05.08.2019,
gws:
Nachdem wir gestern schon nicht ganz relaxed durch die Chartreuse nach Villard-en-Lans ins Vercors gefahren waren und auf knapp 1200 m Seehöhe übernachten hatten, starten wir heute bei herrlichem Wetter in der Frische des alpinen Morgens in unsere zweite Etappe. Und um es gleich vorweg zu nehmen wir kamen auf dieser Etappe aus dem Staunen nicht heraus. Wie selten zuvor auf einer Quaeldich-Reise waren nicht die Passauffahrten die eigentliche Sensation sondern die Landschaft und die Dörfer durch die uns die heutige Strecke führte.
Nach einer kurzen Abfahrt hinunter nach Villard zweigten wir in Richtung erstes Tages-Highlights, dem Gorges de la Bourne, ab. Und das ist wahrlich nicht irgendeine Schlucht. Eng zwischen senkrechten - oft sogar massiv überhängenden - Felswänden zwängen sich der kleine Bach und die schmale Straße nach unten. Immer wieder eröffnen sich Ausblicke, die einfach fotografiert werden müssen.
Irgendwann weitet sich sich dann Tal und es wird deutlich grüner, lieblicher und wärmer. Nach 900 Hm Abfahrt und unzähligen Fotos wartete dann auch schon das nächste Highlight auf uns.
Plötzlich verengt sich das Tal wieder, neuerlich senkrechte Wände beidseits des schmalen Bächleins und diesmal sind zusätzlich noch Häuser, wie an die Wände geklebt, zu bewundern. Wir haben Pont-en-Royans erreicht. Neuerlich war es schwierig die Gruppen aus der Fotolaune zu reißen und zur Weiterfahrt zu bewegen.
Aber dann rollte der Tross doch wieder über eine kleine Welle weiter nach Saint-Jean-en-Royans. Hier wartete dann die sportlich Herausforderung des Tages auf uns, galt es doch eine knapp 700 m hohe fast 10 % steile Rampe zu überwinden.
Als Lohn für diese Plage wartet dann aber mit dem Cirque de Combe Laval ein weiteres - diesmal flaches - Strecken-Highlight auf uns. Wieder senkrechte Wände hoch über dem Talgrund und eine aus diesen herausgebrochene Straße. Ständig zwischen Steilwand und Abgrund winden wir uns unter den Überhängen von Tunnel zu Tunnel bis zum Col de la Machine. Hier wartet schon die von Heiz vorbereitete Mittagsverpflegung auf uns. Kein Wunder aber, dass sich die Gespräche immer noch hauptsächlich um die phänomenale Strecke bis hierher drehen.
Die zwei noch folgenden Pässe, der Col de Lachau und der Col de Roussete, konnten dem bisher gebotenen weder sportlich noch landschaftlich das Wasser reichen.
Nach dem Scheiteltunnel am Col de Rousette standen wir dann alle noch einmal staunend auf 1200 m Höhe und blickten auf die noch ausstehende Abfahrt nach Die hinunter. Bei moderatem Gefälle ging's in die wunderschön in die Landschaft konstruierte Kehrenserie, die uns noch einmal so richtig in Flow versetzte. Mit jeder Kehre wurde es wieder wärmer, zuletzt zeigten die Thermometer neuerlich um die 35° - wir sind im Süden angekommen. Schade, dass diese tolle Abfahrt nach 800 Hm mit der Ankunft in unserem heutigen Etappenort Die auch schon wieder enden musste.
Auch am Abend im Hotel gab es eigentlich nur ein Thema, die Highlights des heutigen Tages, an die wir uns wohl alle noch lange begeistert zurück erinnern werden.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Mit dem gestrigen Schlussanstieg sind wir still und heimlich schon in das nächste Voralpenmassiv vorgedrungen: den Vercors. Der Vercors ist nicht nur als Zentrum des Widerstands während der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg bekannt, sondern auch für seine sagenhaften Schluchten. Wir starten die Etappe also mit der Gorges de la Bourne, die wir bergab befahren, und die für erstes ungläubiges Staunen sorgen wird. So richtig zum Staunen ist aber erst unser nächster Pass. Es geht von Saint-Jean-en-Royans hinauf zum Col de la Machine, wobei die Combe Laval durchfahren werden muss, eine teil abenteuerlich in die Felswand gehauene Hangstraße, die uns mit sensationellen Tiefblicken verwöhnt. Schließlich fahren wir über das hügelige Vercors-Plateau, wo die Landschaft etwas lieblicher wird. Das letzte Highlight des Tages ist dann die schön trassierte Abfahrt vom Col de Rousset in den Etappenort Die, wo wir irgendwie ohne es zu merken die Grenze in den warmen Süden Frankreichs überschritten zu haben scheinen.