Nachdem wir gestern unsere Provence-Woche mit einem Ruhetag begonnen haben, steht heute die erste richtige Etappe auf dem Programm. Wir haben etwas Etappenshuffling gemacht, und für den heutigen Montag unsere Diois-Runde herausgesucht. Das Wetter soll heute noch bewölkt und nur mäßig warm sein, und wir haben uns eine Etappe ausgesucht, die nicht allzu sehr unter den Bedingungen leiden sollte. Was nicht heißen soll, dass es nur eine mittelmäßig schöne Etappe ist. Wir haben schließlich nur schöne Etappen im Programm!
Es ist eine brandneue Diois-Etappe, und wir haben heute einige quäldich-Weltpremieren. Die Messlatte liegt also hoch, was insbesondere für den neu ins Programm genommenen Col de Pommerol gilt (den ich selbst auch noch nicht kenne). Wir beginnen jedoch mit einem alten Bekannten. Der Col d'Ey, quasi der Hausberg von Buis, den wir immer nehmen müssen, um aus dem Ouvèze-Tal direkt nach Norden zu fahren. Also fahren wir morgens zunächst durch den imposanten Ouvèze-Durchbruch, und dann durch die malerischen Olivenhaine in Richtung des Ey. Es wird in meiner ausdauernden Gruppe gleich ein ordentliches Tempo angeschlagen. Überhaupt haben wir diesmal in allen Gruppen sehr gut motorisierte Teilnehmer dabei (oder es liegt an mangelnder Form des Berichterstatters, was natürlich auch nicht auszuschließen ist). Egal, ich schließe mich einem der Grupetti an, und locker plaudernd sind die 300 Höhenmeter ruckzuck absolviert. Erste Bergwertung geschafft.
Dann fahren wir hinab nach Sainte-Jalle und starten sofort auf die Weltpremiere Nummer 1: die Geheimtipp-Auffahrt zum Col de Soubeyrand über Poet-Sigillat. Natürlich mal wieder eine verkehrsfreie schmale Straße, die sich zunächst zwischen Lavendelfeldern und vereinzelten Weinstöcken durchschlängelt und später in den für den Soubeyrand typischen Kiefernwald übergeht. Leichter Nieselregen war zwar nicht vorhergesehen, kann aber unsere gute Laune nicht verderben. Vielleicht ist das auch nur mal wieder die Gischt vom Meer. Und dann stehen wir am Soubeyrand, zweite Bergwertung absolviert. Guy mit seinen entspannten naht auch schon, also nichts wie in die Abfahrt ins Eygues-Tal.
Hier beginnt dann das namensgebende Diois, und wir starten auf die zweite Schleife unserer heutigen Acht. Mit Gegenwind dübeln wir in das Oule-Tal hinein. Leicht ansteigend, aber Sandra bricht – freiwillig und kompetent – den Wind für uns, und wir rollen kurz darauf zu unserer frühen Mittagspause in La Motte-Chalancon ein. Mit zwei Snickers wie die Sportiven geben wir uns nicht zufrieden und erleichtern den sehr freundlichen Traiteur um einige Quiches und anderes sehr leckeres Gebäck. Ihre Toilette stellen sie unseren Damen freundlicherweise auch zur Verfügung. Herzlichen Dank! Da es immer noch recht kalt ist, fällt die Pause eher kurz aus, und wir bilden mit den Entspannten eine Hybridgruppe. Sieben flache Kilometer, dann geht es in den Col de Pommerol.
Also Weltpremiere Nummer zwei. Der Col de Pommerol hat mich von der Karte einfach angelacht, und wir wollen ja auch den Wiederholungstätern (immerhin haben wir einen aus dem vergangenen Jahr dabei; vielen Dank für deine Treue, Gerhard!) einmal etwas neues bieten. Dass es sich gelohnt hat, wird uns schon auf den ersten Kilometern klar, als wir ein enges, von imposanten Felsformationen gesäumtes Tal passieren. Und auch der restliche Anstieg ist mal wieder Provence-prototypisch. Schmale Straße, kein Verkehr, idyllische Landschaft. Ein Traum! Dritte Bergwertung erfolgreich absolviert. Gerade rechtzeitig kommen auch noch Dieter und Klaus (Namen von der Redaktion geändert) an der Passhöhe an, die ausversehen in die Stichstraße in den Ort Pommerol abgezweigt sind und so (nach eigenen Angaben) mit einer 15-Prozent-Rampe konfrontiert werden. Was ich wohl auf meine Kappe nehmen muss, denn ich hätte diese verwirrende Kreuzung wohl ansagen müssen. Bitte entschuldigt!
Im zweiten Teil der Auffahrt haben sich erneut die ausdauernde und die entspannte Gruppe durchmischt, was mir auch mal ein paar Fotos von den Entspannten ermöglicht hat. Sehr schön, auch mal ein paar Kilometer mit euch gefahren zu sein! Gemeinsam geht es dann in die nicht minder schöne Abfahrt zurück ins Eygues-Tal, wo wir die Gruppen wieder vereinigen. Inzwischen hat leider der Nordwind auf Westrichtung gedreht, und wir sind das lange abfallende Stück das Tal hinunter komplett bei Gegenwind unterwegs. Das erfordert ein wenig Organisation: Zweierreihe und regelmäßige Wechsel im Wind. So können wir dann trotzdem ein hohes Tempo halten und gleichzeitig auch noch den sehr schönen schluchtartigen Teil des Tals genießen (Weltpremiere Nummer drei). Herzlichen Dank an alle für die exzellente Mitarbeit.
Richtig angenehm ist dann das leicht ansteigende Stück nach Sainte-Jalle zurück, das wir bei Rückenwind absolvieren. "Bergflöhe wieder nach vorne!" ordnet Thomas an, der die letzten zehn Kilometer oder so bei Gegenwind an der Spitze gefahren ist. Ja, die Rouleure haben ihre Arbeit wohl getan. In Sainte-Jalle kommt dann Sandra endlich zu der ihr versprochenen Kaffeepause, auch wenn sie wegen Sprühsahne im Cappuccino vielleicht nicht ganz so ausfällt wie gewünscht. Wie auch immer, ein kurzes durchschnaufen vor der letzten Bergwertung können wir alle gut gebrauchen. Die letzte Bergwertung ist dann wieder der Col d'Ey, diesmal in Nord-Süd-Richtung. Die Beine sind zwar schon etwas müde, aber natürlich quetschen wir souverän drüber. Und genießen – nun bei den ersten Sonnenstrahlen des Tages – die finale Abfahrt durch die Olivenhaine zurück nach Buis.
Und morgen kommt der Sommer!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der heutige Tagesabschnitt führt uns nach Norden, hinaus aus der Drome Provençale und hinein ins Diois, das sich nördlich anschließende Voralpenmassiv. Auftakt bildet wiederum der Col d'Ey, der uns ins Eygues-Tal führt. Hier geht es dann hinauf zum Col de la Sausse, dessen spektakulärster Abschnitt im unteren Bereich die enge Schlucht Défilé des Trente Pas ist. Dann zeigt sich das einsame Diois von seiner schönsten Seite, wir wenden uns nach Osten über den Col Lescou und kehren so an die Eygues zurück. Der Col de Soubeyrand ist einer der steilsten Pässe der Region und führt durch dichte Kiefernwälder, aber auch er erreicht kaum mal die zehn Prozent Steigung, kein Grund zur Panik also. Ein paar Kräfte sollte man sich allerdings noch für den Col d'Ey aufgespart haben, der den heutigen Pässereigen abschließt.