Marlens Eindrücke von der quäldich-Karpatenreise in Rumänien (Teil 1 von 2).
Tag 1 unserer Karpaten-Rundfahrt bot einen quäldich-würdigen Auftakt. So begannen wir den Tag mit dem Aufstieg nach Păltiniș mit 900 Höhenmetern am Stück und ließen den Blick zum ersten Mal in die faszinierenden rumänischen Weiten schweifen. Die gemachten Meter durften wir bergab noch einmal genießen und rollten nach Sălişte. Dort erwartete uns Chefkoch Alex mit dem Buffett, das in bekannter Manier absolut keine Radfahrergelüste unerfüllt lässt. Nach der Stärkung machten wir uns an den zweiten großen Aufstieg des Tages, hinauf Richtung Poiana. Von dort aus folgten wir der Höhenstraße, die wunderbaren Weitblick über die Dörfer und Flächen der Walachei bot. In der finalen Abfahrt fuhren wir einen kleinen Teil der Transalpina und erhielten einen Vorgeschmack auf die Route des nächsten Tages...
Die Tourenbesprechung am Vorabend der zweiten Etappe der Transalpina weckte hohe Erwartungen für das Kommende. Sowohl in Hinblick auf das Höhenprofil und den Gesamtanstieg von 3000HM als auch für die Schönheit der Landschaft. Denn wenn ein Robert Petzold die Transalpina als seinen „schönsten gefahrenen Pass“ betitelt, kann einfach nur Vorfreude aufkommen.
Nach Bergauf-Gruppenrollen zum Stausee Lacul Oasa und Verpflegungspause begaben wir uns in den verheißungsvollen Anstieg mit 17km und 700 Höhenmetern. Dort wurden trotz einiger kurzer, steiler Rampen innerhalb der Rampe alle Hoffnungen auf Ausblicke übertroffen, und wir konnten den absolvierten Anstieg als schlangenförmige Linien durch die malerische Landschaft genießen. Feinster Asphalt in Bergauf und Bergab waren das i-Tüpfelchen. Nach ausgiebiger Phase des Genießens am Gipfel begaben wir uns von 2145m üNN in die spektakuläre Abfahrt mit ebenfalls unzähligen Serpentinen, die ein erhebenderes Gefühl als Fliegen boten! Zurück am Fuße der Karpaten ging es über einige Hügel durch die Walachei Richtung Ziel, wobei diese letzten Kilometer auch die letzten Körner des Tages forderten, und keine Energiereserve unangekratzt blieb.
Auch die dritte Etappe ließ mit der Fahrt auf der Transfagarasan und dem Aufstieg zum Pasul Balea auf 2042m spektakuläre Momente erhoffen. Nach einem gemütlichen Gruppenstart und einigen Kilometern hielten wir zur Stärkung am Alex’schen Buffett. Von dort aus begaben wir uns mit vollen Speichern in den 25 Kilometer und 1400 Höhenmeter währenden Anstieg und rollten Kehre um Kehre die Landschaft genießend dem wortwörtlichen Höhepunkt entgegen.
Wer oben ankommt, muss auch wieder herunterfahren - das taten wir, und machten währenddessen Bekanntschaft mit dem schrillen Sirenenton der rumänischen Bären-Warn-Nachricht an unsere Handys, der uns noch den Rest des Tages begleiten sollte. Am Ende der etwas buckeligen Abfahrt lieht der Lacul Vidraru, den wir umrundeten. Dort erwischte uns das Wetter in Form von dauerhaftem Starkregen und erschwerte die Sicht auf die Unebenheiten in der Straße. So passierte das Unglück, drei Platten zur gleichen Zeit. Und das mitten im Gebiet, wo uns die Bärenmeldungen aller paar Minuten laut schrillend einkamen. Solch eine Situation erfordert Temwork - reparieren, Material organisieren und Schmiere stehen war angesagt, um im strömenden Regen das Gefahrengebiet so schnell wie möglich wieder verlassen zu können. Und tatsächlich hatten wir kurz nach dem Wiederanrollen die Anblicke, die uns schneller antreten ließen - frei lebende Braunbären direkt am Straßenrand! Insgesamt sieben Tiere bekamen wir zu Gesicht auf den 35 Kilometern um den Stausee, teilweise mit weniger als 3 Metern Abstand. Voller Adrenalin, durchnässt und überwältigt erreichten wir als Gruppe das Zielhotel, zusammengeschweißt durch die Erlebnisse dieses Tages.