05.07.2018,
kletterkünstler:
Nach dem gestrigen Ampel-Stop-and-Go durch Bozen können wir uns heute vor dem ersten Berg des Tages mal richtig einrollen, wobei einige mergellandeske Kackwellen der Langeweile vorbeugen, den Kackwellenkünstler aber trotzdem nicht zu ekstatischen Jubelausbrüchen verleiten. Unverschämterweise mogelt sich die Tunneltruppe in der Startaufstellung vor, doch dieser Fauxpas wird schnell korrigiert. Erster italienischer Lutscher auf dem wundervollen Brenta-Radweg. Erste Streckenkonfusion beim Verlassen des Radweges. Erster Berg. Die Tunnelroller rollen wieder auf. Gemeinsam geht es unter wolkenverhangenem Himmel zum Passo Forcella. Erster Ausreißversuch des Verfassers. Ein Täuschungsmanöver, damit auf den Fotos nicht immer nur Hintern zu sehen sind. Der erneute Antritt, um wieder an die angestammte Position zu kommen, rächt sich. Martin rollt wenig später ran und vorbei. Das Gruppetto rückt näher.
Kalte Zwischenabfahrt.....achja heute ist es deutlich kühler als gestern.....dann der zweite Teil des Anstiegs hinauf zum Brocon. Zähes Teil. Rollerberg, zieht sich aber. Ich rolle auf Uwe auf und brauche eine Pause. Ein hübscher Rastplatz mit Brunnen und Bänken bietet sich zu einem kleinen Blind Date unter schattigen Bäumen an....nicht dass es Sonne hätte. Nach ein paar romantischen Minuten zu zweit geht es weiter. Oben ganz hübsch und kaum Verkehr. Alpines Plateau, es ist frisch. Verpflegung, also oben...endlich. Die Abfahrt ist etwas für Techniker. Eng, kurvig, unübersichtlich und Schlaglöcher en masse müssen hier und da auch umkurvt werden. Fast-Kollision mit einem Auto. Wildromantische Landschaft. Hoch wäre besser. Endlich unten Sturm auf der Brücke. Zwei Ausreißer der Tunnelgruppe schließen auf, warten aber auf den Rest.
Es geht direkt rein in den Passo di Gobbera. Erste Attacke des Guides, also meiner Wenigkeit. 250 Hm...genau meine Kragenweite. Doch die Flucht wird jäh durch ein "Platt"-Ruf von hinten beendet, der sich als Krampf entpuppt. Magnesium für Uwe, und eine Pause. Er fährt mit der entspannten Tunnelgruppe weiter. Derweil geben wir uns die Kante. Beschleunigen, Tempo verschleppen, beschleunigen. Kurz vor der Passhöhe bremst uns eine Baustelle aus. Ich bereite den Sprint von vorne vor, werde aber vom plötzlich auftretenden stürmischen Gegenwind überrascht. Sven sprintet von meinem Hinterrad mühelos vorbei. Verdammt! Nichtmal eine Bergwertung wird dem Guide gegönnt. Großartige Panoramen auf der anderen Seite. Guter Asphalt und zahlreiche Kehren lassen die Abfahrt zu einem Genuss werden. Der ein oder andere Fotostopp muss trotzdem sein. Gobbera: Die Überraschung des Tages!
Wir entscheiden den Cereda noch dranzuhängen. Armin schließt sich nach kräftiger Erleichterung seines Körpergewichts in Tonadico ebenfalls an. Später bereue ich es. Ich bekomme Bauchschmerzen und muss die drei ziehen lassen. Quälend langsam quäle ich mich diesen gemeinen Stich nach oben. Im Freien auch noch Gegenwind. Die Rettung in Form von mehreren schön übereinander gestapelten Kehren. Die zwischenzeitlich brennende Sonne hat sich zum Glück wieder verzogen. Runter ist schöner! Fast 90 Sachen auf der Geraden, die mich in die Gegenrichtung mit ihren Prozenten und dem Gegenwind noch so quälte.
Unten endlich eine Tanke mit Shop. Flaschen auffüllen und die letzten 10 km zur Bergankunft in San Martino gemeinsam hochrollen, was nicht ganz bis zum Ende klappt. Viel Verkehr, aber der Rolle ist tatsächlich ein Rollerberg. 17 Uhr durch fertig, Dusche statt Schmutzbier.
Unvergesslicher spät endender Abend im English Pub mit einem Chips-Käse-Oliven...-Buffet, das alles schlägt und reichhaltiger war als das Abendessen in Bozen. Nur der sturzbetrunkene aufdringliche Italiener war dann doch etwas lästig.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Das zweite Teilstück zwischen Levico Terme und San Martino beginnt mit einer 20 Kilometer langen Einrollphase durchs Valsugana, um die Beine warm zu fahren für eine erneut höhenmeterreiche, aber auch landschaftlich wunderschöne Etappe. In Strigno beginnt dann der langgezogene Anstieg zum Passo di Brocon. Ein Vorpass namens Passo Forcella ist bei Kilometer 30 erreicht, die Brocon-Passhöhe dann bei Kilometer 52. Der kleine Passo di Gobbera folgt auf dem Fuß, so dass wir nach Fiera di Primiero gelangen. Nun fehlen noch 700 Höhenmeter bis in den Wintersportort San Martino di Castrozza; wir haben also eine kleine Bergankunft heute.