10.04.2018,
majortom:
* Fun Type 2 = Fun in the Retrospective
Letzter Tag vor Eintreffen des Zwischentiefs. Eigentlich dürfen wir uns nicht beschweren, da wir das Zwischentief schon seit Tagen erwarten, und sich seine Ankunft immer weiter verzögert. Und so kommt es gestern zum spontanen Entschluss der Reiseleitung (aufgrund der Schließungstage des Foodtrucks kann ausgeschlossen werden, dass der Entschluss wie sonst üblich einer
bière allemande-Laune entsprungen ist), dass wir heute auf den Mont Ventoux fahren. Denn im Moment kann noch niemand sagen, ob das Zwischentief sich bis Freitag wieder verzogen hat.
Uns erwartet um 9 Uhr morgens strahlender Sonnenschein bei höchstens leichter Bewölkung. Und bemerkenswerterweise hat mich die entspannte Gruppe gestern kollektiv darum gebeten, auch die B-Variante zu fahren, die den Mont Ventoux über den klassischen Anstieg von Bédoin beinhaltet. Also geht es in nördlicher Richtung, auf bekannten Straßen (von der Nesque-Runde), was es uns erleichtert, ein für alle fahrbares moderates Tempo zu finden. Nicht zuletzt dank wiederholter beherzter Klingelintervention von Rudi. Und so gelangen wir ohne besondere Vorkommnisse vor die Tore von Bédoin, wo wir über eine semi-geheime Abkürzung direkt auf die Auffahrt treffen und uns die flachen Kilometer ab Bédoin ersparen.
Das gute Wetter hielte noch zwei bis drei Stunden, meint die Dame in der Bar, an der die Wasserflaschen nochmal aufgefüllt werden. Prima, dieser Zeitrahmen sollte uns genügen. Wenn uns dann die Wolken noch den Gefallen tun, sich vom Gipfel zu verziehen, steht einer epischen Auffahrt nicht mehr im Weg...
Episch wird es definitiv, das wird uns spätestens bei Beginn des steilen Teils klar. Aber wenn man hier einen guten Rhythmus findet, hat man auf der bemerkenswert regelmäßig ansteigenden Straße auch nichts zu befürchten. Um Wartezeiten in der kalten Todeszone oberhalb von 1600 Metern zu vermeiden, entscheide ich mich heute dafür, nahe des Grupettos zu fahren. Es ist eine schöne Anfahrt, durch den Wald ab Bédoin, selbst wenn es mit jedem Höhenmeter kälter wird, und sich entgegen der Prognose der Restauranteuse schon in der Auffahrt die ersten Pillepalle-Regenschauer über uns ergießen. Es macht Spaß.
Ein Tiefschlag dann am Chalet Reynard. Ouvert 7j/7 steht auf der Markise. Geöffnet an sieben Tagen in der Woche. Außer Dienstag. Das Chalet Reynard hat zu. Inzwischen sind die meisten Gruppenmitglieder schon auf die Gipfelstraße aufgebrochen - auf eigenes Risiko wohlbemerkt, da die Schranke leider noch geschlossen ist. Als dann die Wolken mal kurzzeitig einen Blick auf den verschneiten Gipfel freigeben, macht das auch Sinn. Die quaeldich-Reise pausiert also während eines kurzen Zeitraums, und alle sind als Privatpersonen unterwegs. Man kommt etwa bis 2 bis 1,5 Kilometer vor der Passhöhe, je nachdem wie viel Schnee man noch auf der Straße toleriert. Schiebend wohl sogar bis hoch zum Gipfel. Dafür muss man jedoch auch enorm kälteresistent sein, denn der eiskalte Winde pfeift uns von Südosten entgegen. Gefühlte Temperatur: arktisch.
Eine kalte Abfahrt später wärmen wir uns in Sault wieder auf. Nachdem die sportive Gruppe wohl noch unverrichteter Dinge abgefertigt wurde, serviert man uns immerhin Plat du Jour (Jambon grillé) und Tagliatelles aux cèpes. Was lecker ist. Es fehlen 50 Kilometer zurück nach Isle, die allerdings nicht nur langweilige Pflichtkilometer sind, sondern entlang der namenlosen Schlucht auch noch landschaftlichen Hochgenuss bereit hält. Der durch einen erneuten Regenschauer auch nur geringfügig beeinträchtigt wird.
Wie euphorisiert die entspannte Gruppe tatsächlich durch die epische Ventoux-Etappe ist, zeigt sich dann am Gordes- und am Intervallnupsi. Hier wird tatsächlich noch um Bergpunkte gesprintet. High Fives am Hotel! Dieser Tag war episch!
Anmerkung: Da der Berichterstatter heute nur wenige Fotos gemacht hat, bedanken wir uns für die Schnee-Impressionen bei
Stephan,
Steffen und
Rudi.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Diese Tourenvariante fährt die Runde im Uhrzeigersinn und nimmt so die deutlich schwerere Auffahrt von Bédoin auf den Mont Ventoux* mit. Für bergfeste Kletterer.
* Möglicherweise ist das letzte Stück der Auffahrt zum Mont Ventoux um diese Jahreszeit noch gesperrt. Bis zum Chalet Reynard werden wir aber auf jeden Fall kommen.