Tja wie war's auf dem Col de Vars?
Um diesen ausgesprochen schönen Pass zu fahren, ,,mussten" wir ja noch den Col d'Izoard überqueren. Will heißen: 2 der sicherlich allerschönsten Pässe überhaupt standen heute an.
Der Morgen in La Salle des Alpes begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und wir wussten schon beim leckeren Frühstück dass uns ein weiterer unvergesslicher Tag bevorstand. Dementsprechend starteten wir so motiviert fast gleichzeitig mit allen Gruppen sodass es sich erst in Briancon am Anstieg zum Izoard auseinander zog. Nach dem Rechtsknick bei Cervieres geht es in den spektakulären Teil der Auffahrt. Kiefernwald und Felsen, tolle Ausblicke, ein geschwungene Straße, immer abwechslungsreich, mal steiler, mal etwas flacher. Grundsätzlich steil. So schraubten wir uns der Reihe nach nach oben. Wie immer, wie jeder mag oder seine Tagesform es gerade hergibt. Die zurückliegenden Tage haben unsere Oberschenkel mittlerweile dermaßen gestählt, das uns die ganzen Angaben zu Kilometer oder Höhenmeter komplett kalt lassen. Was...es geht bergauf? 20 Kilometer? Ja und? Wo ist das Problem?
Col d' Izorad! Ein toller Berg. Vielleicht einer der Schönsten, ganz subjektiv sicher einer meiner Lieblingspässe. Die Aussicht ist spektakulär und die Street Artists von der Guilty76 Guerilla haben auch hier ganze Arbeit geleistet. Unglaublich von wie vielen Rennradfahrern hier Fotos geschossen werden.
Abfahrt. Gefühlt unendlich. Die letzten Kilometer wieder durch eine sagenhafte Schlucht.
Dann Buffet bei Sille. Wir haben uns sicher schon ans außergewöhnliche Niveau gewöhnt. Weil das nicht selbstverständlich ist, muss es hier auch wieder gewürdigt werden.
Wir waren mittlerweile sehr tief unten, entsprechend heiß war's und wir genauso, denn wir beeilten uns wieder in die Höhe zu kommen um in die frischeren Temperaturbereiche zu gelangen. Das ging relativ schnell, denn der Col de Vars ist nicht von schlechten Eltern, was die Steigungsprozente angeht. Erst ab der 2. Hälfte, nach ca 10 Kilometer konnte man mit weniger Watt durchkommen. Und genau da legten wir auch (quasi ganz Cappuccinogruppenmässig) einen Koffeinstopp ein. Die 2. Hälfte war schnell gelutscht und da saßen wir schon wieder bei Kaffee und Kuchen. Außerdem wurden auch Panache's gesichtet. Wir mussten ja nur noch runter rollen ;-)
Irgendwie versackten wir fast hier oben. Kein Wunder! Es war einfach geil hier oben. Es dämmerte fast, als wir uns mit Freudenschreien in die Mega Abfahrt stürzten.
(Naja...zumindest war es schon etwas fortgeschrittene Zeit ;-))
Der Abend nahm seinen Lauf.....
Nächster Tag-letzter Tag.
Der Bierbus war so gut wie leer geworden in der Nacht. Heute nur noch EIN Berg. Endetappe, Nizza, Finale, Finito, Schluss, Aus ,Ende. Das alles war uns klar und deswegen hat unser ,,Tour-Operator" noch den höchsten und (wieder subjektiv) atemberaubendsten oder ,,epischen" (J.S.) Berg, Pass oder Passtrasse hier eingebaut.
Col de la Bonette, Cime de la Bonette, Col de Restefond, HAMMER!!!!
2802 Meter hoch gelegen, regelrecht in einer anderen Welt oder Sphäre. Schon so lange ich Rennnrad fahre, möchte ich diese Straße schon fahren. Auf dieser Reise ist der Traum endlich Realität geworden. Auf dem Weg in diese Dimension ändert sich die Vegetation mehrmals. Von Wiesen und Feldern, über Wald und felsige Schluchten zu alpinen Almen bis hin zur reinen Fels u. Geröllwüste in unterschiedlichen Farben von hellbraun über verschiednere Grautöne bis hin zu Schwarz. Wir haben auch heute wieder Glück mit dem Wetter. Strahlend und angenehm ist es. Oben angekommen kennt die Freude keine Grenzen mehr. Foto's vor dem kultigen Stein, der diese außerordentliche Straßenbauleistung hier würdigt.
TOP OF EUROPE Europas höchste Strasse und wir stehen obendrauf!
Nun noch etwas was noch niemand von uns erlebt hat. Ein Abfahrt von 2803 Höhenmetern. Mein Garmin zeigte in Nizza -1 m an. Soooo lange am Stück ist noch keiner von uns bergab gefahren. Aber die Idee, diese Tour mal umgekehrt zu fahren war geboren. Das wäre dann auch die längste Auffahrt am Stück (die man überhaupt in Europe fahren kann)
Natürlich reichte uns Kaffejunkies (allen voran Stefan) die Pause bei Sille nicht. 150 m vorher gab's ein nettes Café. Dann das letzte Mittagsbuffet, dann Abfahrt, Abfahrt, Abfahrt. Und auch das sehr lange Tignée Tal war ein Highlight. Natürlich wehte uns der Wind ordentlich entgegen. Das war anzunehmen. Aber dank unserer Megakräfte ;-) stellte das keine Herausforderung mehr da.
Noch einmal machten wir bei km 14 vor dem Ziel eine letzte Pause. Jetzt auch mit Panaché, Wir wollten nicht so einfach auseinander gehen. Noch einmal verzögerte Stefan mit seinen Platten Nr 3 und 4 die Ankunft. Hier überholte uns natürlich Gruppe 3 mit der wir dann schlussendlich gemeinsam an der Promenade des Anglais in Nizza einrollten. Phänomenal!
Abklatschen, umarmen und den Rosé de Provence öffnen. Herrlich.
Wir redeten und redeten. Die Themen, der Abend, die neuen Bekanntschaften, die gemeinsamen Erlebnisse.....alles nahm seinen Lauf.
Ich spreche hier von den fantastischen Rennradfahrern
Florian, Stefan, Roland, Dirk, Berthold, Hansi, Gerd, Sonny, Peter, Felix, Ottmar, Jochen, die mit mir gefahren sind und weiss, dass in all unseren 3 Gruppen die gleiche tolle Stimmung und ein ähnliches Gemeinschaftsgefühl geherrscht hat.
Danke an meine Co-Guides André und Detlef, die Sille und alle Mitfahrer unserer Reise von Freiburg nach Nizza.
Niemand wird diese Tour je vergessen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Durchatmen, letzte Kräfte mobilisieren, denn heute Abend wartet das Mittelmeer auf uns. Ein Hindernis gilt es jedoch noch zu überwinden, und das ist nicht irgendein Hindernis, sondern der höchste Punkt der Woche. Der Col de la Bonette ist 2715 m hoch, was auf der Rangliste der Alpenpässe immerhin noch zu Platz vier reichen würde, doch das hat den Erbauern der Straße im Mercantour-Nationalpark wohl nicht gereicht. Und so musste es noch eine Panoramaschleife sein, die Cime de la Bonette, die die Marke von 2800 m Höhe überschreitet. Bei all dieser Diskussion um Höhensuperlative darf man jedoch nicht vergessen, was für ein grandioses landschaftliches Erlebnis der Pass ist. Die lange Abfahrt vom Pass führt uns dann sozusagen direkt bis nach Nizza. Sie führt zunächst ins Tinée-Tal, das ins Var-Tal mündet, und der Var mündet bei Nizza ins Mittelmeer. So können wir wahlweise nochmal richtig Tempo aufnehmen, oder aber unsere Fernfahrt gemütlich ausklingen lassen. So oder so, nach der Ankunft an der Promenade des Anglais in Nizza winkt ein Bad im azurblauen Meer. Und am nächsten Morgen optional der Rücktransport per Reisebus nach Freiburg.