21.07.2018,
silvi:
Bei schlechtem Wetter gibt es die schönsten Geschichten. Demnach sah das heute morgen nach einer Bomben-Story aus für unsere vorletzte Etappe von Cortina d'Ampezzo nach Belluno. Die Wettervorhersage war gestern Abend schon gruselig, das Team hat vier Varianten mit 0, 1, 2 oder 3 Pässen vorbereitet, und es war klar, dass wir von morgens bis abends nass werden. Und tatsächlich... das Prasseln der Regentropfen begleitete uns durch die Nacht, und auch als wir aufstanden, hat es draußen wie angekündigt ordentlich geschifft. Nichts desto trotz stehen alle pünktlich um 08:30 abfahrbereit vorm Hotel in diverser Regenmontur im Papageien-Design. Nur wenige entscheiden sich, auf direktem Wege flach ins Hotel nach Belluno zu fahren, die meisten wollen nun zumindest den Passo di Giau bezwingen. Und was den Regen betrifft, so hört dieser just zum Start auf. So ein Glück! Somit dampfen wir schnell unter unserer Regenmontur, als wir den Giau hochkurbeln und können tatsächlich die wunderschöne Aussicht auf die Dolomiten oben genießen. Mystisch! Die Gruppe 1 hat sogar noch Zuwachs von einigen Unerschrockenen aus Gruppe 2 und unserem Kameramann Stefan bekommen.
Die Abfahrt vom Giau nehmen wir bei den noch nassen Straßen vorsichtig, legen unten die Regenmontur ab und stärken uns kurz bei der Station von Waterboy Daniel, bevor wir den zweiten Anstieg zum Forcella Staulanza in Angriff nehmen. Der ist erheblich flacher als der Giau und es wird vorne ordentlich gedrückt. Die Jungs scheinen Venedig schon riechen zu können. Die Abfahrt führt uns auf trockenen Straßen bremsenschonend zur Mittagsverpflegung - wie soll es anders sein: mit Pasta! (Diese wird vemutlich bei vielen in den nächsten Wochen vom Speiseplan verbannt...) Aber es muss halt wieder Energie nachgeladen werden. Und dachte man die ersten Tage mittags noch "schon wieder essen?", hat sich bei mir seit Tag 3 ein pünktliches Hungergefühl um 11:40 eingestellt. Kaum sitzen wir im Restaurant, gibt es einen kräftigen Guss. Was für ein Timing. Leider nehmen den die anderen Gruppen noch mit, bevor sie ebenfalls im Restaurant eintrudeln.
Wir machen uns flott wieder auf den Weg, vom Abkürzen der Etappe spricht keiner mehr; es ist nämlich schon wieder trocken und auch relativ warm. Also nehmen wir auch den dritten Anstieg zum Passo Duran mit, wo sich der ein oder andere doch nochmal mitreißen lässt, einen rauszuhauen. Genau genommen ist es ja einer der letzten richtigen Anstiege der Reise (so steil wird es auf der letzten Etappe nicht mehr, dabei haben wir uns jetzt alle mit einer Durchschnittssteigung von >10% abgefunden...), und wir wären ja keine echten Quaeldich-Fahrer, wenn wir den nicht nochmal in vollen Zügen genießen würden (was auch immer das für jeden Einzelnen heißen mag). Nun kann ich langsam auch Venedig riechen.
Das Ende naht - leider! Pünktlich beginnt es am Pass zu tröpfeln, und wir fahren in Richtung Sonne ab. Rasant mit den Lokomitiven Tobi und Sebastian im Wind geht es mit der erweiterten Gruppe 1 zu den Hotels in Belluno. Sonne pur! Die beste Regenetappe aller Zeiten liegt hinter uns!
Und morgen ist das große Finale!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die vorletzte Etappe zwischen Cortina und Belluno ist eine ehrliche Alpenetappe. Drei Pässe. Dreimal rauf, dreimal runter. Und herrliche Dolomitenpanoramen. Was will man mehr. Direkt vom Start weg geht es in den langen Anstieg zum Passo di Giau, der das Tripel eröffnet. Schöne Kehren in felsiger Landschaft. Sensationell. Der zweite Pass, die Forcella Staulanza, ist eine Nummer kleiner, ist nichtsdestotrotz aber von den typischen Dolomitengipfeln umgeben. Und schließlich als Nummer drei der Passo Duran, möglicherweise der härteste Anstieg des Tages, aber die Euphorie über die imposante Landschaft wird uns schon hinauf tragen. Und dann wartet nur noch die lange Abfahrt nach Belluno.