02.08.2018,
Jan:
Was für ein wunderbarer Tag! Schon die Anfahrt zum l'Iseran ist deutlich weniger nervig als gedacht, kein Vergleich zum Arctal-Abschnitt bis Modane gestern.
Dann ein einfach nur genialer Anstieg ab Bonneval-sur-Arc bis zum höchsten Alpenpass. Tolle Blicke auf den Glacier des Evettes, den Gletscher, der über dem Ort thront und fast auf der gesamten Anfahrt im Blick ist. Großartige Felsenlandschaft, fordernder Anstieg. Überraschend! Herz, was begehrst du mehr? Klar, gute Beine! Die haben Thomas und Patrick, die den l'Iseran hochstechen als gäbs kein Morgen. Und auch, als gäb's Thomas' Wette nicht mit Gunnar. Nein, er hat es NICHT geschafft, im Grupetto zu bleiben. Überraschend!
Oben machen wir die obligatorischen Passbildern und stürzen uns in die Abfahrt, wo wir Sylvia erwarten. Sie kommt nicht und kommt nicht, und letztlich stellt sich heraus, dass sie doch an der Passhöhe war. Wohl mein Fehler, aber egal, ich kann auch bei Spar einkaufen, und wir setzen uns in Val d'Isere auf eine Terrasse und genießen unser Behelfsmittagessen in der Sonne.
Im freien Fall geht's runter nach Ste Foix de Tarantaise, wo nicht nur wir am Abzweig nach la Rosière vorbei stechen. Aber wir finden, anders als andere, die schöne Nebenauffahrt zur Petit-St-Bernard-Straße. Herrliche Mittelgebirgslandschaft nebst Kapelle im gepunkteten Bergtrikotlook.
Wir sind nur noch zu fünft in der sportiven Gruppe: Karsten, Gunnar, Gerhard, Jürgen und ich. Der Rest sitzt noch beim Sparmenu in Val d'Isère: Pommes, Burger, Cola.
Jürgen und ich drücken, was geht (bei mir), Jürgen versucht sogar vergeblich, mich abzuschütteln, ich sende aber nach 5,5 von 12 Kilometern eine Kapitulationsdepesche, die Jürgen gnädigerweise annimmt. Immer noch zügig rollen wir Richtung Italien, mit deutlich gehobenen Landschaftsgenuss. Schön ist es hier, richtig schön! Und tatsächlich viel weniger Verkehr als befürchtet. Überraschend!
Toller Anstieg! Toller Tag. Und sportlich eines der Highlights meines Lebens: mit Jürgen zusammen an einem Pass angekommen. Überraschend!
Oben High Five und gute Laune, Espresso, Crostata Myrtillo und Cola in Italien. Hammer-Abfahrt Richtung Bourg-Saint-Maurice, wo wir den Nachmittag auf der Sonnenterrasse ausklingen lassen.
Viel besser geht's kaum! Vielleicht morgen auf der Königsetappe?
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wiederum nur ein Pass steht heute auf dem Programm, doch der hat es so richtig in sich, denn der Col de l'Iséran ist mit 2764 m der höchste echte Alpenpass. Doch zunächst beginnt die fünfte Etappe, wie die vierte aufgehört hat - weiter befahren wir das Arc-Tal bergauf. Bis Bonneval-sur-Arc steigt das Tal weiter nur gemächlich an, so dass wir heute genügend Zeit zum Einrollen haben. Die Abzweigung zum Col de Mont Cenis in Lanslebourg macht uns dann bewusst, dass über die Bergkette zur Rechten die Grenze nach Italien verläuft. Dann, in Bonneval, wird aus dem Bergaufrollen ein richtiges Klettern, denn die eigentliche Auffahrt zum Col de l'Iséran beginnt. Bis auf 2764 m führt uns die höchste echte Passstraße der Alpen hinauf - denn die Cime de la Bonette in den Seealpen ist schließlich kein richtiger Pass. Nach etwa 50 km An- und Auffahrt folgen 50 km Abfahrt, und schon sind wir in Bourg-Saint-Maurice, dem Zielort der Etappe. Ein echtes Pässemekka übrigens, denn neben dem Iséran starten hier noch zwei andere Passstraßen - der Petit St. Bernard, und der Cormet de Roselend, der morgen auf dem Programm steht. Kurz gesagt also: einmal rauf, einmal runter, fertig.
Variante: Ein lohnenswerter Abstecher führt zum Lac de Tignes. So kommt man heute auf 112 km und 2200 Hm.