19.08.2019,
Ullinger:
2473 ist die Höhe auf der wir heute übernachten werden!
Beim Start in Bulle war noch etwas Restfeuchtigkeit in der Luft und wir hatten Glück, denn allen Unkenrufen zum Trotz meinte es der Wettergott gut mit uns und schickte eine größere Wolkenlücke über uns. So fuhren wir los und nach wenigen Kilometern rechts ab in eine spektakuläre kleine Straße. ,,Aaah....ooooooh, na schau mal...das war sensationell. 680 hm auf 18 Kilometern hört sich nicht viel an, allerdings waren die wenigen HM auf kürzere Abschnitte komprimiert aber wir waren alle restlos begeistert. Am Stausee vorbei, einen Platten geflickt und dann hatten wir wieder Bundesstrasse unter den Reifen. Vom Col de Mosses ging's 17 km sensationell bergab bis vors Café in Aigle. Gerade wollten wir starten, da überraschte uns doch noch ein kl Regenguss. Wir hatten gerade auf Regenklamotten gewechselt, sind losgefahren und 5 min später konnten wir uns schon wieder umziehen.
Ab jetzt fuhren wir bester Dinge 30 Kilometer das Rhonetal entlang um in Martigny auf Sille zu treffen. Dieses Mal bekommt sie die goldene Quäldich Medaille am Bande. Sie hatte unser Buffet kurzerhand in einer Bushaltestelle aufgebaut. Wie geil war das denn ?
Stand noch der ,,Schlussanstieg" an. Gestärkt waren wir ja, allerdings sind 40 Kilometer (VIERZIG !!!) auch nicht gerade ein Pässchen. Aber gut, zügig gingen wir's an und die ersten 10 - 13 km waren schnell passé. Eine erste steilere Passage zog uns auseinander. Sowieso fährt ja bergauf jeder sein Ding. Der Pass ist auch echt schön. Die Bergkulisse beeindruckend. Die Straße garnicht so befahren oder stressig wie ich es im schlimmsten Fall erwartet hatte, sondern ganz im Gegenteil. Es fuhr sich prima und bei 6-7 % hatte niemand ein Problem. ABER: es zog sich eben. Die Länge oder besser die Dauer macht eben auch was aus und langsam schwanden die Kräfte. Gel hin oder her. Irgendwann schaute ich auf meinen Tacho und dachte so nach 23 Kilometern dass du jetzt eigentlich nur noch einmal den ,,Galibier" vor dir hast. Tja. Macht doch nix! Kein Ding, oder? Das Ding wird jetzt zusende gefahren.
,,Wollen wir hier einkehren." Eine Kneipe an der Straße kam in Sicht... nein, nein, nein, wo denkst du hin. Wir fahren weiter. Die Galerien waren erreicht. Der Stausee rechts. Das Ende des Tunnels. Das Ende des Passes? Aber nein. Ab jetzt ging's erst richtig los! Steil wurde die Straße und was mal 85 Kurbelumdrehungen gewesen waren, sind nun noch 55-60. Größtes Ritzel, Gegenwind (is ja klar) und weiter. Ein Kurve, noch ne Kurve, die letzte Kurve?? NEIN. Es geht noch weiter. Ein Schild. 4 km. Später noch ein Schild. Noch 2 km. Irgendwann muss es doch mal zuende sein. Die Oberschenkel sind entweder nicht mehr spürbar oder sie schmerzen. Oder beides. Noch ein Kilometer, noch ein Kehre, das Hospiz kommt in Sicht. ENDLICH !
Wow! Wir haben's geschafft!
Heiliger Bernhard von Aosta! Das war ein Stück Arbeit. Aber ein supertolles Stück Arbeit. Glücklich und fertig genießen wir den weiteren Arbeit und schauen uns vielleicht noch die Bernhardiner an.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Fast bis nach Italien geht es auf der dritten Etappe. Nach dem Etappenstart in Bulle geht es zunächst durch das Gruyère, der Heimat des vermutlich zweitbekanntesten Schweizer Käses (nach dem Emmentaler). Auf einer herrlich einsamen, abenteuerlichen Nebenstrecke entlang des Hongrin-Stausees steuern wir den Col des Mosses an und haben die Waadtländer Voralpen erreicht. Eine lange Abfahrt führt uns nach Aigle im Rhonetal, wo einige Flachkilometer auf uns warten. Zu sehr sollten wir im Flachen jedoch nicht auf die Tube drücken, denn der Schlussanstieg wird uns heute alles abverlangen. Ab Martigny geht es hinauf zum Col du Grand Saint Bernard, 45 km und 2000 Hm bergauf. Es handelt sich um den wohl höhenmeterreichsten Pass der Alpen. Bis zum Nordportal des Tunnels müssen wir uns die gut ausgebaute Straße zwar noch mit vielen motorisierten Verkehrsteilnehmern teilen, dafür gehört das felsige Schlussstück zu den schönsten Eindrücken, die die Alpen zu bieten haben. Die Etappe ist am Pass zuende - wir übernachten heute auf 2473 m Höhe. Sicher ein eindrückliches Erlebnis, wenn die Sonne untergeht, die Sterne herauskommen, und man die Lichter weit unten im Tal nur noch erahnen kann...