30.06.2020,
Pocatky:
Viele neue Begriffe entstanden in den letzten Monaten seit dem Ausbruch der Pandemie, doch ihre Bedeutung lernen wir täglich neu. Wir haben über systemrelevante Berufe im Hinblick auf Kinderbetreuung diskutiert, über Branchen, die in Genuss von milliardenschweren Rettungspaketen kommen und wissen seit heute morgen, dass ein ausreichendes Frühstück für uns Radfahrer* alle eine Systemrelevanz hat, die nicht zu messen und zu beschreiben ist. Coronabedingt besteht die Auswahl beim Frühstück aus Brezel und Croissant. Hamsterkäufe des Reiseleiters beim Bäcker nebenan lindern zwar den Hunger, führen aber nicht zu flatten the curve im Hinblick auf Backwaren.
Die Gruppen sind schnell sortiert und starten unserem Auftrag folgend, zu schauen, wie Deutschland, Frankreich und Schweiz in diesem Sommer die Herausforderungen der Krise meistern. Wir werden Grenzen passieren, die vor einer Woche noch zu waren, als ein vereintes Europa sich in der Krise in die einzelnen Länder zurückgezogen hat. Unser Fieber wird an der Grenze nicht gemessen, jedoch werden wir Maske tragen und bei der Mittagspause unser Essen in Boxen erhalten und uns trotz allem sehr freuen, wieder auf dem Rad zu sitzen und die Traumstrecke Freiburg Nizza zu meistern. Für uns alle eben systemrelevant und wichtig, dass QuälDich die Krise gemeistert hat.
Als erstes schauen wir auf Deutschland, so zusagen ins Land auf dem Schauinsland, zum Einrollen und alles sieht gut aus. Es tröpfelt ein wenig von oben, aber es rollt sich gut und oben bietet sich ein traumhafter Ausblick. Berg 1, 1000 hm, Haken dran. Bis nach Todtnau rollen wir im schönsten Sonnenschein runter, keine schöne Straße, nach dem Abbiegen werden wir entschädigt und fahren eine wunderschöne steile Straße bis Tegernau, die uns neben einem Panoramablick auf die Hügel drum herum auch einen Ausblick auf den schwarzen Himmel bietet. Als wir dann bei der Mittagspause in Steinen ankommen entscheiden wir uns, doch den vorgeschriebenen Mindestabstand zu Gruppe 2 einzuhalten und noch länger das 3* Nobert-Mittagsmenü mit einem Espresso zum Abschluss zu genießen und das Gewitter vorbeiziehen zu lassen. Dies kostet uns zwar Zeit am Ende des Tages, sichert uns jedoch trockene Füsse und einen blauen Himmel, als wir uns Richtung Weil am Rhein aufmachen, um die erste Grenze unserer Reise zu passieren. Gruppe 2 hatte leider nicht so viel Glück, aber viel mehr Zeit zur Körperpflege im Hotel, von quitschenden Hosen war beim Abendessen die Rede.
In Frankreich geht es flach aber stetig hoch, der Wind kommt aus der falschen Richtung (auch wenn er so nicht gebucht wurde) und es wird Sommer, so richtig Sommer. Haben wir auf dem Schauinsland noch Kältegefühle gehabt, so wünschen wir uns hitzefrei und Eis und überfallen mit der ersten Orangina-Party dieser Reise einen Supermarkt in Wolschwiller, der Held der Gruppe 4 auch barfuß. Danach kommt der Lange Matten, echt lang aber schön, den Movelier drücken wir auf dem großen Blatt weg und zack sind wir in Delemont. Ein schöner erster Tag, der uns zeigt, dass die Woche anspruchsvoll wird. Aber um wieder zum Anfang zu kommen, was hat uns auch durch die Krise gebracht, das Wissen: Gemeinsam schaffen wir das!
*zur besseren Lesbarkeit wird die männliche Form verwendet, auch der Tatsache geschuldet, das der Frauenanteil auf dieser Reise zwar besteht, aber unter 5% liegt.
Ursprünglichrt Etappenbericht:
Noch ist Nizza weit weg... Wir starten in der hübschen Universitätsstadt Freiburg am Rande des Schwarzwalds. Und wir starten mit dem Hausberg Freiburgs, gleichzeitig dem wohl bekanntesten Anstieg des Schwarzwalds, dem Schauinsland. Dieser hat mit etwa 1000 Höhenmetern zwar quasi-alpine Ausmaße, ist aber nicht so schwer und sollte sich in der Morgeneuphorie gut wegdrücken lassen. Wir genießen die Panoramastraße zum Notschrei mit tollen Ausblicken auf das Feldbergmassiv. Die Abfahrt führt uns nach Todtnau im Wiesental, dem wir einige Kilometer folgen, bevor wir über eine wunderschöne, einsame Nebenstrecke nach Tegernau ins kleine Wiesental wechseln. Dieses führt uns fast bis vor die Tore von Basel. Wir überqueren den Rhein und erreichen das Elsass. Zunächst flach, dann deutlich hügeliger fahren wir entlang der französisch-schweizerischen Grenze, die wir erst mit dem finalen Anstieg nach Movelier überqueren. Danach folgt nur noch die Abfahrt in den Zielort Delémont.