23.06.2020,
robert89:
...beginnt in Oberwiesenthal. Wir müssen am Abend des zweiten Tages in Oberwiesenthal und beim Mittagessen auf dem verregneten Keilberg wohl alle Teller geleert haben. Da dies bei reichhaltiger böhmischer Küche gar nicht so selbstverständlich ist, wurden wir nicht nur mit einer (fast) trockenen dritten Etappe über den Erzgebirgskamm belohnt, sondern vom Rückenwind förmlich Richtung Holzhau geweht. Überpünktlich 8:58 Uhr standen wir 14 tapferen Pedalritter zur Abfahrt bereit. Nach zwei Tagen in Oberwiesenthal galt es Abschied zu nehmen von der höchstgelegenen Stadt Deutschlands und vom Westerzgebirge. Zugegeben, so schwer fiel das nicht beim Blick Richtung Keilberg und Fichtelberg, deren Gipfel noch immer in dichten Nebelschwaden hingen. Nachdem der erste kleine Warmmacher-Anstieg die Beine in Schwung brachte, segelten wir mit reichlich Windenergie und ressourcenschonend auf dem herrlich-grünen Erzgebirgskamm in zwei Gruppen Richtung Osten.
Während Ulrich immer wieder von der Etappe, der ursprünglichen Natur und Landschaft im böhmischen Erzgebirge schwärmte (wir nahmen auf tschechischer Seite eine kleine Abkürzung zur Mittagspause im Berghotel Lesna), begeisterte den Rest der Gruppe der Abstecher auf sächsischer Seite und die Fahrt durch das rasant-kurvige Natzschungtal. Teil der Hausrunde von unserem Reiseleiter Alex, der auf dem Lesna für uns schon den Mittagstisch reservierte. Und dann wurde 12 Uhr aufgetischt. Knödel mit Gulasch und besonders viel Zwiebel, Teigtaschen mit Sahnesauce, Röstbrot mit Knoblauchzehe, sowie Palatschinken mit Eis und Sahne. Doch den Vogel schoss Andy mit seiner gegrillten Wurst auf Bratkartoffeln ab. Willkommen in der böhmischen Küche - Neugier, Sehnsucht und passionierte Lebensart zugleich. Angeblich, so meint es die Strava-Aufzeichnung, sollen wir bis zu zwei Stunden dem Mittagsmahl gefrönt haben. Mit reichlich Zusatzgewicht setzten wir uns gegen 14 Uhr alle wieder in Bewegung und steuerten nun den Serpentinenanstieg vom Einsiedler Pass an, der von Alex am Vorabend als Rolleranstieg folgendermaßen angepriesen wurde: „Die Kurven müssen bergauf angebremst werden.“ So ganz klappte das mit dem Anbremsen dann doch nicht – es muss am reichhaltigen Mittagessen gelegen haben. Vorbei am größten pneumatisch betriebenen Nussknacker der Welt und über die Talsperre Rauschenbach rollten alle am frühen Abend in Holzhau ein. Nur die entspannte Gruppe, die übrigens erneut die Etappenplusoption wählte, wurde auf den letzten Kilometern zum Hotel dann doch noch etwas nass. Wer hat da seine Knödel nicht aufgegessen? Die Wetterlage weiter unbeständig.
Tag 4. Neuer Morgen, neues Glück. Kurz nach 7 Uhr gaben wir offiziell bekannt, den Etappenstart um eine Stunde nach hinten auf 10 Uhr zu schieben. Es regnete mal wieder. Die erste Mahlzeit des Tages, angeblich die wichtigste für Radsportler, konnte umso ausgiebiger ausfallen. 10 Uhr und wir waren unterwegs durch den Erzgebirgswald und auf den Spuren des Krusnoton-Radmarathons. Die Südhanganstieg nach Langewiese und zum Mückentürmchen waren die Highlights auf tschechischer Seite des Osterzgebirges. Der eine oben steil, der andere unten steil. Jeweils 500 Höhenmeter und zwischen 30 und 45 Minuten anstrengende, aber lohnenswerte Tretarbeit. Dazwischen asphaltierte Waldstraßen, Ausblicke in das böhmische Becken und das Mittagessen bei Diana, dessen Beschreibung ähnlich herzhaft ausfallen würde, wie die vom Vortag. Nur der Entenbraten war neu und beliebt! Bei soviel Lebensart-Kalorien in diesen Tagen der (H)Erzgebirgsreise, musste die quäldich-Säule der Passion für den Rest der Etappe gestärkt werden. Die sportive Gruppe tat dies fleißig und sammelte bis zum Ende des Tages fast 2800 Höhenmeter und drückte die Kurbel u.a. an der Bobbahn von Altenberg besonders kraftvoll. Die entspannt/ausdauernde Gruppe schaute sich ebenfalls die Bobbahn an, aber begutachtete die 20% Rampen von oben. Da dies wohl nicht genug Kalorien verbrannte, musste sich Guide Martin noch eine Erweiterung einfallen lassen und fuhr nicht nur in Schellerhau am Trackabzweig vorbei, sondern servierte in Holzhau für alle nochmal die Bergstraße. Pünktlich 19:15 Uhr Ankunft am Hotel. Strahlende Gesichter und sogar persönliche Rekorde am Ende eines langen Tages durch das Osterzgebirge.