Asturien-Rundfahrt - rund um die Picos de Europa

Bienvenidos a Cantabria! Unser Anreisetag gestern führte uns gestern im Bustransfer bis nach Valle - denn das liegt im Gegensatz zum Airport von Bilbao schon in Kantabrien (aber keine Sorge: Wir werden zum Abschluss der Tour nicht nur von Bilbao aus abfliegen, sondern dort auch nächtigen und den pintxos fröhnen). Die Räder sind eingestellt, der eine oder andere hat schon die erste kleine Runde gedreht. Heute nun geht es los, und zwar spektakulär und einsam über den Doppelhammer aus Puerto de Ason und Perto de la Silla. Heldenhaft geht es über den von der Südseite moderaten Pto. de Estacas de Trueba, superflowig rauschen wir nach Vega - nette Bars! Und weil es so schön ist, bezwingen wir gleich noch den Magdalena-Pass. Entlang des Ebro-Stausees nähern wir uns Reinosa und in der Anfahrt zum Palomberas-Pass erwartet uns das Tagesziel Soto. Beine hoch!

Bereits hier haben wir uns auf unserer Erkundungstour 2019 hoffnungslos verliebt: Berge in der Einsamkeit. Und das bei bestem Wetter. Sidra in den Bars. Sanft rollen wir aus der Hochebene auf den Palomberas-Pass, bevor es gefühlt ewig bergab geht bis Sopena. Es folgt die "Grüne Trilogie" aus Carmona, Ozalba und Hoz. Allesamt "nur" Vorpässe in den Hügeln rund um die Picos de Europa. Diese prangen heute schon am Horizont, sind uns aber noch egal, denn unser Augenmerk richtet sich auf die Deva.Schlucht, der wir bis ins charmante Potes folgen. Hier brummt zwar für asturisch-kantabrische Verhältnisse touristisch der Bär, aber es ist zum Glück nicht zu vergleichen mit dem täglichen Zirkus in den Dolomiten oder an manch Alpenpässen. Irgendwo müssen wir uns heute noch eine dieser feisten Erbsen-Bohne-Linsen-Suppen ziehen - die Feuertaufe sozusagen, ob wir Nordspanien gewachsen sind...

Heute "hangeln wir uns an der Südseite der Picos entlang. Den Auftakt bildet der wahrhaft gloriose Puerto de San Glorio in der Morgenkühle. Auf unserem Weh zum nächsten Pass, dem Puerto de Tarna. rollen wir zunächst durch die stille Hochebene südlich des Picos-Massivs. Zum Abschluss wartet der Isidro und schon geht es hinab nach Felechosa.

Zeit für die Vuelta: Heute haben wir den Angliru auf dem Speiseplan (man kann ihn auch auslassen - aber darüber wollen wir gar nicht erst nachdenken!). Genüsslich rollen wir am Morgen das Tal des Rio Ayer (der "Gestern-Fluss" - sind das unsere Tränen und Schweißtropfen von gestern??). So langsam nähern wir uns Oviedo und rücken damit auch in den industriegeprägten Küstenbereich ein. Stört uns aber nicht, denn alsbald stellen sich uns unsere beiden Finalgegner in den Weg. Ehrlich und hart geht es zunächst mit meist strammen 10% zum Alto Cordal hinauf. Nicht provozieren lassen von den locals - denn die haben meist nicht noch den Angliru danach auf dem Programm. Diese eigentlich völlig überflüssige und in den 1990ern von der Vuelta entdeckten Stichstraße hinauf auf 1570m darf getrost als "Koloss", "Bestie" oder "Miststück" liebkost werden. Die berüchtigte 500m lange 23%-Rampe ganz oben ist ein regelrechter Entsafter. Daher werden wir uns heute abend auch in Oviedo bei vergorenem Apfelsaft (sidra - ein Hoch auf die Kelten!), wahlweise auch Gerstensaft feiern. Einzig erlaubtes 0%-Getränk: asturische Milch, denn die wir hier auf den saftigen - da regelmäßig natürlich beregneten - Bergwiesen erzeugt.

Wiederum haben wir ein großartiges Etappenfinale vorebereitet, wiederum kann man den Schlussstieg auslassen, wiederum wollen wir darüber gar nicht erst grübeln! Zunächst verlassen wir das nach all den Tagen in den Bergen unglaublich groß wirkende Oviedo gen Küste - nach all dem Grün der letzten Tage brauchen wir auch etwas Meeresblau! Doch das Meersalz-Intermezzo währt nur kurz in Llastres, fortan müssen wir wieder das auszuschwitzende Salz im Auge behalten: Der Mirador del Fito ist so kurz wie unerbittlich - Tempoverschärfungen wollen hier gut überlegt sein, denn schließlich sollte das Blickfeld an diesem Panoramastieg nicht übermäßig eingeengt sein!. Kurz verschnaufen, am Tagesziel Cangas vorbei und dann hinauf zur sportlichen Historienschlacht zu den Covadonga-Seen: Don Pelayo läutete hier mit einer kleinen Heerschar die Reconquista ein. Folglich ist die Covadonga-Höhle auf halber Strecke auch einer der Wallfahrts- und Pilgerorte in Asturien. Wir fahren aber noch weiter und geben uns erst an Lago Enol und Lago Encina geschlagen, wo die Straße aufhört. Königliche Abfahrt zurück nach Cangas de Onis.

Heute warten keine großen Pässe. Dafür heißt es, viele km abzuspulen. Doch in der Regel herrscht Westwind, so dass das für alle problemlos machbar ist. Einer der einsamsten Pässe Nordspaniens ist der Escarandi. Auf einer Stichstraße geht es hierfür noch einmal 20km bergauf in das Picos-Massiv und zurück.
Entlang der Nordflanke der Picos de Europa arbeiten wir uns weiter Panes voran, Dort im grünen Weideland warten einige kleine Wellen, bevor wie schon gestern Kurs auf die Küste nehmen. Bade- und Pflichtstop auf einen cortado in Comillas, bevor es per Shuttle weiter nach Santander geht. (Die Stadt ist groß und lang - den Verkehr wollen wir uns allen ersparen!). An der Nordspitze der Stadt beziehen wir direkt am Strand unser Hotel. Es darf wiederum gebadet werden!

Zwar müssen wir erst noch Santanders Vororte verlassen, kürzen dies aber gekonnt mit einer Fährüberfahrt auf die Ostseite der Bucht ab. Und dann wird es auch schon wieder recht schnell recht ruhig! Lediglich der Puerto de las Alisas mit phänomenalen Tieflblicken und der Alto de Ubal stellen sich uns heute noch in den Weg. Nebst dem finalen Aufstieg zum Hintereingang nach Bilbao: der Reineta. Und in Bilbao warten natürlich schon die Pintxos auf uns!