Wenn mir jemand am Dienstag Abend gesagt hätte, dass es am Donnerstag kaum regnet und am Freitag gar nicht, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt. Am Dienstag Abend zeigte die Vorhersage für Donnerstag den Weltuntergang für Chiavari an, und für Freitag immer noch heftige Regenfälle.
Daher haben wir Dienstag Abend sehr spontan entschieden, am mittwoch in die Cinque Terre zu fahren, und dann sind die meisten am Donnerstag einfach nicht gefahren. Obwohl Ivo, der Wirt der Osteria da Ivo, am Mittwoch Abend schon beim Blick in den Himmel geweissagt hatte, dass es nicht regnen werde. Es sei ja nur Alarmstufe gelb. Quando è solo allerta gialla, non piove!
Das war, nachdem Ivo sich für seine Fischsuppe hatte feiern lassen, seine Zurzuela. Die er sich in Spanien abgeguckt habe. Aber die dortige Variante habe ihn nicht überzeugt, die Spanier würden ja alles frittieren!
Statt der Ruhetagsrunde sind also am Donnerstag fast alle nach Genua. Weil sie Ivo nicht trauen. Um 13 Uhr waren die Straßen dann aber tatsächlich trocken in Chiavari, so dass ich doch noch aufs Rad bin, mit Spinarola und Portofino Vetta sogar mit zwei neuen ligurischen Anstiegen, die ich noch nicht kannte. Demnächst hören wir einfach auf Ivo!
Am Donnerstag sind wir zum Abendessen nochmal bei Luchin. Und wer kommt da ohne Absprache dort vorbei, weil sie auf dem Rückweg von Elba in Chiavari Zwischenstation machen? Janina und Lothi, die vielleicht sogar mit wollen am Freitag, denn unser Plan gefällt ihnen.
Der Plan sah so aus: da die Beine ausgeruht sind, verlangt der letzte Tag nach epischen Taten. Was liegt da näher, als die Portello-Barbagelata-Runde mit Pranzo di Lavoro in Montebruno.
Pranzo di Lavoro, auf deutsch Arbeitsessen, ist eine italienische Institution, aufgrund derer es noch in jedem abgelegenen Kaff eine funktionierende Osteria gibt, in der Mamma kocht. Das Arbeitsessen ist bei den öffentlichen Bauvorhäben eingepreist, und die Arbeiter gehen also auf jeden Fall zu Omi essen. Wir gehen ins Rifugio dei Cacciaori nach Montebruno, was direkt am Fuß von Barbagelata liegt. Natürlich mit einem vollen zweigängigen Menu, sonst wissen die armen Gastgeber gar nicht, was sie abrechnen sollen... ohne Secondo!
Aber vor dem Arbeitsessen muss erst noch der Passo di Portello absolviert werden, immerhin Robbys Lieblingspass in Ligurien, und mit 900 Höhenmetern und 14,5 km fast Ghiffis Kragenweite (13,5 km / 920 Hm). Kaum erwähnenswert, dass uns morgens in Chiavari strahlendblauer Himmerl empfängt. Ein Tag für Heldentaten also!
Wir springen über Leivi ins Fontanabuona und fahren herrlich einsam durch die abgelegene ligurische Bergwelt. Tolle Natur, tolle Blicke. Nur der Belag, der war einmal nicht neu. Aber fahrbar.
Oben halten wir uns eignentlich zu kurz auf dafür, wie schön und wie abgelegen es hier ist. Dann aber fallen wir ins Trebbiatal herab (gar nicht so schlimm wie gedacht) und reiten nach Montebruno ein. Dachten wir. Aber dann hatte Robert einen Doppelbatschen, um den wir uns noch kümmern, während der Rest schon bestellt. Es gibt Farfalle al Ragu und Polenta al Stracchino und jede Menge secondo-Auswahl vom Braten bis zum Carpaccio. Gruppe 1 belässt es beim Primo, wir anderen essen richtig zu Mittag. Herrlich sitzen wir in der Sonne, Janina und Lothi fühlen sich, als seien sie die ganze Woche schon gefahren.
Schon am Portello war eigentlich wieder Ruhetag. Alle sind platt, Gespräche führt man nur mit dem inneren Schweinehund. So auch hoch nach Barbagelata, wo das Pranzo di Lavoro zusätzlich hemmt.
Aber auch dieses Steilstück nimmt irgendwo ein Ende, nämlich ungefähr da, wo wir in die Wolken hinein fahren. Heute kein Blick bis zu den Alpen, heute kein Blick nach Sestri, und kein Blick aus den Kurven hinunter zum Scoglina auf die tigullische Bucht.
Es hat sich übel zugezogen, die Regentendenz treibt uns hinab. Ohne Halt über den Scoglina. Ohne Halt durch Favale di Malvaro, ohne Halt durch das Fontanabuona nach Calvari, wo wir uns bei einem letzten Espresso der Reise einstimmig gegen den Romaggi und für ein frühes Abschlussbier am Strand entscheiden. Nachdem wir über Leivi gesprungen sind, denn Leivi geht immer.
Am abschließenden Bier sind sich alle einig: wir kommen wieder. Tolle, fordernde Bergstrecken und einfache, unfassbar gute ligurische Küche: das findet man am Besten in Chiavari. Und dazu neu asphaltierte Straßen fast überall. Mega!
Ursprünglicje Etappenbeschreibung
Über Leivi fahren wir in das Fontanabuona, dem wir bis Gattorna folgen. Hier biegen wir rechts zum Portello ab, auf den eine wunderschöne, schmale Straße durch die Einsamkeit führt. Nach der Abfahrt ins Trebbiatal folgen wir der SS45 hinab nach Barbagelata - Mittagspausenpflicht!
Ein toller, fordernder Anstieg führt uns nach Barbagelata, von wo aus wir bei gutem Wetter die Seealpen sehen können. Die Abfahrt über den Scoglina zurück ins Fontanabuona ist rasant, die Ausblicke von der Passhöhe noch einmal ein Leckerbissen. Auf gleichem Weg wie gekommen geht es zurück ins Hotel.