13.07.2021,
majortom:
Wir melden uns aus Frankstadt unter dem Radhoscht, wie offenbar unser Etappenort Frenstát pod Radhostem auf deutsch heißt. Hinter uns liegt mal wieder eine epische Etappe (wie Jan Sahner* sagen würde) über 158 km durch das Altvatergebirge und das Mährische Hügelland. Epische Etappen bieten ja auch immer etwas Zeit zum Nachdenken, und so hat mich heute über einige Zeit die Aussage unserer Springerle-Weltmarktführerin (
www.springerle.net) beschäftigt: "Es ist schon eine Hassliebe zum Berg." Es ist eine Aussage, die über die Motivation nachdenken lässt, mit der wir wahlweise mit lockerem Tritt die Berge hinauf fliegen oder mit einen grenzdebilen Gesichtsausdruck nur noch kurz diesseits des Deliriums hinauf quetschen. Warum machen wir das?
In den Bergen ist diese Frage leicht zu beantworten. Man muss nur oben auf dem
Praded a.k.a. Altvater stehen, mit 1491 m Höhe zwar nicht ganz so hoch wie der
Feldberg, aber als höchter Punkt des Altvatergebirges natürlich trotzdem die ganze Region überragend. Auf dem Praded liegt uns physisch zumindest das restliche Altvatergebirge zu Füßen, in dem Moment der Ankunft aber auch - zumindest im Kopf - die ganze Welt. Ich bin einigermaßen überzeugt, dass auf dem Gipfel die Balance zwischen Hass und Liebe eindeutig zur Liebe verschoben ist.
Etwas anders sieht es später aus. Wir haben die Rumpelabfahrt überwunden und befinden uns im Kackwellenteil der Etappe, der Wind bläst von vorne, und es ist heiß. Wo kommt hier die Motivation her, weiter Pedalumdrehung um Pedalumdrehung abzuliefern, während die Kilometeruhr bis ins Ziel nur langsam herunter tickt, und der Weg zum zweiten Alex-Stopp am Oder-See noch so weit weg ist? Wie halten wir es mit der Hassliebe zu diesen Dingen?
Die Frage ist schwieriger zu beantworten, aber vielleicht ergibt sich zumindest ein Teil der Antwort, als ich die Gruppe auf der ersten Welle versammle und den Vorschlag mache, es angesichts der leicht widrigen Bedingungen etwas lockerer angehen zu lassen, darauf zu achten, dass wir weder in den Wellen noch in den flachen Passagen bei Gegenwind jemanden verlieren. Natürlich sind alle damit einverstanden. Es ist irgendwie auch das, was quäldich ausmacht: zusammen losfahren und zusammen ankommen. Was auch Robert und Alex als Reiseleitung vorleben. Irgendwie ist es auch das, was uns in der Hitze über die Wellen trägt. Die Gewissheit, dass hier jeder für den anderen einsteht und auf den anderen acht gibt.
Natürlich haben wir es alle souverän geschafft. Trotz oder wegen der Hassliebe. Und freuen uns auf die
Lysá hora morgen.
*Name von der Redaktion nicht geändert
Etappenbericht von Manu auf Schweizerdeutsch:
Quä di Reis vo Dresde nach Cracovie. Etappe vom 13.07 vo irgendwo in Tchechie bis an a anders Ort im gliche Lang.
Die dutsche Giele hei wöaue dass ig der Bricht uf Bärndutsch schribe. Auso denn.
Hüt isch's Zmorge nid grad uf em höchste Level gsi. PunktNüni, hop dä Bäse. A sau schöhni abfahrt u de no ä schöhni neu tehrti strass für der Hogerstart. Es isch dä rasch schnäu worde mit er ä schöhne Testosterone demo uf drei Stigig.
Nochem mittag simmer dä viou weniger fräch gsi u zum glück heimer der Robi ou der Tobias Boltzer gha zum vohre gaz gäh. As isch sau warm gsi, aber wider so schöhni Landschafte. Noch dem Tag häts grad Bier u Glaci gäh u zum Znacht gits dä as 4 Gang Menu für a gueti erholig.
Danke an Quäldich! Ihr macht das sehr gut.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Das Altvatergebirge hat es in sich! Über zwei kleinere Pässe nähern wir uns dem mit 1491 m höchsten Berg des Altvatergebirges und sammeln fleißig Höhenmeter. Bei hoffentlich schönem Wetter ist die Gipfelstraße ein landschaflticher Hochgenuss und der 9 km lange Stich unbedingt empfehlenswert. Die kahle Bergkuppe des Altvaters bietet weite Blicke in alle Himmelsrichtungen. Gut gestärkt am Büfett von Alex nehmen wir nun den zweiten Teil der Etappe auf uns, der sich ganz anders als der erste Teil präsentiert. Oft leicht bergab, mal wellig durchqueren wir auf gut 100 km das mährische Hügelland. Sogar entlang der jungen Oder, die hier in Mähren entspringt. Am Ende des Tages haben wir einen großen Schritt auf unserer Fernfahrt gemacht. Wir sind bereits im äußersten Osten von Tschechien angekommen.