20.07.2020,
Ullinger:
Balcon de Villard. Etappenort der kommenden Tour de France Die Sonne scheint. Es ist ein wenig frisch.
Wenn der Vortag mit einer Bergankunft endet, startet in der Folge der nächste Tag logischerweise mit einer Abfahrt. Insofern hieß es "Windjacken an" und los. Runter und ab durch die Schlucht Die Gorges del Bourne warteten mit einer spektakulären Straßenführung auf und wir sausten hinab...zu geil um Fotostopps einzulegen. In unserer längeren Etappe (die sportive Gruppe fährt immer diese Variante) befuhren wir dann eine feine, ruhige Straße bergauf. Schön gleichmäßig, nicht zu steil, die Ruhe wurde durch absolut nichts gestört. Quasi Morgen-Meditation auf dem Rennrad. Links ab zum Col de la Mont Noir. Einfach ein Übergang im Wald. Wir befuhren schließlich eine "Route Forrestiere". Eine Klasse Abfahrt über mehr als 20 km schloss sich an. Nach WOW-Serpentinen (Vorgeschmack auf die Combes Laval) trafen wir pünktlich zum Kaffee in Pont en Royans ein und relaxten entsprechend dem Reisemotto erstmal.
Ein paar Kilometer später fanden wir uns bereits in der Auffahrt zum Col de la Machine. Wald sei Dank im Schatten. Wo da die Maschine steht weiß ich bis heute nicht, aber ist auch egal. Aber auf 900 Meter Höhe geht plötzlich das Tor auf zu den Combes Laval. WOW WOW WOW!!! Ein Highlight im Rennradfahrerleben. Etwas ausgehungert überfielen wir den guten Heinz, der schon besorgt auf uns wartete. Wir haben ihm heute einen Col gewidmet. Den Col d'Heinz. Ohne H gesprochen wohl gemerkt. Heinz ist einfach Gold wert, die schwäbische Gelassenheit in Person. Ein toller Kerl!
Es ging weiter. Es fehlten noch Höhenmeter, der frisch gefüllte Magen ließ uns noch mit leicht angezogenener Handbremse fahren, aber dann waren wir gewohnt flott unterwegs. Col de ...., Col de.... uws eine Klasse Abfahrt das Ehrenmal der Wiederstandskämpfer entlang und weiter zum nächsten, dem letzen Col für heute. Gipfeltunnel (schön kalt) und dann, ja dann....dann kam sie die ultramegasuper Abfahrt des Tages. Noch nicht ganz unten, aber fast, stiessen wir beim Sammeln auf unsere beiden anderen Gruppen, die sich's schon im Bistro gemütlich gemacht haben. Wir entschieden lieber die letzten Kilometer zünde zu fahren und ein gepflegtes Schmutzbier nach Hotelankunft und Räder wegstellen zu genießen.
Bat sich als geschickter rausgestellt, denn als die anderen ankamen, war das Bierfass so gut wie leer.
Dafür treffen wir uns jetzt Aperitif und dann Essen.
Uns geht's prima!
ursprüngliche Etappenbeschreibung
Mit dem gestrigen Schlussanstieg sind wir still und heimlich schon in das nächste Voralpenmassiv vorgedrungen: den Vercors. Der Vercors ist nicht nur Zentrum des Widerstands während der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg, sondern auch für seine sagenhaften Schluchten. Wir starten die Etappe also mit der Gorges de la Bourne, die wir bergab befahren, und die für erstes ungläubiges Staunen sorgen wird. So richtig zum Staunen ist aber erst unser nächster Pass. Es geht von Saint-Jean-en-Royans hinauf zum Col de la Machine, wobei die Combe Laval durchfahren werden muss, eine teil abenteuerlich in die Felswand gehauene Hangstraße, die uns mit sensationellen Tiefblicken verwöhnt. Schließlich fahren wir über das hügelige Vercors-Plateau, wo die Landschaft etwas lieblicher wird. Das letzte Highlight des Tages ist dann die schön trassierte Abfahrt vom Col de Rousset in den Etappenort Die, wo wir irgendwie ohne es zu merken die Grenze in den warmen Süden Frankreichs überschritten zu haben scheinen.