Côte d'Azur – Rennradfrühling am Meer

Der 614 m hohe Mont Vinaigre ist der höchste Punkt des Esterel-Massivs, das sich zwischen Saint-Raphaël und Cannes an der Küste erstreckt, und das mit seinen feuerroten Porphyrfelsen ein wunderschönes Bild abgibt. Der Mont Vinaigre ist auch Ziel unseres kleinen Prologs, so dass wir gleich am Anreisetag noch aufs Rad kommen. Über eine asphaltierte Forststraße namens Route de l'Italie klettern wir quasi von Meereshöhe hinauf, und genießen dann die Abfahrt zurück.

Die sogenannte Corniche d'Or ist die sagenhafte Küstenstraße zwischen Saint-Raphaël und Mandelieu. Und wann wäre ein geschickterer Zeitpunkt, diese Küstenstraße zu befahren, als sonntag morgens, wenn die Touristen noch beim Frühstück sitzen. Die einheimischen Rennradfahrer werden sich hier tummeln und mit uns die unglaublichen Farbkontraste zwischen blauem Meer, grüner Vegetation und feuerroten Felsen zu genießen. Einen Pass bekommen wir auch geschenkt, es ist der sage und schreibe 83 m hohe Col d'Esquillon. Und dann tauchen wir ein ins Hinterland der Côte d'Azur, wo der Kontrast zu den quirligen Küstenorten nicht größer sein könnten. Mit dem Grand Duc erklimmen wir den schwersten Anstieg des Tages, dann rollen wir über hügeliges Terrain am Nordrand des Esterel entlang, bis wir dann die Lücke schließen und wieder in Saint-Raphaël einrollen.

Ein langer Küstenritt erwartet uns auf der heutigen Etappe. Das Massif des Maures ist im Südwesten von Saint Raphaël und Fréjus gewissermaßen das Schwestergebirge des Esterel-Massivs, mit ähnlicher Charakteristik. Im Hinterland erklimmen wir auf verkehrsfreier Forststraße den Col de Valdingarde, dann geht es weiter über den Col de Vignon und Grimaud zum Col de Canadel, von dem wir eine sagenhafte Abfahrt ans Meer genießen. Die Küste prägt die zweite Etappenhälfte. Zunächst noch hügelig bis Port-Grimaud, dann entlang der weitgehend flachen Corniche des Maures, cruisen wir zum Basislager zurück. Eine lange Etappe, stets in Reichweite des Mittelmeers.

Auf dieser Etappe geht es zum ersten Mal in die Provenzalischen Alpen hinein, in den gebirgigen Teil des Departements Var. Wir verlassen Saint-Raphaël entlang des Argens-Tals am nördlichen Rand des Maures-Massivs und passieren die markante Felswand Rocher de Roquebrune. Dann wenden wir uns nach Norden, bis wir am Col de Boussague bereits mitten in den Alpen sind, auch wenn die absoluten Höhen noch niedrig sind. Am Col de Saint-Arnoux erreichen wir mit 650 m den höchsten Punkt des Tages, bevor es wir uns dann in südlicher Richtung wieder zur Küste hin wenden. Eine nicht allzu schwere, aber schöne Etappe.

Mitte der Woche ist prädestiniert für einen Ruhetag. Die Verlockung ist groß, den Tag am Strand von Saint-Raphaël oder in einer der zahlreichen Bars zu verbringen. Doch komplett die Beine hochlegen ist heute keine Option, denn wir haben erneut einen tollen Abstecher in das Massif de l'Esterel geplant. Die Forststraßen in diesem Massiv sind zwar eigentlich die Domäne von Mountainbike-Fahrern und Wanderen, doch sie sind asphaltiert und in überwiegend gutem Zustand, so dass es eine Schande wäre, den Aussichtsberg Pic de l'Ours auszulassen. Feuerrote Felsen, satt grüße Vegetation, azurblaues Mittelmeer. Ein Traum!

Wir haben einige lange Etappen bei unserer Côte d'Azur-Woche, doch der Titel „Königsetappe“ gebührt in jeder Hinsicht der heutigen. Sie ist lang, aber sie ist gespickt mit landschaftlichen Highlights. Es beginnt mit dem schönen Col du Testanier im Esterel, geht weiter mit der versteckten Gorges de da Siagne, dann klettern wir zunächst zum Col de la Leque und dann fast nahtlos weiter zum Col du Ferrier, wo wir alpine Gipfel auf der einen und Meerblick auf der anderen Seite genießen. Der Col de l'Ecre verwöhnt uns mit einer traumhaften Abfahrt, die in der traumhaften Gorges du Loup endet. Ein kleiner Gegenanstieg führt uns dann in die weltbekannte Parfumstadt Grasse, und bald darauf erreichen wir bei Mandelieu-La Napoule schon wieder die Küste und haben noch 30 km auf der Corniche d'Or zum mehr oder weniger lockeren Ausrollen vor uns.

Eine Etappe haben wir noch. Sie führt ins Niemandsland rund um das Argens-Tal und serviert uns dabei ein wenig von allem – ideal, um sich so langsam von der Côte d'Azur zu verabschieden. Der Col de Bougnon zum Auftakt ist kaum der Rede wert, wir erreichen so aber nochmals recht unkompliziert die Küste bei Sainte-Maxime. Ein sanfter Anstieg führt uns nach Plan-de-la-Tour und dann ins dünn besiedelte nördliche Maures-Massiv hinein. Wir erreichen dann das Argens-Tal bei Draguignan, kratzen nochmals am Rand der Alpen und kommen dann am Rocher de Roquebrune wieder ins Ziel zurück.