03.07.2020,
Pocatky:
Unsere treuen Leserinnen und Leser fragen sich sicherlich, wie wir die Tage 5 und 6 unserer Reise überstanden haben, wie wir es schaffen, den Widrigkeiten des Wetters zu trotzen (den ganzen Tag scheint die Sonne, es regnet erst dann, wenn auch die Gruppe 3 im Hotel ist), ob uns nicht der Wind bricht (nein, er kommt meistens von hinten) und wie wir aus der Temperaturschlacht als Sieger rauskommen (angenehme 25 Grad, nicht zu warm, nicht zu kalt). Ob es uns nicht zu steil ist (nein, auch über die 17,3% von gestern lächeln wir nur), oder zu lang (nein, auch die Gruppe 3 war gestern bereits um 16 Uhr im Hotel), oder zu hoch (nein, gestern der höchster Pass der Alpen, der Col de I'Iseran, war schon auf dem kleinen Blatt aber nicht im kleinsten Gang). Oder gar zu mythisch, im ,,echten" Leben nicht zu machen (der Col du Galibier von heute)?
Nein, alles gut und heute auch für uns alle. Gestern kurz nach dem Start in Seez durchfuhren wir eine typische französische Baustelle, mit Schotter, Ulf nahm diesen leider in seinem Schaltwerk mit. Sein Schaltauge brach, er wurde von Norbert abgeholt und seine Qualitäten für das Begleitfahrzeug in einem Assessment-Center aus Zelt-Aufbau, Brote schmieren, mit unterschiedlichen Belägen belegen, Melone schneiden usw. getestet. Wir fuhren weiter Richtung Val d'Isere, konnten das Ergebnis bei der Verpflegung beurteilen und dann in die Wolken zum Col de I'Iseran steigen. Einige hatten die Tour durch Baustellenbesichtigung bereits vorher verlängert, der See von Tignes war bei weitem nicht so sehenswert. Nach einer schönen Abfahrt checkten wir dann früh in unserem Hotel in Lanslebourg ein und testeten den Spa-Bereich des Hotels und waren mehr als zufrieden. Mit dem Pool, mit dem Whirlpool, ja, die Düsen hätten ein wenig stärken sein können, um unsere doch so müden Beine zu lockern.
Da gingen Markus und Rainer bereits shoppen, neue Kette, Schaltzug, Aussenhülle vom selben, denn durch den Schaltaugenbruch ging einiges kaputt und ein Achter im Hinterrad einher. Das Schaltauge von Rainer passte und während wir blubberten wurde geschraubt, gebohrt und geschweisst. Beim Abendessen war noch nicht klar, ob erfolgreich, ob doch nicht ein Schräubchen fehlt, man stellte fest, dass die Schaltzüge zu kurz sind. Jörg hatte noch welche dabei und nach einem wunderbaren Abendessen, als wir alle unsere Regenerationsphase begonnen haben, schraubten Radschlüssel-Rainer und Magic-Markus weiter, Ulf fuhr Proberunden auf dem Hotelparkplatz und wurde heute vom Begleitfahrzeugdienst fristlos gekündigt - nicht bestanden! Im ersten Anstieg zum Col du Telegraphe wurde dann noch vom Bernd seine Schaltung final eingestellt und aus einem vorzeitigen Ende der Tour ist es dank unserer Guides für uns alle ein wunderschöner Tag geworden - mehr als systemrelevant die Jungs!
Heute ging es erstmals in die Abfahrt, unterbrochen durch einen Platten von Bernd und in den ersten Anstieg Col du Telegraphe. Auf den 1.570 m stärkten wir uns und nach der Abfahrt nach Valloire ging es in den mythischen Anstieg (O-Ton quäldich.de) zum Col du Galibier. Ein traumhafter Anstieg, ,,live slow, drive fast" stand auf der Straße, haben wir getan, auch ,,Ulle" ist noch an einigen Stellen zu sehen. Der Kilopreis für den Galibier-Beaufort-Käse von 16,48 Euro ist laut Thomas akzeptabel, der Wind meinte es nicht immer gut mit uns und der letzte Kilometer vorm Gipfel noch weniger - aber oben sind alle glücklich und mit einem Lächeln im Gesicht angekommen. Auf dem Col du Lautaret gab es eine schöne Kaffee-Pause mit Gipfelkitsch-Käufen. Ab da dann ein Zielsprint nach Briancon, der Himmel hatte von blau auf schwarz gewechselt. Durch unsere Zeitfahrer- und Sprint-Qualitäten waren wir pünktlich im Hotel und konnten von seiner Terrasse beim einem Schmutz-Panaché dem Gewitter zuschauen.
Würden wir also Pässequartett spielen, wären wir in den beiden letzten Tagen unschlagbar. Und so waren sie auch, diese beiden Tage. Einfach unschlagbar.
Ursprünglicher Etappenbericht:
Die Etappe beginnt mit gemütlichem Einrollen die Maurienne hinab. Bis Saint-Michel-de-Maurienne haben wir dann ein stärker befahrenes Stück vor uns, können auf der leicht abfallenden Strecke aber hoffentlich ein hohes Tempo treten. Dann geht es als Vorgeschmack auf den Galibier hinauf auf den Col du Télégraphe - der jedoch nicht nur Vorgeplänkel ist, sondern auch landschaftlich zu gefallen weiß. Eine kurze Abfahrt in den Skiort Valloire, und dann wartet der Galibier auf uns. Hier ist Ausdauer und Zähigkeit gefragt, aber die grandiose Alpenkulisse und die Vorfreude auf ein herrliches Alpenpanorama an der Passhöhe sollte schon für ordentlich Motivation sorgen. Vom Galibier geht es dann zunächst bergab auf den Col du Lautaret, den wir sozusagen im Vorbeifliegen mitnehmen. Eine langgezogene Abfahrt später erreichen wir den Etappenort La-Salle-les-Alpes.