15.09.2021,
Jan:
Nach vier ausgewachsenen Etappen in Ligurien haben wir uns gestern nach der Etappe schon ordentlich auf den Ruhetag gefreut, und darauf (und auf den guten neuen Asphalt) gehörig angestoßen. Wie gesagt dann der Schock: Sintflutartige Regenfälle am Donnerstag erfordern eine Umplanung. Was am Standort natürlich immer möglich ist. Auch für Freitag ist das Wetter unbeständig angesagt, und der heutige Tag somit die einzige Möglichkeit, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Oder besser gesagt, das Feuer brennen zu lassen, bevor es jäh gelöscht wird.
Also stehen wir um halb neun, alle noch etwas zerknittert, vor der Hotelgarage und starten in Richtung Cinque Terre. Die muss man gesehen haben, wenn man in Ligurien war, und die Etappe ist lang, mit 135 km und 2500 Höhenmetern und einem zumeist längeren Aufenthalt im Cinque-Terre-Dorf Vernazza entspannt ein früher Aufbruch den Tagesablauf. Meine Beine sind unendlich schlecht und ich muss Uwe zweimal einbremsen, weil es mir zu schnell ist. Geredet wird nicht. "Ist ja auch Ruhetag heute", sagt Uwe. Es ist schwül, und auch wenn die Sonne sich heute nicht zeigt läuft der Schweiß in Strömen.
Der
Passo della Mola ist doch irgendwann erreicht, und gleich stürzen wir uns in die Abfahrt, in der die Provinz La Spezia und damit der schlechte Asphalt beginnt (bis zum Tunnelportal ist auch der Mola komplett neu gemacht). In Carro biegen wir (für mich erstmals) in den Ort ein und suchen eine Bar. Die alkoholisch anmutende Barkeeperin schickt uns unsanft weg. "Bar chiuso oggi". Na gut, aber unten, so fahren wir von den deutlich freundlicheren Dörflern weiter hinten, sei die Pizzeria geöffnet. Hier bestellen wir
caffè und Cola zur Bekämpfung der Ruhetagslethargie.
Schon sind wir im Varatal und folgen der Staatsstraße dem Fluss entlang bis Borghetto di Vara und dann schmalen Straßen bis Pignone, wo wir die Flaschen am sehr schönen Dorfplatz am Dorfbrunnen auffüllen. Dann sind es noch 375 Höhenmeter zum
Passo del Termine, und hier oben beginnt die herrliche Cinque-Terre-Höhenstraße mit Tiefblicken auf Monterosso, von der wir kurz darauf nach Vernazza hinab fahren. Der Kontrast ist immer erschreckend. Oben die absolute Ruhe mit pittoreskem Blick von der Zufahrtsstraße, unten der Trubel der Touristen, die im Ort von der Bahn ausgespuckt werden. Schön ist es aber schon, fast kitschig. Wir kaufen uns Pizza, Focaccia und Cola im Straßenverkauf und den Espresso an der Ananasso-Bar. Dann aber schnell wieder weg in die Ruhe der Küstenstraße, hoch zurück zum Termine und rasant hinunter nach Levanto. Diese Abfahrt war mal toll, mittlerweile (Provinz La Spezia!) hat der Asphalt deutlich gelitten, und kann nach all den tollen Abfahrten der letzten Tage nicht mehr punkten.
Nun steht nur noch der letzte Anstieg hoch zum
Passo del Bracco auf dem Programm, genauer zum Pantanibrunnen, wo das Wasser immer noch schmeckt wie immer (wunderbar) und die Beine stärkt wie kein anderes. Vor dem herannahenden Regen schaffen wir es dank der beflügelnden Wirkung gerade noch trocken zum Schmutzbier an der Strandpromenade. Jetzt kann der Ruhetag kommen!
ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute wollen wir es wissen und kratzen zum Abschluss einer wunderbaren Woche an den 3000 Höhenmetern. Bei einem Besuch in Ligurien darf ein Abstecher in die Cinque Terre nicht fehlen. Über den Mola erreichen wir das Varatal, dem wir bis Borghetto di Vara flussabwärts folgen. Über eine schmale Nebenstraße gelangen wir auf die Termine-Passstraße. Oben angekommen fahren wir auf einer Höhenstraße mit herrlichen Tiefblicken an Monterosso vorbei und dann hinunter nach Vernazza, einem der äußerst sehenswerten Orte der Cinque Terre. Der Kontrast zwischen der absoluten Stille im Hinterland und dem touristischen Trubel im Ort könnte größer kaum sein.
Gruppen 2 und 3 sollten früher starten, um nicht unnötig in Stress zu verfallen! Wem die Gesamtkilometerleistung zu groß ist, kann bis Levanto mit dem Zug fahren und spart somit 55 Kilometer / 800 Höhenmeter.