09.10.2021,
hagen306:
Der Granadiner Morgen ist perfekt: Noch kühl, die Sonne versteckt sich noch und aufgrund der gestrigen üblichen Freitagsfiesta belästigen uns heute kaum irgendwelche Vierräder. Gut so, denn unser Helmut (im Bild rechts) hat den Veleta mindestens zu seinem Saison- wenn nicht Rennradlebenshöhepunkt auserkoren. An alles hat er gedacht: Nur für heute und den Schotter im Gipfelbereich auf fast 3400m hat er die MTB-Schuhe eingesteckt und die Pedale ummontiert. Im Expeditionsrucksack ist (fast) alles für den Gipfelsturm verstaut (was fehlt, dazu gleich noch). Er startet bereits um 9 - extra für Helmut haben wir noch fix eine E7 Spezial als Track kreiert, keine fiesen Rampen sollen dem Gipfelsturm im Wege stehen. Auch die Guidecrew überwacht die Aktivitäten von Helmut liebevoll im Hintergrund. Frage des Tages: "Wo ist Helmut?", Antworten: "Jetzt auf 1800m, sieht super aus!", "Jetzt schon auf 2100m, alles bestens" - jedesmal, wenn unsere Pelotons sich unserem Oldie nähern, glüht die Guide-Standleitung. Bald wissen wir: Das läuft perfekt!
Derweil wird in Gruppe 2 noch vor dem Ernst des Veleta zunächst an der Geschwindigkeitsschraube gedreht (die Schmach, von einem holden Wesen auf MTB überholt zu werden, will sich keiner der maskulinen Bestandteile der Truppe geben), dann an der B-Schraube eines Schaltwerks und dann an unser aller liebsten Schraube: der Prozenteschraube. Ein saftiger Einstieg hinter Güéjar-Sierra erwartet uns. Stilvoll und voller Höflichkeit wird dem jeweils anderen der Platz vor dem eigenen Vorderrad angeboten. Der eine oder andere nimmt dankend an. Gruppe 1 dezimiert sich weiter oben kurz, da die Goldene Regel des Tages "an allen Abzweigen links fahren" durchaus mal nur als Empfehlung ausgelegt wird. Aber egal, auf dieser Route kommt niemand abhanden, denn man muss ja immer nur bergauf fahren heute.
Und so entwickelt sich der Tag zum so typischen Veleta- Spätsommer-Epos: 50km bergauf in der Sonne, durch alle Vegetationszonen bis hin zum nackten Schiefer. Hin und wieder schleichen sich kleine Zweifel ein: Schaff ich das? Claro! sagen die Guides - und behalten tatsächlich Recht. - Um alle Heldinnen und Helden gebührend zu empfangen, hat sich auch das Asphaltband oberhalb von 300m ordentlich herausgeputzt und sein schönstes Schotterkleid angezogen. - Zeit, um erneut zu fragen: Wo ist Helmut? - Auf 3200m. Super, gleich gibt´s...aah verdammt, doch etwas vergessen?
Während Helmut grübelt, ist bei einigen anderen - nach ausgiebigem Gipfelglück auf Europas Rennraddach - schon "Abfahrtstherapie" angesagt: Nach kleinen Spitzkehren-Ausrutschern in den ersten Tagen wird auf den 50km Monster-Bergab-km ganz langsam und fachmännisch betreut wieder das Vertrauen in den Grip des Reifens hergestellt. - Aber zurück zum Gipfel: Hatte Helmut doch tatsächlich das Gipfelbier vergessen?? Kein Problem - der Guide Nr. 1 hat es unter Einsatz all seiner Kräfte den Berg hinaufgeschleppt - und so stoßen die letzten drei am Gipfel als erste heute mit Bier an! SO muss es sein! (P.S.: Der Rest soll im Eiltempo zur Hotelbar gedüst sein... Schmutzbier und so...)
Fazit: Geschafft! Der Pico del Veleta ist gemeistert. Ein Dankeschön an die Crew für diesen feinen Tag! Und wie sieht es da oben eigentlich aus? Bilder schauen!
Hier das offizielle Tourentextchen:
Das Rennraddach Europas wartet. Monumentale 50km, die nur ein Attribut kennen: BERGAUF!
Wir hätten zwei Möglichkeiten - alle sind einfach nur herrlich. Abgebildet haben wir die Variante über Pinos del Valle hinauf nach Güéjar-Sierra und weiter auf einem einsamen, teils sehr steilen Sträßchen bis zum Naturparkzentrum auf 1600m zu klettern. Weiter geht es auf der alten Passtraße durch den Pinienkranz bis auf 2200m und über dem Skidorf zur ominösen Schranke. Ab hier gilt: Keine Autos!. Die Straße durch das Skigebiet und seine schroffen Schieferhänge ist oben sehr schlecht. Ganz oben noch einige Meter Schotterpiste und dann ist es geschafft: 3396m ü. NN.
In der Abfahrt nehmen wir ab dem NP-Zentrum für besonderen Flow die Hauptstraße, genießen die gigantischen Tiefblicke und das Panorama der Sierra de Huétor im Norden, bevor wir auf etwa 1000hm nach Pinos Genil abzweigen. Spätestens ab jetzt sollte es wieder kuschelig warm werden :-). Entspanntes Ausrollen über Cenes hinab nach Granada. Der Veleta steht im Palmarès!