der Tour aufgetischt: Hinauf zum Puerto del Sol. Zunächst etwas steiler, dann wieder moderater. Herrliche Tiefblicke. Ab jetzt geht es im Wesentlichen bergab. Wir passieren Periana und rollen weiter bis r Viñuela.