Gut regeneriert und bei leichtem Regen starteten wir heute in Richtung ?Lacets de Montvernier und sich anschließendem Col de Couchy. Die Wolken hatten sich noch nicht komplett verzogen, doch es war klar, dass sie es später tun werden und so war unsere Auffahrt in mythisches Licht getaucht, passend zu dem was uns bevor stand. Je höher wir kamen, desto mehr setzte sich die Sonne durch und über dampfende Straßen nahmen wir an Höhe zu. Fantastische Ausblicke auf s Maurienne-Tal boten sich unseren Augen, wir hielten mehrmals an und genossen diese besonders schöne morgendliche Auffahrt langsam und in vollen Zügen. Sebastian litt dabei, er spürte den Galibier noch ganz gut in seinen Beinen. Unser Rennrad Rookie, der erst seit wenigen Monaten Rad fährt und gleich mal in der sportiven Gruppe unterwegs ist, kämpfte und gab sein letztes Hemd. Seine Schmerzen sollten am Col de Glandon vergessen sein.
Nach der Abfahrt legten wir einen Koffeinstopp in La Chambre ein. Irgendwie scheint mein Kaffee aber mit dem koffeinfreien von Roland verwechselt worden zu sein. Mein Kaffee schmeckte wie eingeschlafene Füße und Roland flog den Col du Glandon hoch als wenn er ne 5 Fach Dosis „Flügel“ verputzt hätte. 19 Kilometer, die wir mit dem gebührenden Respekt angingen. Die erste Hälfte kurbelten wir locker weg, den Zwischensprint nutzen wir zur kurzen Regeneration aber dann.... 3 Kilometer mit durchgehenden 10 %, ein kleiner Abschnitt mit 7 um dann zum Ende hin bei 11 u 12% zur Passhöhe die Beine so richtig zum glühen zu bringen. Dieser Pass ist nicht mal eben so weg gewuppt, sondern gehört zum härtesten, was man hier fahren kann.
ALLE STRAHLEN SCHEISSE !!!
Der Spruch des Tages von Heinz sagte eigentlich alles. Alle kamen vor Glück strahlend oben an und hatten als erstes Wort ebendieses auf der Zunge. Unsere beiden anderen Gruppen fuhren den Glandon übrigens andersherum und sind über den Col de Croix du Fer dort angelangt. Also unsere Abfahrt hoch gekommen. Auch sehr reizvoll. Auf diese Weise konnten sie zum Ende hin noch die Lacets mitnehmen. Ein Erlebnis, was man nicht auslassen sollte, wenn man schon mal hier vor Ort ist.
Fast zeitgleich kamen wir alle zum Schmutzbier im Hotel an. Was war das noch einmal für ein Wahnsinnstag! Für uns der, mit den meisten Höhenmetern. Und alle, die anfangs noch Befürchtungen aufgrund des Wetters hatten, waren froh dann doch losgefahren zu sein, denn es war ein Traumtag!
Unser letztes gemeinsames Abendessen mit viel Lachen und Geschichten entwickelte sich etwas ausgedehnter.
Wir haben eine tolle Woche erlebt.
Jetzt fahren wir zurück nach Chambéry, wo unsere Reise zu Ende gehen wird.
ursprüngliche Etappenbeschreibung
Capitale mondiale des cyclistes grimpeurs – Welthauptstadt der Bergradfahrer – nennt sich Saint-Jean-de-Maurienne. Das mag vielleicht etwas dick aufgetragen sein, aber letztendlich weist unser Etappenort doch eine Dichte an namhaften Pässen auf, die ihresgleichen sucht. Deshalb ist es eigentlich auch keine Option, der Verlockung nachzugeben und statt der heutigen Rundtour einen Ruhetag einzulegen. Die Rundtour klappert heute zwei Pässe ab, die man praktischerweise jedoch fast auf einen Streich bekommt. Wir fahren erst ein Stück die Maurienne hinab bis La Chambre und nehmen von dort aus den langen Anstieg zum Col du Glandon in Angriff. Dieser geht nach nur minimaler Abfahrt sofort in die Schlusskilometer des Col de la Croix de Fer über. Beides sind wunderschöne hochalpine Pässe, die vielleicht ein wenig im Schatten des nahen Galibier liegen und deshalb nicht ganz die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Uns soll es aber recht sein, wenn wir die Momente auf den Passhöhen nicht mit allzu vielen Motorradfahrern teilen müssen. Vom Croix de Fer führt uns die Abfahrt dann direkt wieder nach Saint Jean zurück.