06.04.2018,
Jan:
Keine Reise haben wir häufiger durchgeführt als den Saisonauftakt in Ligurien, der diesen März tatsächlich schon zum zehnten Mal stattfand (siehe
Berichte im Reise-Blog). Die Erstausrichtung im Jahr 2009 ist als Geburtsstunde einiger Mythen fest in den quäldich-Annalen verankert. Unter anderem zeichnet der Abschlussabend bei Ivo im Jahr 2009 für das Märchen meiner Stärke im Abendprogramm verantwortlich, und der als Teilnehmer mitfahrende Torsten brachte uns nach einer im Chaos versunkenen Einrollrunde bei, dass zwei Gruppen und zwei Guides (damals Lukas und ich) nicht reichten, und man zwingend eine dritte Gruppe bräuchte. Die dritte Gruppe machte natürlich Torsten selber auf: der Guide No 1 war geboren. Und auch, wenn die drei Gruppen noch nicht wie heute entspannt, ausdauernd und sportiv hießen, war das doch eine der wesentlichsten Erkenntnisse der letzten zehn Jahre, die bis heute Bestand hat. Die Gruppen sind auch der Grund, warum du bei quaeldich-Reisen immer einen passenden Mitfahrer findest – egal auf welchem Niveau du fährst.
Bei fast allen Saisonauftakten in Ligurien war ich dabei, und habe somit jede Menge Erfahrung in Ligurien – und doch gab es auch nach zehn Jahren noch eine Überraschung für mich, wie dieser Rückblick berichtet.Natürlich haben wir in diesen zehn Jahren auch einige Sackgassen befahren, sowohl konkret in Ligurien, als auch bildlich auf unserem Weg zu einem ordentlichen Reiseveranstalter. Manche Sackgassen brachten dabei allenfalls eine Erhöhung der Ortskenntnis mit sich, andere stellten sich als sehr lohnenswert heraus. Dabei ist es erstaunlich, wie wenig sich in Chiavari selber in den zehn Jahren verändert hat. Jedes Jahr fühle ich mich, als würde ich nach Hause kommen, und jedes Jahr sind die Teilnehmer begeistert von der Lebendigkeit der Innenstadt und der Vielfalt der Restaurants, die wir abends ansteuern. Die Farinata bei Luchin, die Foccacia al Formaggio bei Ivo, die Antipasto Misto al Mare in der Cantina Reggiana sind immer wieder eine Reise wert. Und wer nie Trofie al Pesto und Panzotti con Salsa di Noci gegessen hat, sollte einmal nach Ligurien reisen.
Und die kulinarische ist nur die eine Vielfalt, die wir in Chiavari jetzt wieder genossen haben. Auch dort liegt der Schwerpunkt, bei aller Liebe zum Essen, natürlich auf dem Rennradfahren, und nach so vielen Jahren haben sich einige Highlights herauskristallisiert: die Woche startet in der Regel mit atemberaubenden Tiefblicken auf Genua, diesmal sogar garniert mit Blicken bis zu den beschneiten Westausläufern des Apennin. Sie geht weiter mit Touren weit ins Hinterland. Da dürfen Bocco und Biscia ebensowenig fehlen wie Portello und Barbagelata, natürlich garniert mit einem Pranzo di Lavoro im Refugio di Cacciatore in Montebruno. Hier hatten wir schon sensationelle Pasta al Cinghiale und letztes Jahr einen genialen Nachmittag, als wir kurzerhand die Tische auf die Dorfstraße in die Sonne stellten. Dieses Jahr war hier aber der Ofen der Anziehungspunkt Nummer 1, nach Nebel und bitterer Kälte auf dem Portello. Die gleißende Sonne auf dem Marktplatz von Varese Ligure, einem weiteren wunderbaren Pausenpunkt zwei Tage zuvor, erschien da nur noch als Nachhall längst vergangener Tage.
Was grandios beginnt, soll auch grandios enden, und so ist mittlerweile die Königsetappe in die Cinque Terre für mich der klassische Schlusspunkt hinter eine gelungene Ligurienwoche. Der Wettergott wollte es dieses Jahr aber anders. Da ab Donnerstag mit Regen zu rechnen war, schoben wir die Cinque Terre schon am Dienstag ein, als es noch trocken und sonnig, aber sogar am Meer in Vernazza empfindlich kühl war. Viel zu kühl, wie überall in diesem europäischen Frühling.
Entsprechend erschöpft waren wir am Donnerstag, als dann endlich der Regen kommen sollte und wir endlich den Ruhetag einlegen konnten. Es war bedeckt und kühl, aber es blieb trocken. Und erstaunlicherweise auch am Freitag, so dass wir tatsächlich noch auf unsere siebte Ausfahrt kamen. Die Luft war bei den meisten raus, was aber Henner umso mehr dazu anstachelte, seine schnellen Jungs noch für den Ghiffi zu mobilisieren. Wir Normalsterblichen begnügten uns da mit dem Forcella, einem wunderbar sanften Pass zum Ausrollen, und es waren eher meine Schäfchen als ich, die uns noch über den Romaggi peitschten. Natürlich musste die Woche mit dem Aufstieg nach Leivi enden, denn erstens geht Leivi immer, zweitens kann man den Wettergott mit einem Bergsprint auf Leivi gnädig stimmen, und drittens ermöglicht Leivi das Beenden des radsportlichen Teils der Woche mit einer Abfahrt bis vor das Hotel!
Die kulinarische Woche beendeten wir bei Luchin, nicht bei Ivo, wie die erste damals 2009. Aber Ivo hat nach zehn Jahren mit seiner Zuppa di Pesce für
die Überraschung und
das kulinarische Highlight der Woche gesorgt. Und das will hier in Chiavari etwas heißen! Diese und alle anderen Highlights der Region zeige ich dir gerne im nächsten Jahr beim
Saisonauftakt in Ligurien, vermutlich vom 30.3. bis 6.4.2018. Die Interessentenliste ist eröffnet!