Und hier nun Marlens Eindrücke vom zweiten Teil der quäldich-Karpatenreise in Rumänien!
Wer noch einmal Teil eins lesen möchte, muss nur diesem Link folgen: Vom Fliegen an der Transalpina und Begegnungen mit wilden Bären in den rumänischen Karpaten!
Tag 4 unserer Rumänienreise. Ausnahmsweise fahre ich heute im Begleitauto mit. Während am Morgen die motivierte Radfahrertruppe mit den Fahrradschuhen scharren, hat der Reiseleiter die wichtigsten Themen des Tages im Blick und bereitet die Abreise vor. Nächster Stopp ist der Einkaufsladen, wo die Leckereien und Wasservorräte für die hungrigen Horden besorgt werden. Mit diesen im Gepäck geht es zum Pausenpunkt. Aufbauen, auspacken, Brote schmieren und Obst schneiden im Akkord - in Rumänien gehört dabei auch hungrige Hunde abzuwehren zum Nebengeschäft. Nach ein paar Minuten Ruhe rückt die erste Gruppe an, die ihren Hunger und Durst stillt. Auch Sonderwünsche werden, sofern irgendwie möglich, direkt oder spätestens am nächsten Tag zur Pause erfüllt. Nach Abfahrt der dritten Gruppe packt die Ein-Mann-Support-Crew zusammen und reist mit dem Gepäck der Reisegesellschaft zum Zielhotel. Währenddessen sind die Radfahrer unterwegs und erkunden gut versorgt auf der vierten Etappe der Karpaten-Rundfahrt die hügelige rumänische Toskana und den Rollerberg hinauf zum Pasul Bran. Tagesziel: das Dracula Schloss!
Für die fünfte Etappe stand als weiteres großes Highlight der Nationalpark Bucegi auf dem Programm, ebenfalls Lebensraum von Bären. Der Tag begann zunächst mit der Auffahrt im Teamwork zum Pasul Paraul Rece. Von dort rollten wir hinab in den touristischen Ort Sinaia, wo wir uns nach den Begegnungen an Tag 3 mit den Bären zur Verteidigung mit einer Vuvuzela ausstatteten. Diese kam kurz darauf bereits zum Einsatz, um den Angriff eines anderen felligen Angreifers abzuwehren, nämlich eines renitenten Straßenhundes. Sinaia verlassend begaben wir uns in den 24 Kilometern und 1100 Höhenmeter langen Anstieg in die Bucegi, wobei etwa auf der Hälfte für die Verpflegungspause angehalten wurde. Dort wartete neben dem Essen auch der phänomenale Ausblick auf die bereits geschafften und die Aussicht auf die lohnenden übrigen Höhenmeter. Wir erreichten das Platoul Bucegi und bogen in die Stichstraße zum Eingang des Nationalparks ein. Auf dieser Straße eröffnete sich die tundraartige Hochlandschaft, die neben Eseln auch feinste Asphaltstraße bis auf 1900m üNN zu bieten hatte. Vom Höhepunkt des Tages rollten wir hinab und erreichten nach etwa 20 Kilometern mit mehreren Rampen, aber glücklicherweise ohne weitere Bärenbegegnungen, das Hotel.
Auch wenn die sechste und letzte Etappe unserer Karpatenrundfahrt mit 83km und nur 850 Höhenmetern die kürzeste war, war sie alles andere als einfaches Heimrollen. Schon beim Aufbruch am Morgen deutete sich Regenwetter an, das uns auf dem Weg nach Sinaia einholte und für Dauerbegießung sorgte. Auf den abschnittsweise recht verkehrsreichen Straßen und der langen Abfahrt galt es, bei schlechter Sicht zusammen konzentriert zu fahren, um das Ziel Brasov sicher zu erreichen. Kaum fuhren wir in die Stadt ein, begrüßte uns die Sonne. Wir schlängelten uns durch den Stadtverkehr sowie einen dreispurigen Kreisel, wobei das für geübte Stadtfahrer eine durchaus machbare und lustige Aufgabe war. Von oben bis unten nass und dreckig erreichen wir alle unbeschadet das letzte Hotel dieser Reise. Der Dreck von den rumänischen Straßen knirschte zwischen den Zähnen und doch waren waren wir sehr glücklich und stolz über all das Erlebte.