07.04.2019,
majortom:
11 Lehren aus dem heutigen Tag:
1. Pläne sind dazu da, sie über den Haufen zu werfen.
Das wird spätestens dreißig Sekunden nach dem Aufwachen klar, als Henner den ersten Blick aus dem Fenster wirft. „Es regnet!“. Und dabei waren gestern noch elf Sonnenstunden für heute angesagt. Nun gut, also nicht zum Colle Caprauna (obwohl dieser noch knapp unterhalb der Schneefallgrenze liegen dürfte), sondern der Sonne entgegen. Um 11 Uhr wollen wir starten auf eine Tour entlang der Küste bis Sanremo, um auch das Klassikergedöns (Poggio, Cipressa, etc.) mitzunehmen.
2. Der Guide ist vor allem Motivator.
Pünktlich um elf sitzen alle drei Guides in Radsachen in der Lobby und warten auf Mitstreiter. Allein schon unsere Präsenz erhöht natürlich den Druck auf die Meute. Und so findet sich mit Manuel, Wolfi und Andreas eine kleine Gruppe, die von Olivier und Tom komplettiert wird. Henner wartet noch auf eine zweite Interessensgruppe, die später starten möchte (und bei Redaktionsschluss noch nicht zurück ist).
3. Schönreden ist alles
„Ist ja nur Niesel.“
„Das ist jetzt nur noch die Gischt vom Meer...“
„Wir fahren zehn Kilometer nach Süden, dann hört der Regen auf!“
Tatsächlich waren es dann 15 Kilometer, bis es garantiert regenfrei ist. Ab Imperia sind die Straßen trocken. Das Glück ist mit den Mutigen!
4. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung.
Der älteste Spruch der Outdoor-Branche. Heute bewahrheitet er sich mal wieder. Als unsere Gruppe aufbricht, haben wir nicht nur das Zwiebelprinzip beherzigt, sondern es mit allem beherzigt, was der Körper hergibt. Schicht um Schicht wird dann entlang der Küste bis in die Cipresse hinein entledigt. Es ist Frühling. Wer braucht schon Winterklamotten.
5. Es heißt schließlich „quäldich“ und nicht „schondich“!
Noch einer der ältesten Sprüche, seit es unsere Website gibt. Man müsste mal überprüfen, wie viele unserer Autoren von Passbeschreibungen den Spruch schon verwendet haben, wenn es in eine Rampe geht. Wir haben zwar keinen Cappuccino wie die Tourenverweigerer, aber wir haben herrliche Ausblicke aufs Meer von der am Sonntag Mittag kaum befahrenen Aurelia. Ha! Was ist da schon ein bisschen Gischt vom Meer...
6. Gelegenheiten muss man ergreifen, wenn sie sich ergeben.
Siehst du eine Burgerbude an der sensationellen Radautobahn am Ortseingang von San Remo? Nichts wie rein da! Egal ob wir gerade den Abzweig in den Poggio verpasst haben. Egal ob wir so vielleicht eine tolle ligurische Bar im Hafen von Sanremo verpassen, in der ein von Vincenzo Nibali signiertes
maglia rosa hängt. Die Panini sind sensationell, und der Fastfood-affine Sous-Chef (das kommt vom vielen Radfahren in Belgien und den dortigen
friteries) freut sich immens über seinen Bacon Dog. Und Wolfi wird bestimmt noch tagelang von seiner Heißen Schokolade schwärmen.
7. Am Poggio geht man all in.
Diesen legendären Hügel
kann man nicht gemütlich raufcruisen. Es gilt hier für die Bergziegen, die Sprinter zu distanzieren, und sich so den entscheidenen Vorsprung herauszufahren, den man bis auf die Via Roma halten kann. Hier wird gefahren, was die Beine hergeben. Dass der distanzierte Berichterstatter sicher auch in einer Sprintentscheidung schlechte Karten gehabt hätte, spielt keine Rolle.
8. Zugtansfer? Nö!
„Ich will in die Berge“, hat Manuel schon vor dem Start zu Protokoll gegeben. Den angedachten Pass von Sanremo aus noch zu fahren, hätte allerdings zur Folge, dass wir aus Zeitgründen wohl mit dem Zug nach Laigueglia zurück hätten fahren müssen. Nix da! Wir fahren mit dem Rad. (Die Tatsache, dass es auf dem Passo ca. 3 Grad und Nebel hat, spielte bei der Entscheidung selbstverständlich nur eine untergeordnete Rolle.
9. Auf Regen folgt Sonnenschein.
Noch so eine ausgelutschte Weisheit. Aber hatten wir denn wirklich Regen? Wir können uns jedenfalls kaum noch daran erinnern, als wir bei strahlendem Sonnenschein die Aurelia entlang zurück cruisen. In der Aprilsonne blau glitzerndes Mittelmeer tief unter uns. Nicht nur Wolfis gute Laune steigt ins unermessliche.
10. Colla Micheri geht immer!
Wer braucht schon Leivi?
11. Alles richtig gemacht!
Wir könnten jetzt behaupten, das sei überlegenes Management unserer Reiseleitung. Und unter den Tisch fallen lassen, dass vieles nur Zufall war. Gute Idee eigentlich! Wir sind die besten!