21.08.2019,
Ullinger:
Es war grau, als wir heute morgen auf 2473 Seehöhe aus den Fenstern des Hospiz St. Bernhard schauten. Es wehte auch Wind und es sah nach drohendem Regen aus. Nach dem Frühstück sah es leider noch genauso aus. Aber wir wollen ja nach Nizza. Und Regenklamotten sind schließlich zum Benutzen da,oder? Es regnete als wir uns in Richtung Aosta aufmachten und alle fuhren vorsichtig und mit mit Bedacht. Diese Seite des Passes ist auch sehr reizvoll und irgendwann werde ich sie bestimmt einmal fahren, nehme ich mir vor. Noch weit über dem Aostatal ( das da unten im Nebel irgendwo sein muss, bogen wir rechts ab in die Route des Salasses. Eine kleine Straße, die sich an den Hang schmiegte und eigentlich mit schönen Aussichten lockte. Mangels Aussicht konzentrieren wir uns auf die Straße und die die Stimmung war ausgezeichnet. Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen und durch den Wolkendunst fuhren wir weiter und höher. Irgendwie hatte gar keiner mehr in Erinnerung dass hier so viele Höhenmeter drin stecken. Der Hochpunkt war erreicht, irgendwo im Nebel, und die Abfahrt schloss sich an. Wir tauchten wieder aus den Wolken unten raus und wellten uns den Hang entlang bis zum finalen Abstieg ins Tal. Wow! Was war das denn für ne Abfahrt! Eine Kehre nach der anderen in den super steilen Hang geklatscht. Hammer! Unten sahen und hörten wir den brodelnden Fluss der sich in eigenartiger Farbe bergab stürzte.
Eine jetzt leider wieder feuchte Passage im Tal führte uns unserer Sille entgegen. Ein weiteres Mal konnten wir uns mit verschiedenen Leckereeien stärken. Doch auch Sille' s ansteckende Laune konnte die Wolken nicht vertreiben.
Es hörte auf zu regnen. Wir fuhren los in Richtung Passauffahrt Kleiner St, Bernhard. Es begann zu regnen, es wurde stärker, es wurde richtiger Starkregen und wir flüchteten in einen Campingplatz wo wir m Café denselben tranken. Praktisch. Wir wollten ja sowieso eine Kaffepause einlegen :-)
Es wurde wurde wieder klarer und wir starteten aufs Neue. Dieser Pass ist nicht so steil, dafür aber sehr schön und eigentlich auch heute genau richtig. Flüssig und flowig kurbelten wir die 8 Tornante weg und die lange Gerade bis nach La Thuile. Auch ein sehr netter Ort. Auch grundsätzlich einladend für eine Pause. Der ,,Kleine" ist allerdings auch immerhin 22 km lang. Nicht schlecht also, aber bei der Wetterlage nutzen wir doch lieber das trockene Zeitfenster um weiterzufahren. Ein paar Tropfen kamen runter, waren aber nicht der Rede wert. Auf der Passhöhe und gleichzeitigen Grenze zu Frankreich kehrten wir nochmal ein und tranken einen Runde auf unser Geburtstagskind FLORIAN!
Abfahrt: Wo war sie auf einmal? Um uns herum nur Nebel, Kälte, Wind. Todesmutig fuhren wir los, Natürlich fing es nun noch zu allem Überfluss an zu regnen. Und das nicht gerade wenig. La Rosiere war erreicht, aber vor uns immer noch 20 km Abfahrt. Der Regen floss in Strömen, wir schlotterten uns Kilometer um Kilometer dem Tal entgegen Noch 10 Kilometer. Klatschnass, Noch 5 Kilometer. klatschnass und bibbernd. Noch 2 Kilometern. Man hörte uns bestimmt schon weitem aufgrund des Zähneklapperns.
Endlich! Seez war erreicht.
Jetzt heiß duschen.......
Nach der schweren Bergankunft gestern ist die heutige Etappe deutlich leichter. Sie ist zwar lang, aber die ersten etwa 25 km sind rauschende Abfahrt - am frühen Morgen natürlich entsprechend warm angezogen. Allzu unaufmerksam sollte man allerdings nicht ins Tal jagen, denn sonst verpasst man den Abzweig auf die Route des Salasses, die oberhalb des Aostatals am Hang entlang führt und uns einige Kilometer auf der viel befahrenen Hauptstraße erspart. Und zudem noch hübsche Ausblicke auf die umliegende Bergwelt serviert. Ein Stück Hauptstraße bis Pré-Saint-Didier bleibt uns dann jedoch nicht erspart. Ab hier allerdings geht es wieder in die Berge, der kleine Bruder des Grand Saint Bernard steht auf dem Programm. Auch der Col du Petit Saint Bernard ist lang, und man muss sich die Kräfte gut einteilen, dafür hat man von oben einen der schönsten Blicke auf den Montblanc. Die Abfahrt vom Pass führt uns bis ins savoyardische Seez, oberhalb von Bourg-Saint-Maurice gelegen, wo wir die Nacht verbringen.