05.08.2019,
majortom:
Oh là là, Madeleine! Eine schöne Etappe mit dem ersten Hochgebirgskontakt liegt hinter uns. Aber auch eine verdammt harte Etappe, nicht nur wegen des Wolfs im Schafspelz Col de la Madeleine, aber auch wegen der erwartbaren und erwarteten Gluthitze in der Maurienne. Inzwischen sind wir wohlbehalten und glücklich im Quartier in Valloire angekommen, und die Gedanken kreisen inzwischen schon um die nächste Herausforderung morgen: Den Tag der Monumente mit Col du Galibier und Alpe d'Huez.
Es beginnt ganz unspektakulär in Albertville, am Morgen bei noch erträglichen Temperaturen, und wir rollen so entspannt wie möglich das Isère-Tal hinauf. 18 Kilometer Schonfrist bis zum Beginn der Madeleine-Auffahrt. Zum Glück stellt sich die in Aussicht gestellte Baustelle mit Streckensperrung auf der Anfahrt zum Pass als Falschmeldung heraus, und so beginnen wir den Anstieg mit der ersten Kehrengruppe. Die befürchtete Hitzeschlacht im exponierten unteren Teil des Anstiegs stellt sich als weniger gravierend heraus, ein paar Wolken sind in der Tarentaise aufgezogen und schirmen uns von der Sonne ab. Dafür gehen die Rhythmuswechsel ganz schön in die Beine. Der Madeleine wirkt über weite Strecken, insbesondere auf den Geraden am Hang entlang, nicht so steil wie er tatsächlich ist, und trotz der absoluten Höhe von knapp unter 2000 Metern spielt der Höhenunterschied mit 1600 Höhenmetern in der ersten Liga.
Aber es ist ein schöner Pass! Kaum Verkehr, mehr Rennradfahrer als Autos (was der in Personalunion auch als Waschlappen fungierende Berichterstatter aufgrund der vielen überholenden Radfahrer bestätigen kann), und mit zunehmender Höhe immer bessere Ausblicke zurück auf das Montblanc-Massiv (das heute allerdings in den Wolken verborgen ist. Beeindruckender ist an der Passhöhe der Blick auf die andere Seite, wo das ebenfalls schneebedeckte Ecrins-Massiv am Horizont prangt. Louis hat den Pass heute ohne Probleme gefunden und wartet mit einem opulenten Buffet. Herzlichen Dank für diesen Einsatz!
Mit jedem Höhenmeter, den wir in der Abfahrt verlieren, bekommen wir dann zunehmend die Gluthitze der Maurienne zu spüren. Schon nach der Hälfte der Abfahrt sind Windweste und Armlinge überflüssig. Entsprechend schweißtreibend wird dann die Flachpassage zwischen La Chambre und Saint-Michel-de-Maurienne – die Lacets de Montvernier lassen wir in den entspannten Gruppe lieber aus, denn die Höhenmeteranzahl ist auch so schon hoch genug. Eine Kaltgetränkpause in Saint-Michel wird danken angenommen, und von der Bar-Terrasse winken wir der ausdauernden Gruppe sowie diversen Splittergruppen zu, die an uns vorbei fahren.
Womit nur noch (nur noch??) der Col du Télégraphe aussteht. Wieder tun uns aufziehende Wolken den Gefallen, uns ein wenig von der Sonne abzuschirmen. Die Beine sind müde, der Kopf ist müde. Dennoch kommen wir alle einigermaßen mit Würde oben an, und meistern auch noch die 5 Kilometer Abfahrt nach Valloire. Wo uns derzeit das Hotel aufs Beste bewirtet (Endlich wieder menu sportif!) Und die anstrengende Etappe so langsam in unseren Köpfen verklärt... immerhin sind wir schon am Fuß des Galibier!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die zweite Etappe führt uns nun mitten in die Hochalpen, über zwei Pässe bis in den Wintersportort Valloire. Mit dem Col de la Madeleine und dem Col du Télégraphe stehen zwei bekannte Tour-de-France-Pässe auf dem Programm, die aus dem heutigen Abschnitt mit fast 3000 Höhenmetern eine heimliche Königsetappe machen. Es beginnt jedoch erstmal ganz harmlos mit Einrollen im oberen Isèretal. Bereits hier sehen wir, dass die umgebenden Berge höher sind als gestern und wir in den Hochalpen angekommen sind. Dann steht mit dem Col de la Madeleine der erste Riese der Tour auf dem Programm. Wir verfehlen zwar die 2000er-Marke denkbar knapp, aber mit 1500 Hm am Stück spielt der Madeleine eindeutig in der ersten Pässeliga. Für die Strapazen entschädigt uns ein tolles Montblanc-Panorama. Wir genießen die lange Abfahrt in die Maurienne und bekommen es dann wieder mit einem leicht ansteigenden Abschnitt durchs Arc-Tal zu tun. Der zweite Anstieg des Tages zum Col du Télégraphe ist nicht ganz so anspruchsvoll, er paar Körner sollte man sich jedoch noch aufgespart haben. Der Zielort Valloire, ein typisches Wintersportzentrum, liegt dann in einem Talkessel auf etwa 1400 m Höhe - am Fuß des am nächsten Tag zu bezwingenden Col du Galibier.
Variante: Auf dem Weg kann man noch die Montvernier-Serpentinenstraße mitnehmen, aufgrund der vielen Kehren ein lohnenswertes Kuriosum, und erhöht die Ausbeute heute auf 110 km / 3300 Hm.