07.09.2018,
hagen306:
Ja, die ursprüngliche Beschreibung hat nicht übertrieben - eine klassische Bergetappe. Fever!! Die Hufe scharren.
Die einzige Gruppe, die sich da noch moderat einrollt, ist die zwei. Paul kommt mit der Drei hinter uns besser durch die Baustellenampeln durch und sitzt uns triumphierend im Nacken. Aber nicht allzu lang, denn der Berg ruft. Die Eins bolzt derweil wahrscheinlich schon irgendwo am übernächsten Berg im VO2-max-Bereich herum.
Heute ist ein wenig der Tag der Zipperlein: Knie, Rücken, üble Sitzbeschwerden - unsere Tour fordert ihre Opfer. Daher nehmen wir den Portet d'Aspet auch eher als Preludium - die Karten werden heute ohnehin erst am Peyresourde auf den Tisch gelegt - wenn man noch einen Trumpf auf der Hand oder besser in den Beinen hat. Die Bergpunkte werden natürlich dennoch unter den üblichen Verdächtigen aufgeteilt, bevor es die schwierige Abfahrt runter und dann rein in den Menté geht.
und dann...jaa...andlich wieder km-lang bemalte Straßen mit Rennfahrernamen! Auch Didi Senft, der bärtige Tour-Teufel hat sich vor seinen Standort mindestens 5x verewigt - schön groß, damit die Regie des französischen Fernsehens ihn auch ja erwischt.
Kurz darauf waren wohl Fans von Warren Barguil am Werk. Ok: "Warren" verstehen wir. WaWa als seinen Spitznamen auch. Aber was bitte heißt W.B.? Ich - der ich mir heute beim Treten ein neues Hinterteil wünsche, entscheide mich für "Wie bitte?": Ist das real? Noch eine Kehre und noch eine und noch eine. Nebst Prozentenachschlag. - Da kann man auch mal auf ein Panorama verzichten und schön durch den Wald klettern und abfahren.
Anspruchsvoll gestaltet sich auf dieser Tour scheinbar das Ansteuern der Verpflegungspunkte. Da ist einfach zuviel Zug auf der Kette :-) Damit die Heißdüsen künftig den Foodtruck nicht verpassen, werde ich morgen einen von ihnen zum Attaquer ernennen, um bei allen für Laktateinschuss zu sorgen, der im Anschluss an die Scharmützel zu ruhiger Abfahrt führen sollte :-)
Die Überführung von St. Beat nach Luchon gestaltet sich gewohnt flüssig, die Reihe läuft. Noch etwas plaudern, denn die nächsten km zum Peyresourde werden eher einsam in der wieder hervorbrechenden Sonne. Feiner Rhythmus. Meditatives Leiden. Aber immer Heldengefühle oben an diesem herrlichen Wiesenpass.
Die Crepes-Bude hat - oh ja - offen und die Wirtin fragt doch sogleich, ob wir von quaeldich sind. Woran zur Hölle erkennt man das zwischen all den anderen Rennradfahrern hier oben? Sehen wir einfach nur am besten aus? Oder völlig kaputt? Oder hat sie tatsächlich das Lied gehört, das Ralfs bei seiner Schlussattacke sang (sowas gibt´s wohl nur bei uns)?
Nachdem alle Klamotten schon "crepisiert" sind, geht es in die Abfahrt - einen solchen Wohlgeruch darf der Letzte in der Abfahrt ("le hagen") nicht allzu häufig genießen - da ist dann schon fast egal, dass er bis ins Ziel im Stehen fahren muss. Morgen wird dann einfach noch ein Schwamm unters Sitzleder gepackt, haha...
P.S. aus Gruppe 1: Die Zusatzschleife mag heute keiner mehr - Mission accomplished, Olivier!
P.S: aus Gruppe 2: Zielsicher die strategisch platzierten Cafés angesteuert - Mission accomplished, Paul!
Ursprüngliche Beschreibung
Drei Pässe auf Etappe sechs - es wird wieder eine anspruchsvolle Etappe werden, die erfordert, dass man sich seine Kräfte gut einteilt. Doch es beginnt ganz zahm, zunächst geht es im Tal nur leicht bergauf, und der eigentliche Anstieg zum Portet d'Aspet ist eher kurz, sehr gleichmäßig und daher gut zu fahren. Die Abfahrt hingegen ist steil - hier ist Fabio Casartelli auf der Tour de France 1995 tödlich verunglückt, woran ein Denkmal erinnert. Die Auffahrt zum Col de Menté erinnert an die deutschen Mittelgebirge und liegt nach anfänglichen Abschnitten mit sehr schönen Tiefblicken zum Finale hin komplett im Wald. Die 20 km lange Talpassage entlang der Pique nach Bagnères-de-Luchon ist etwas eintönig, will aber überwunden werden. Dann fehlt nur noch der Col de Peyresourde, der zwar lang ist, aber nicht besonders steil und mit schönen Serpentinenhängen und guter Aussicht nochmal ein Highlight. Nach der Abfahrt ins Neste-Tal fehlen noch etwa 10 flache Kilometer bis ins Etappenziel Saint-Lary-Soulan.
Variante: Wer gute Beine hat, kann auch noch über den Col d'Azet fahren.