07.03.2018,
Jan:
Einer der begeisterndsten Etappen meines Rennradlebens liegt hinter mir und uns, der sportiven Gruppe der Tour de Boland in Südafrika. Ich hatte mich schwer getan mit der Hitze und Anstrengung der ersten Tage, und ich befürchtete schon, dass ich es nicht schaffen würde, diese Etappe mit meinem Südafrikanischen Freund Daneel zu bestreiten, der die schnelle Gruppe leitet. Glücklicherweise aber ging es mir in den letzten Tagen immer besser, gestern sogar richtig gut, so dass ich heute heiß war auf 193 km über fünf Pässe in der südafrikanischen Sonne.
Apropos gestern: den Bericht der morgigen Etappe reiche ich nach, es war einfach ziemlich hektisch gestern abend in Montagu. Heute morgen aber stehen wir um kurz vor 7 alle zusammen vor der Mimosa Lodge in Montagu, trinken Jan Slabberts Wunderkaffee und verpflegen uns rudimentär mit Bananen und Banenenbrot. Nach 50 km und 1200 Höhenmetern wartet dann das richtige Frühstück auf dem Roihoogte Pass auf uns.
Das müssen wir uns allerdings erst einmal erarbeiten. Sieben Personen umfasst unsere sportive Gruppe: Raimund, Thies, Rudi, Wiam, Daneel, Martin und ich. Es ist kühl, es soll heute sogar regnen, aber bisher sind die Schleusen der tief hängenden Wolken noch geschlossen. Ich freue mich über die kühle Morgenluft. Die letzten Tage haben Haut und Organismus einiges abverlangt, jetzt können beide wenigstens ein paar Stunden ausspannen.
Die ersten 25 km fahren wir nur flach das Flusstal hinauf, hier können wir gleich das gestern Gelernte praktizieren: die Gruppe zirkuliert zügig, aber nicht rasant im leichten Gegenwind, es geht konzentriert zu. Still genießen wir die Morgenstimmung. Und Spaß macht es!
Dann beginnt der erste Anstieg des Tages zum Burgers Pass. Auch hier schlagen wir ein zügiges, aber nicht hohes Tempo an. Am Aussichtspunkt zurück über das fruchtbare Flusstal machen wir den obligatorischen Fotostopp. Letztes Jahr erreichten uns hier die ersten Sonnenstrahlen des Tages in mystischer Stimmung. Heute dämpfen die tief hängenden Wolken etwas die Aussicht. Und tatsächlich beginnt es auf den letzten Metern zum Burgers Pass zu regnen. Es ist richtig kalt nach der Pause. Wir frieren. Aber kurz nach der Passhöhe sind die Straßen wieder trocken, und wir kreiseln breit grinsend Richtung Roihoogte Pass: die Sonne bricht durch! Rudi kann sich nicht mehr zügeln und reißt aus, wir anderen kommen gemeinsam oben an und erfreuen uns dort an Jan Slabberts hervorragendem Frühstücksbuffet mit Biltong, Droewors, Trockenfrüchten und Quiches. Und sogar einen Kaffee hat er noch für uns übrig. Unglaublich gut!
Mittlerweile haben wir auch erstmals die Boland 8 aufgefahren, die ja noch unseren achten Mitfahrer, David, dabei haben. Der will es heute auch richtig krachen lassen. Zunächst aber verbummeln wir lieber viel Zeit an der Pause, an der es sich in der Sonne richtig gut aushalten lässt. Und hier oben beginnt sie, die Weite Südafrikas. Unglaublich lange Geraden prägen die Abfahrt zur N1, zu der es in Stufen bergab geht. Die Bergszenerie ist dabei unglaublich vielseitig, sogar eine Miniaturausgabe des Kapstädter Taelberges gibt es zu bestaunen. Immer weiter kreiseln wir im Wind, in der Abfahrt bei weit über 50 km/h. Mann, bringt das Spaß!
An der N1 wartet Geleitschutz auf uns, denn diese Schnellstraße ist ohne ein Abschlussfahrzeug einfach zu gefährlich. Der Verkehr ist aber erträglich, und häufig wird uns sogar jubelnd zugehupt. Dennoch ist der Kontrast unglaublich, denn auf der bisherigen Strecke ist uns gefühlt gar kein Auto begegnet.
Beim privaten Safaripark Aquila ist dieser unschöne Ausflug auf die N1 zum Glück schon wieder vorbei, und wir können zum nächten Getränkepunkt abbiegen. Die Logistik der Tour de Boland ist unglaublich gut, denn allein heute organisieren sie uns 4 Verpflegungspunkte. Gut so, denn mittlerweile ist der Himmel blau, und die Sonne heitzt uns ordentlich ein. Das Team im Hintergrund schuftet fast rund um die Uhr. Danke dafür, es bleibt wenigstens nicht unbemerkt! Ab jetzt ist auch David bei uns, den bis hierhin der Pannenteufel verfolgt hat. Zum Glück ist er bei uns, denn er nimmt uns ab jetzt viel von der Führungsarbeit ab. Danke!
Im Safaripark können wir sogar zwei Elefanten beobachten. Auf endlos langen Geraden mit wunderbarer Steppenkulisse geht es weiter, der kleine Pass Die Venster wird überquert, und schon sind wir am nächsten Getränkestopp am Abzweig nach Sutherland (200 km Naturstraße führen zum weltweit besten Sternenhimmel). Jetzt, nach 120 km und gut 1700 Höhenmetern, beginnen die Kräfte zu schwinden. Die Gespräche verstummen, auch das Kreiseln stellen wir mehr und mehr ein. Die Auffahrt zum Hottentotskloofpass in der sengenden Mittagssonne verbringen wir schweigend. Oben fahren wir Benny und Claudia auf, die in der entspannten Gruppe gestartet sind und jetzt mit ganz viel Zug zum Ziel unterwegs sind. Oben fährt uns ein strenger Wind entgegen, der uns bis Ceres treu bleiben wird. Zum Glück geht es größtenteils steil dorthin bergab, aber wir müssen bei heftigen Böen und schwindenden Kräften stets konzentriert bleiben. Und können dennoch die unglaubliche Landschaft genießen, die ihr den Bildern entnehmen könnt. Diese Weiten! Diese unendlich langen Geraden!
Ceres empfängt uns mit sengender Hitze, und Jan empfängt uns in Ceres mit einer weiteren umfassenden Verpflegung in einer kühlen Sporthalle. Wunderbar, vor allem der Grapetiser.
Wir halten uns nur ganz kurz auf, denn alle zieht es jetzt ins Ziel. Nur noch die 50 Höhenmeter zum Michelle's Pass, eine lange Abfahrt und weitere 25 km durch die Tulbagh Windelands trennen uns von unserem Etappenziel Tulbagh. Geschafft! High Five und gute Laune! Ab in den Pool. Cool!
Was für eine Etappe: lang, hart, mit vielen Bergen, schnell gefahren und gemeinsam gemeistert. Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wahnsinn! Eine großartige Etappe liegt vor uns! Wir befahren drei Pässe, den Doppelpass Rooihoogte und Burgers Pass und fahren durch die abgelegene Karoo, über die N1 (ein Begleitfahrzeug sichert uns nach hinten ab) zum Aquila Game Reserve, hoch zu Die Venster und runter nach Ceres: endlose Weiten und jede Menge Flow, Flow, Flow! Dies ist die epische Kernetappe der Tour de Boland. Du kämpfst mit Temperaturen um die 40 Grad im Schatten, fährst 193 km mit über 2000 Höhenmetern, wirst aber stets von unseren Südafrikanischen Freunden umsorgt und versorgt.
In Ceres wartet nach 160 km eine Südafrikanische Spezialität auf uns, wir machen Pause mit einem Original-braai, wie die Südafrikaner das Grillen nennen. nach der Pause ist die größte Hitze verstrichen, und wir können uns an den sehr schönen Schlussabschnitt nach Tulbagh wagen.
Wer in Ceres genug hat, steigt einfach aus, und aufgrund der vielen Begleitfahrzeuge ist es auch möglich, ein Zwischenabschnitt in der heißen Mittagssonne im Wagen zurück zu legen.
Eine heldenhafte Etappe, die alles aufbietet, was Südafrika ausmacht!