19.05.2019,
majortom:
Die Provence übernimmt nun so langsam den Staffelstab aus den Vogesen. Herzliche Grüße aus Buis-les.Baronnies an Torsten, Rainer und Frank sowie die ganze Equipe, die ja heute auch noch rund um Wintzfelden unterwegs sind.
Nach dem gestrigen Prolog war leider wegen Anreisechaos und einem spontanen Shuttle-Dienst vom Bahnhof Carpentras keine Zeit mehr für einen ausführlichen Bericht. Aber es ist schön, wieder in Buis zu sein, und die Vorfreude auf die kommenden Tage ist nicht nur beim Team riesengroß. Der Prolog führt über knapp 45 Kilometer durch die Baronnies, also die unscheinbare aber sehr idyllische und provenceprototypische Landschaft rund um das Ouvèze-Tal und unseren bewährten Standort Buis. Die Stimmung ist gut. Einige Frühanreiser sind die Runde heute Vormittag schon gefahren und fahren jetzt mit uns gerne nochmal dieselbe Strecke. Die erste richtige Bergwertung unserer Provence-Woche ist der hübsche Col de Propiac, der sogar eine schön trassierte Serpentinenstraße aufweist. Danach fahren wir hinab nach Vaison-la-Romaine, wo wir zumindest im Vorbeifahren die römischen Bauwerke bestaunen dürfen. Und dann geht es nur noch zurück entlang des malerischen Ouvèze-Tals (natürlich nicht ohne den lächerlichsten Pass der Provence, den Col Saint Michel) bis Buis. Gerade noch rechtzeitig, bevor uns die erste Tranche des Zwischentiefs erreicht. Kurze Zeit darauf geht ein Starkregen über Buis ab - das Timing ist also wieder mal gut.
Und damit wären wir auch beim Problem des heutigen Tages: das Zwischentief. Heute Morgen regnet es. Die Vorhersage für den kompletten Tag: Regen. Ab Montag kommt dann der Sommer. So gesehen ist es also durchaus fragwürdig, heute aufs Rad zu steigen. "Man kann ja eigentlich auch schon am ersten Tag einen Ruhetag machen!" hat gestern Abend noch ein Mitglied unserer Gruppe beschlossen.
Dennoch stehen ein gutes Dutzend Rennradfahrer*innen Punkt 9 Uhr bereit vor dem Hotel, um sich auf eine verkürzte Etappe zu machen. Wir haben heute den Col de Veaux ausgesucht, eine versteckte kleine Straße am Rande des Mont-Ventoux-Massivs und des Toulourenc-Tals, die durch eine schöne abgelegene Landschaft führt, gesäumt von blühendem Thymian. Nun ja, bei Sonne wäre es nochmal deutlich schöner gewesen, doch auch so spürt man den Reiz, den diese einsame Landschaft ausmacht. Zuvor fahren wir noch das Ouvèze-Tal hinunter, über den Pas de Voltigeur und schließlich unseren geheimen Schleichweg Richtung Malaucene. An dessen Ende, noch bevor wir Malaucène erreichen, beginnt dann die hügelige Höhenstraße zum Col de Veaux. Tom ist mit seinen Sportiven vorausgefahren, während Guy und ich die anderen beiden Gruppen zu einer ausdauernd-entspannten Hybridgruppe vereinigt haben. Der Regen hat inzwischen sogar ein wenig nachgelassen. Richtig nass sind wir bislang noch gar nicht geworden. Wider Erwarten macht es Spaß, und alle sind sich einig, dass es eine gute Entscheidung war, aufs Rad zu steigen. Wie meistens.
Das nutze ich dann natürlich aus, um eigenmächtig eine kurze Verlängerung der eigentlich geplanten Runde zu beschließen. "Gibt es Einwände oder Widerspruch?" Nein, alle fügen sich ihrem Schicksal, und wir fahren ab Mollans nicht wieder im Ouvèze-Tal zurück, sondern schlagen uns nochmals nördlich des Tals in die Pampa. Noch eine schmale Straße, entlang eines schönen wildromantsichen Seitentals nach Propiac. Und über den Col de Perponcher zurück nach Buis. Inzwischen regnet es gar nicht mehr. Das Zwischentief ist gnädig zu uns. Und aus dem Ruhetag wurde immerhin eine wunderschöne Halbtagestour, die einmal mehr zeigt, dass es sich eigentlich immer lohnt, über seinen Schatten zu springen und auch mal bei nicht ganz optimalem Wetter zu fahren.
In diesem Sinne freuen wir uns auf die Sonne und auf die folgenden Tage!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Unsere Reise beginnt am Samstag mit einer kurzen Einrollrunde am Nachmittag. Wir verlassen unseren Standort Buis aus direkt in die Hügellandschaft nördlich des Ouvèze-Tals, so dass der niedrige aber sehr schöne Col de Propiac zum ersten Pass unserer Trainingswoche wird. Durch bekannte Weinorte des Côte de Rhône-Gebiets wie Puyméras arbeiten wir uns vor nach Vaison-la-Romaine. Das von römischen Bauwerken geprägte Städtchen stellt den Wendepunkt dar. Ab hier geht es entlang der Ouvèze wieder nach Buis zurück, zunächst auf einem schönen Bahntrassenradweg, dann auf der Landstraße.