12.03.2018,
Jan:
Wow! Was für eine Woche liegt hinter uns.
Am Samstag hatten wir einen herrlichen Abend im Kloof Street House, einem der stilvollsten Restaurants Kapstadts. Am Sonntag sahen wir nach dem Start den Tafelberg hinter uns immer kleiner werden. Kontrastprogramm dann am Abend: nach der schillernden Metropole nun das beschauliche Weinstädtchen Franschhoek in heidieskem Bergambiente. Am Montag der wunderbare Franschhoek Pass mit alpinen Ausmaßen, und das fruchtbare Breerevier Valley, abends dann südafrikanische Gastfreundschaft beim von Daneel veranstalteten Braai. Daneel ist nicht nur der sportive Guide, sondern mit seiner positiven Art eine unglaubliche Bereicherung dieser Reise – alle Helfer geben hier offensichtlich gerne alles für die Teilnehmer. Dienstag stand die lange Passage über die R60 auf dem Programm, ein notwendiges Übel. Das schöne Bonnievale und die schroffe Cogmanskloof entschädigen. Dann die Königsetappe: 193 km mit 2000 Höhenmetern am Mittwoch. Woher soll die Kraft kommen so früh im Jahr? Ganz einfach: aus den Weiten Afrikas. Hier haben wir sie erlebt. Und alle sind sich einig: das war eine Erfahrung, wie man sie in Europa nicht findet, und die mögliche Abkürzung auf 160 km wurde von den wenigsten genutzt. Die unendlichen Weiten Afrikas mit Straßen, die bis an den Horizont in Stufen bergab gehen, ein wunderbarer Flow, lange Anstiege und eine faszinierende Landschaft. Davon konnten wir nicht genug bekommen. Ganz besonders! Am Donnerstag dann Relax pur mit dem faszinierenden Bainskloof Pass, und am Freitag der Kreisschluss am Helshoogte Pass mit einem würdigen Abschluss im Café Pavé.
Und nach dem gestrigen Ruhetag nun also die Cape Town Cycle Tour, besser bekannt unter dem Namen Cape Argus. Unser Hotel liegt nur 400 m vom Start entfernt, und schon sind wir mitten im Trubel von 35.000 bis 40.000 Radfahrern. Wir starten fast alle in der gleichen Gruppe um 8.34, und die Stimmung am Start ist fantastisch. Marcus ist schon eine halbe Stunde unterwegs, und Hans-Jörg kann leider gesundheitsbedingt heute nicht an den Start. So ein Pech! Einige von uns mogeln uns in die erste Startreihe. Ich habe gar nicht vor gehabt, Gas zu geben, aber nun schlägt das Adrenalin zu. Einige drücken gleich richtig drauf, und wir versuchen mitzuhalten. Der Anstieg auf der M3 gleich am Anfang ist schon ziemlich lang und hart bei diesem Tempo – den hatte ich bei meiner Vorabfahrt vor zehn Tagen gar nicht bemerkt. Ich frage mich, wie lang das gut gehen soll, aber es geht gut, und wir sind nur noch zu siebt im Wind, als wir nach 30 km Muizenberg und damit den Atlantik erreichen. Ganz rechts rufen wir immer nur "Left, left!", um die vor uns gestarteten viel langsameren Fahrer zu warnen. Die Disziplin im Feld ist aber erstaunlich, wir müssen nur einmal abbremsen, und dann noch einmal, als ein Krankenwagen vorbei fährt. Vorbei geht es an den Pinguinen am Boulders Beach, und bald darauf hoch zum Cape Point, wo der Nationalpark am Kap der guten Hoffnung anfängt. Ein anspruchsvoller Anstieg mit genialen Blicken auf die False Bay hinter uns. Kurz darauf ist die andere Seite der Kaphalbinsel erreicht (beidseits liegt der Atlantik, abweichend von manch anderslautender Quelle). Hier wird es dann RICHTIG schön, das Wasser ist türkisblau, es weht kaum ein Wind. Wir haben unglaubliches Glück! Nun sind wir nur noch zu dritt, die zwei Italiener sind auf einmal verschwunden, und es kreiseln nur noch Justin, ein 15-jähriger Namibianer, und David aus Göteborg mit mir im Wind. Mein Wasser ist aus, und an einer Getränkestation anhalten geht ja nicht bei diesem Tempo. Wenn doch ist die Gruppe weg. David hat noch eineinhalb Flaschen, und er gibt mir eine halbe ab. Danke! Rettung! Supertyp!
Nun gehts langam Richtung Chapmans Peak Drive, und hier sieht man wirklich die Freude der Teilnehmer in ihren Gesichtern geschrieben. Gänsehaut auf dieser wunderbaren Straße am Ozean im Fels.
Jetzt ist es nur noch der "Bossie", wie der letzte Anstieg vor dem wunderbaren Strand bei Landadno genannt wird, und dann geht es an den Zwölf Aposteln vorbei flach ins Ziel am Stadion!
Meine Beine wackeln, aber wir sind glücklich im Ziel. Und bald darauf auch alle anderen Starter unserer Gruppe! Überall strahlende Gesichter und die übereinstimmende Aussage: das war Weltklasse!
Ein kulinarisch wunderbarer Abend im Grand Africa am Kapstädter "Strand" beschließt an diesem Abend eine wunderbare Reise. Wir kommen nächstes Jahr wieder!
Termin vormerken: 2.-11. März 2019!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Samstag, der 10. März ist ein freier Tag in Kapstadt: wir holen in aller Ruhe unsere Startbeutel im Cape Town Stadion ab, fahren auf den Tafelberg oder auf Lion's Head. Die Cape Town Cycle Tour findet am Sonntag, den 11. März statt. Über dieses Sehnsuchtsziel ist an anderer Stelle genug geschrieben worden, daher nur die bloßen Fakten: die 110 km bilden die Strecke des vermeintlich schönsten Radrennens der Welt. Es ist zumindest das größte: zwischen 35.000 und 40.000 Teilnehmer vom absoluten Anfänger bis zum Profi gehen auf die Strecke und sorgen für eine magische Atmosphäre. Ein MUSS!