04.09.2018,
hagen306:
Ein fürstlicher Tag: Nicht weil wir heute durch das romantisch-beschauliche Fürstentum Andorra cruisen (LÜGE :-)), sondern weil wir den wahrhaft fürstlichen Envalira unter die Räder nehmen - das Straßendach der Pyrenäen. Halten wir uns nicht lange beim Vorpass (Canto) auf, sondern steigen gleich ein in den Riesen ein: Spätestens nach Encamp oberhalb von Andorra haben wir den Verkehrsmoloch besiegt. Die Beine kreiseln, es geht voran. Mancher Guide muss zunächst noch zügeln, mancher fortlaufend zur Attacke provozieren. Und mancher hat heute einen Schraubertag, es plattet diverse Male und das eine defekte Tretlager bekommen wir in Andorra trotz Zusage des Radladens dort nicht repariert - grrrr!!
Wie erging es Gruppe 1:
Nach einigen erfolglosen Motivationsversuchen lanciert Guide-Neuling Olivier oben am Envalira persönlich den Bergsprint. Immer wieder und wieder. Und siehe da, kurz vor dem Gipfel reagiert doch tatsächlich ein Fahrer mit einer wieder perfekt funktionierenden Di2 mit einer perfekt getimten Konterattacke. Das sitzt - erster Platz auf dem Dach der Tour und damit Gewinner des "Souvenir Jan Sahner".
Und Gruppe 2? Kurbelt flüssig smooth hinauf, Hagen testet das Bergwasser, das vom Hang hinunter läuft. Die Bergtiere sind da schon längst nach vorn ausgebrochen - sehr gut! Aber ich nutze die Zeit noch für Fotos und bin mal hier, mal dort in der Gruppe. Oben eine ordentliche Cola-Sause und auch Christian kommt trotz eigener Bedenken gut drüber über den Berg. Natürlich auch Cola für ihn!
Gruppe 3: Hat wie gesagt heute mit der Defekthexe zu kämpfen. Müssen wir halt durch. Und "Oldie" Helmut holt auf der Abfahrt mit Paul sogar wieder fast die vorher Abgefahrenen ein.
Und alle bleiben wir auf der feinen Abfahrt bis nach Ax les Thermes trocken - doch kein Gewitter, YEAH, YEAH, YEAH. Wenn uns nur zum Schluss nicht diese Touristenbimmelbahn ausgebremst hätte ;-)
So denne, gleich gibt´s wieder neue Energie für den morgigen Tag - dinnertime!
Ursprüngliche Beschreibung:
Dritte Etappe, dritter Staat. Heute geht es nach Andorra, zwar keine Perle der Pyrenäen, aber unvermeidlich, will man den prestigeträchtigen, 2407 m hohen Port d'Envalira mitnehmen. Ab Sort geht es jedoch erstmal über den Port del Cantó, dessen Straße zwar breit ausgebaut ist, der aber trotzdem nur schwach befahren ist und mit seiner rötlichen Felslandschaft auch was fürs Auge bietet. Kurz fahren wir im Tal, dann erreichen wir La Seu d'Urgell, wo die Straße nach Andorra abzweigt. Nun ja, wir müssten lügen, wenn wir Andorra, die Straße dorthin und die Straße hindurch als landschaftliches Highlight anpreisen würden. Hier sind ein bisschen starke Nerven gefragt, denn der Schnäppchenjäger- und Durchgangsverkehr ist auf unserer gesamten Tour hier am dichtesten. Doch sobald man mal die ersten Kilometer des Port d'Envalira hinter sich gelassen hat, der direkt in Andorra-la-Vella beginnt, die klotzigen Skistationen hinter sich gelassen hat, wird der Pass auch richtig schön. Und 2400 m Höhe sind eben 2400 m Höhe, so hoch hinauf gelangt man nirgends sonst in den Pyrenäen, und die Passhöhe des Envalira ist mit Sicherheit der hochgebirgigste Punkt der Tour. Die lange Abfahrt überquert dann bald die französische Grenze, und am Ende eines harten Tages erreichen wir Ax-les-Thermes, wo wir für zwei Nächte Quartier beziehen.