28.08.2019,
standlicht:
Wer jemals mit Quäldich unterwegs war, weiß, dass Ruhetage genau das Gegenteil von dem sind, was man gemeinhin davon erwarten sollte. So auch bei unserer Tour durch die Geheimnisse der Pyrenäen. Heute gibt's dazu mal nicht den Blick vom Sattel, sondern den aus dem Besenwagen. Die vorabendlichen Diskussionen über Länge, Inhalt und Sinnhaftigkeit der einzelnen Routen hatten sich gelohnt: Am Morgen versammelten sich gleich mehrere Gruppen am Hotel. Die Starken, die den Baskenland-Hammer fahren wollten. Die Entspannten, die die baskischen Steilsträßchen unter die Räder nehmen wollten (auch das eine quäldich-übliche Untertreibung!). Und dann diejenigen, die sich individuelle Touren ausgedacht hatten. Bei herrlichstem Sonnenschein und blauen Himmel ging es für den Mann vom Besenwagen erst einmal zum winzigen örtlichen Supermarkt und zur Kneipe mit angeschlossener Bäckerei. Das Timing war auch dieses Mal gut - der Besenwagen überholte das Steilstraßen-Team am Beginn der zweiten Steigung. Oben dann gab es den bislang schönsten Rastplatz auf dieser ohnehin traumhaften Tour: auf dem Dach des Port de Larrau mit einer 360° rundum Traum-Aussicht über die Pyrenäen auf spanischer und französischer Seite. Jede/r, der/die hier oben ankam, war völlig aus dem Häuschen angesichts dieses wunderbaren Ausblicks.
Da die Kühlakkus auch diesmal ihre Arbeit leisteten und die Vorräte gut gefüllt waren, stand einer herrlichen Mittagspause nichts im Wege. Nachdem sich die entspannten Steilsträßler auf ihre Runde über eine 16 Prozent-Rampe gemacht hatten, einige andere einfach wieder bergab Richtung Hotel fuhren, setzte sich der Besenwagen Richtung Tal nach Larrau in Bewegung. Motor- und Fußbremse leisteten auch hier wieder ganze Arbeit. Ein Auffüllen der Vorräte war nicht nötig, aber auch angesichts eines Zeitpolsters von mehreren Stunden nicht möglich - im Umkreis von 20 km hatte der einzige Supermarkt gerade 2,5 Stunden Mittagspause.
So ging es zurück nach Larrau zu einem Rastplatz, der mit Picknickbänken, Sitzbänken und fließendem Leitungswasser alles bot, was das Rennradler-Herz begehrt. Und dazu, je nach Sonnenstand, auch noch Schatten.
Nachdem sich ein österreichisches Wohnmobil, ein holländische VW-Bus und ein spanischer Golf samt Besatzung nach mehreren Stunden endlich verkrümelt hatten, konnte der Besenwagen so parken, wie es sich für eine gediegene Mittagspause gehört: im Schatten und vor allem gut sichtbar für die herannahenden Radler des Baskenland-Hammers.
Der Rest ist schnell erzählt: die Hammer-Truppe machte sich auf den letzten schweren Anstieg, und der Besenwagen fuhr einen schönen, kleinen Nebenpass, um später bei der Auffahrt zum richtigen Pass schon mal die Strecke des nächsten Tages aus der Gegenrichtung zu begutachten - und zwar mit Blick auf Supermärkte, Bäckereien, Picknickmöglichkeiten und Cafés.
Der Rest sind nackte Zahlen:
Baskische Steilsträßchen: 98,4 Kilometer, knapp 2.700 Höhenmeter.
Baskenlandhammer: 149,5 km, 4009 Höhenmeter.
Baskischer Besenwagen: 102 km, unzählige Höhenmeter?
Ursprünglicher Etappenbericht:
Ein Tag ohne Kofferpacken verleitet auch immer zu einem Ruhetag! Doch wenn man schonmal so weit in die baskischen Pyrenäen vorgedrungen ist, dann will man auch aufs Rad steigen, denn eins ist klar: schöne Pässe und herausfordernde Steigungen gibt es hier zuhauf. Wir beginnen unsere Rundtour heute also mit dem Alto Laza, sanft ansteigend und nur zum Schluss etwas steiler, der ideale Anheizer also. Weiter geht es mit dem Port de Larrau, der immerhin schon auf 700 Höhenmeter am Stück kommt. Hier überqueren wir die Grenze nach Frankreich und erreichen den Vorpass Col d'Erroimendy. Die Abfahrt ist sehr steil und erfordert absolute Vorsicht. Und schließlich als Krönung der Col de Pierre Saint-Martin, der bei schönem Wetter herrliche Weitblicke in beide Richtungen bietet. Die Abfahrt führt uns wieder nach Isaba auf die spanisch-baskische Seite zurück.
Variante: Das Gegenteil von Ruhetag ist der 149 km lange „Baskenlandhammer“, der über Alto Laza, Alto de Remendia, über eine fiese Steilrampe zum Col de Bagargui und schließlich die steile Nordrampe zum Port de Larrau führt. Hier werden die 4000 Höhenmeter geknackt.