27.03.2018,
silvi:
editor's note: um der um sich greifenden Abstumpfung des Berichterstatters vorzubeugen, kaufen wir heute einen Bericht aus dem Peloton zu. Danke, Silvia, für diesen sehr schönen Bericht aus Gruppe 2a.
Heute ist alles anders. Die Königsetappe in die Cinque Terre wurde aufgrund der etwas unbeständigen Wettervorhersage für die nächsten Tage auf heute vorverlegt: 135km und ca. 2600 Höhenmeter stehen auf dem Programm. Nur die Cappuccino-Runde spart sich ein Stückchen durch den Start mit einer Zugfahrt bis Levanto. - Und berichtet wird heute aus der sportiven (in basisdemokratischer Abstimmung am Frühstückstisch spontan beschlossen). So sportiv ging es bei uns aber anfangs gar nicht los, der erste Platten war noch in der Tiefgarage, für den zweiten (am selben Reifen) haben wir uns ein wunderschönes Plätzchen direkt an der Hauptstraße mit Blick auf die Bahnschienen ausgesucht. Jetzt mussten die ,,atmenden" Schläuche dran glauben; anders konnten wir es uns nicht erklären. Mit 30 Minuten Rückstand auf die ausdauernde Gruppe waren wir dann endlich auch auf dem Weg - heute zu sechst. Der erste Anstieg zum Passo della Mola rollen wir fröhlich weg, Beine lockern, sie fühlen sich wider Erwarten doch gar nicht so schlecht an. Dann stürzen wir uns in harmonischer Gruppenformation in die Senke, mit der wir dann gleich in ein von unserem Guide Henner angeführtes Mannschaftszeitfahren einsteigen. Hinten ist jeder konzentriert, den Windschatten zu halten, denn es pustet ordentlich von vorne. Das Zeitfahren endet erst, als wir die ausdauernde Gruppe am Beginn des nächsten Anstieges eingeholt haben. Gemeinsam fahren wir bergauf, ein paar Ausreißer gönnen sich ein kleines Battle. Oben angekommen werden wir sofort wieder weg geschickt. Wir seien die Unentspannten... Waaas? ;-) Das würde ich jetzt so nicht sagen... Ein bisschen bergab und bergauf geht es weiter und dann kommt der nächste längere Anstieg zum Passo del Termine. Wir werden belohnt mit einer atemberaubenden Höhenstraße mit Blick auf die Bucht. Über Foce fallen wir dann herab nach Vernazza, ein hübsches, jedoch von Touris eher überlaufenes Cinque Terre-Dorf direkt am Wasser. Auf dem Weg dorthin kommt uns der immer gut gelaunte Paul mit seinen Cappuccino-Schäfchen entgegen. Unten im Ort begrüßt uns die Polizei eher weniger freundlich: Fußgängerzone, absteigen.... Na gut... Wir schnappen wir uns schnell Pizza oder Focaccia, gehen noch zum Wasser, da trudelt auch schon die ausdauernde Gruppe ein. Wir schwingen uns gut gestärkt wieder auf die Räder und fahren denselben Weg wieder hoch, den wir gekommen sind. Bis Levanto genießen wir dann die Abfahrt und machen noch einen kleinen Abstecher zum Meer. Dann wartet nur noch ein Anstieg auf uns - irgendwo da oben soll der Pantani-Brunnen sein. Bis wir dort ankommen, wird es einsam, struppiges, von Waldbränden gezeichnetes Hinterland. Was auch immer in dem Wasser aus dem Brunnen wohl ist, ich hätte es jetzt gerne. Der Brunnen selbst ist eher unscheinbar und nicht gerade eine architektonische Schönheit.
Die Abfahrt von da oben ist nicht so steil, man kann die Kurven mit vollem Schwung nehmen, ein bisschen mit treten und die Kilometer fliegen dahin. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich mich über jeden noch zu fahrenden Kilometer, der so einfach dahin gleitet, freue. Und so fühlen sich auch die letzten 10 flachen Kilometer bis Chiavari gar nicht mehr so schlimm an. Morgen sind die Qualen wieder vergessen - ach, heute Abend sogar schon. So ist es immer! Wir quälen uns eben gerne - immer wieder, weil es so schön ist! B-)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute wollen wir es wissen und kratzen zum Abschluss einer wunderbaren Woche an den 3000 Höhenmetern. Bei einem Besuch in Ligurien darf ein Abstecher in die Cinque Terre nicht fehlen. Über den Mola erreichen wir das Varatal, das wir über den Scheiteltunnel verlassen. Über den Termine fahren wir nach Vernazza, einem der äußerst sehenswerten Orte der Cinque Terre.
Wem die Gesamtkilometerleistung zu weit ist, kann bis Levanto mit dem Zug fahren und spart somit 50 Kilometer / 1000 Höhenmeter.