04.10.2022,
hagen306:
Heute ist der Tag der Entscheidung in Andalusien, und das gefühlt im Stundentakt: Authentisch oder romantisch?
Da starten wir doch gleich am Morgen mit einem Unentschieden: Unser Frühstücksbalkon - nebst zugehörigem Frühstück - im Hotel in Alcaucín mit Blick auf die Berge und die aufgehende Sonne (ja: erst um 8:00 ist es soweit!) bis hinüber zum noch weit entfernten Klettergrauen des allerletzten Tages bei Comares ist schlichtweg beides. Bereits heute Abend werden wir uns zurücksehnen an die authentisch-romantische Unterkunft, aber dazu gleich noch.
Jäh wird zumindest die Romantik unterbrochen, denn der erste Plattfuß des Tages ereilt uns schon vor Abfahrt - ECHT schlecht. Während die einen den Schlauch wechseln, üben sich andere im Kofferroulette: Der eine oder andere Koffer findet schon heute seinen Weg ins Zielhotel statt mit uns auf die Reise zu gehen.
Nun ja, mittlerweile ist alles dort, wo es sein soll, puh.Wir können also fröhlich unsere "Balkontour" entlang der Hänge der Sierra Tejeda starten. Anstieg 1: leichter Sonnenschein, ehrliche 8%, knarzende Knie - klarer Romantikpunkt. Es wird also wieder Zeit für einen authentischen Ausgleich: ECHT finster wird es in einer kleinen Rampe bei Arches, die Lichter dürfen das erste Mal für heute ein wenig gelöscht werden. Irgendwer raunt was von 17% ... huch ;-)! - Doch schnell sind wir oben, testen mal wieder einen Dorfbrunnen, erfinden nebenbei noch die FFP4-Maske (man nipple einfach gleichzeitig an zwei Deckeln der Bidons und fertig ist zumindest optisch die Atemschutzmaske) und rollen weiter zum nächsten Authentizitätsstop:
Hoch oben über Cómpeta als einem der weißen Dörfer hier kehren wir ein: Das Straßencafe ist wohl das, welches in Andalusien den Rekord im Minimalabstand zwischen Stühlen und vorbeifahrenden Baulastern hält. Wahrlich nicht romantisch, aber wir werden das später am Tage wieder ausgleichen: Zum ersten mit "on the way - Obstkunde" von Avocado bis Mango (auch derentwegen sind die Stauseen derzeit ziemlich leer hier), zum zweiten belohnen wir uns nach dem kleinen Giftzwerg hinter Torox mit wirklich romantischen Meerblicken (und blenden die zwar wenig befahrene, aber sehr breite alte Nationalstraße aus), zum dritten steuern wir die Herradura-Bucht zum erneuten Caféstop an . das gibt dann wieder einen Doppelpunkt; sehr romantisch, sehr authentisch und daher gibt´s auch einen Extra-Edelkitsch-Punkt!
Fix hügeln wir uns noch nach Almuñécar, das zwar als eine der Hochburgen des Warmwassertourismus weniger romantisch, aber dafür sehr authentisch hotelliesiert ist: Nur echt mit Ü70-Alarm in der Bahnhofshalle, ähem dem Hotelrestaurant, nur echt mit Alleinunterhalter in der Hotelbar und nur echt mit solchen unglaublichen Poolanlagen, wo die Leute den ganzen Tag einfach nur LIEGEN. (Letzteres Schauspiel war allerdings nur der Crew vorbehalten, die wegen Ü70-Überfüllung ins speziell-charmante Schwesterhotel gezogen ist. Must have ;-)!
Warum geben wir uns diese Konfrontationstherapie: Nun, natürlich wollen wir auch für Toleranz gegenüber anderen Reiseformen werben. Aber eigentlich wollen wir morgen früh nur direkt auf die Carretera de la Cabra einbiegen und uns also schnellstmöglich diesem authentisch-romantischen Bergaufspektakel ohne jeglichen Verkehr hingeben.
Viele Grüße also von der Poolliege!
Und dies sah das offizielle Werbetextchen vor:
Die Etappenfahrt startet! Vom Start in Viñuela geht es alsbald hinauf auf die Balkonstraße Richtung Cómpeta: Entlang der Sierra de Almijara mit ihren "Unterabteilungen" Sierra Tejeda, Sierra Játar, Sierra de Enmedio, Cerros del Puerto... hübsch garniert mit einigen kleinen Stichen und weißen Dörfern. Anschließend geht es hinab bis fast nach Torox. Heldenhaft nehmen wir aber am Kreisel den Abzweig in Richtung Frigiliana. Zunächst noch durch ein kleines Tal, schraubt sich das Sträßchen in Richtung Frigiliana. Teils ist der Asphalt hier sehr rauh. Es folgt die zweite Abfahrt hinunter nach Nerja. Weiter entlang der Costa Tropical auf der durchaus mal welligen Nationalstraße bis zum Tagesziel Almuñécar.