Düstere Regenaussichten lassen uns heute morgen die Abfahrt in Richtung Hocheifel auf 13 Uhr verlegen. Tatsächlich starten wir auf trockenen Straßen. Viel Zeit haben wir nicht für unsere 113 km mit 1750 Hm, also ketten wir lang im Ahrtal, an Altenahr, Kreuzberg und Ahrbrück vorbei nach Schuld und weiter nach Fuchshofen. Dort wartet einer der schönsten Anstiege der Eifel auf uns: hoch nach Reifferscheid. Wir freuen uns diebisch über das gute Wetter (die Wolken hängen tief, aber es ist trocken!), die Kette wandert immer weiter nach rechts, besonders bei Marcus, Ralph und Gaston, die es heute wissen wollen. Klassikerstimmung pur!
Oben können wir uns sogar noch mit der sportiven Gruppe unterhalten, die sich heute navigationsbedingt nicht recht absetzen kann. Wir rollen erst flächlich, dann rasant hinunter nach Adenau. Blitzverpflegung im Bäcker, und hoch Richtung Hohe Acht. Die Boliden röhren auf dem Nürburgring, Benzin liegt in der Luft. Nur Julia beschleunigt vergleichbar, und zwar ihren 12 kg-Cyclorosser gen Gipfel. Gaston ringt um die rote Startnummer des angriffslustigsten Fahrers und geht mit. Knapper Sieg für Julia, der Frauenbeauftragte (derweil im Regen auf Abwegen unterwegs) jubiliert. Wir sind uns einig: das Privileg des Hobbysportlers ist es, sich weit vor dem Ende verausgaben zu können.
Es fängt an zu regnen. Runter nach Acht, hoch nach Langenfeld, wo das Titelbild des Tages entstanden ist. Runter Richtung Riedener Mühle ins Tal der jungen Nette, Zwischenanstieg. Es regnet stärker. Runter nach Bell, und hoch zum Gänsehals, dem Scharfrichter des Tages. Erstmals werden die Abstände spürbar. 15 % hinterlassen Wirkungstreffer. In der Abfahrt regnet es immer stärker. Gerade waren wir noch in Weibern, da bricht es aus Marcus heraus: "das ist jetzt richtig geil!". Vermutlich meint er die Unbeugsamkeit, mit der wir auf dem großen Blatt den schleichenden Anstieg zum Amerikaner wegdrücken, im Dauerregen. Ich muss ihm Recht geben. Das ist richtig gutes Zeug! Das ist Radsport. Das große Blatt fällt nicht, aber der Regen weiter. In der Abfahrt nach Ahrweiler wird es erstmals heute richtig kalt.
Aber die Dusche wartet.
Meine 50. Etappe 2019 auf quäldich-Reisen: Danke an Andreas, Bernd, Christian, Christoph, Julia, Gaston, Luc, Marcus, Michael, Ralph und Sebastian: es war eine besondere!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute geht es noch hinaus, bis nahe an den höchsten Punkt der Eifel heran, die Hohe Acht. Doch zunächst geht es gemütlich (oder auch mit Druck auf dem Pedal) das gesamte untere und mittlere Ahrtal hinauf, und die typischen Weinberge weichen idyllischen bewaldeten Höhen. Der Anstieg von Fuchshofen nach Reifferscheid gehört mit einer schönen Serpentinenfolge zu den schönsten Eifel-Prüfungen. Es geht hinab nach Adenau, und dann folgt der sanfte Anstieg zur Hohen Acht. Wer möchte, kann auch noch die Straße zum Gipfel mit dem Kaiser-Wilhelm-Turm mitnehmen, wird auf den letzten Metern aber absteigen und schieben müssen. Dann fahren wir ins Nette-Tal und anschließend die steile Rampe zum Gänsehals, einem der höchsten Punkte der Osteifel. Über die Höhenstraße und Ramersbach geht es dann zurück nach Bad Neuenahr-Ahrweiler.